— 94 — mann, der Präsident von zwanzig allgemeinen deutschen Lehrerversammlungen, aus: Alle recht geleiteten Lehrerversammlungen fördern das Wissen und Können der Schularbeit, wenn nicht direkt, so durch Anregung. Noch höher anzuschlagen sei, daß Charakterfestigkeit und Ehrenhaftigkeit in solchen Versammlungen gepflegt werden. Eine unausbleibliche Folge der Ver sammlung sei, daß eine idealere Auffassung des Lebens Platzgreife. Auch das sei nicht niedrig anzuschlagcn, daß die Besucher mit Berufsgenossen zusammenkämen. Es würden bei diesen Versammlungen Freundschaften fürs Leben geschlossen. Auch die festlichen Zugaben seien ein Gewinn für die Lehrer. Angenehme Rückerinnerungen seien für jeden Lehrer geeignet, ihn in der Einsamkeit aufzurichten und zu stärken. Die der allgemeinen deutschen Lehrerversammlung gemachten Vorwürfe wies Redner zurück. „Ich weiß nicht", schloß er, „ja, es ist sehr fraglich, ob ich in einer spä teren Versammlung wieder das Glück haben werde, in Ihrer Mitte das Wort zu führen. Nehmen Sie das heute von mir Gesprochene als ein Vermächtnis an mit Freundschaft und Nachsicht. Erhalten Sie sich die allgemeine deutsche Lehrerversammlung; Sie besitzen in ihr ein wertvolles Gut!" Nachdem sich der Beifallssturm gelegt hatte, beantragte Schuldirektor Kleinert-Dresden, die einzige These des Referenten (s. das Thema!) ohne Debatte anzunehmen. Dies geschah einstimmig. (Eine Antwort auf den Erlaß des Ministers v. Puttkamer, welcher besagte, daß durch Teilnahme an derartigen, dem eigentlichen Berufe-der Lehrer fremden Vereinigungen der regelmäßige Unterrichtsbetrieb in der Volksschule unter keinen Um ständen eine Störung erleiden dürfe!!) Den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bildete der Vortrag: „Die sittlich-religiöse und nationale Erziehung in der modernen Volksschule." Referent Lehrer Schumacher-Worms sprach lebhaft und begeistert. Als Resultat seines Vortrages schlug er folgende Resolutionen vor: 1. Eine innere Notwendigkeit der modernen Schule als Simultan schule ist die Aufgabe der religiös-sittlichen und nationalen Erziehung; 2. sie erteilt, um den bestehenden Thatsachen und Verhältnissen Rechnung zu tragen, mit Fug und Recht auch konfessionellen Religionsunterricht; 3. sie löst die Aufgabe der religiös-sittlichen und nationalen Erziehung mit allen ihr zu geböte stehenden Mitteln in der vorzüglichsten Weise. Pfarrer Bähring aus Minfeld in der Pfalz, ein Schüler Fröbels, betont im An schlüsse an den Vortrag, daß gerade die moderne Volksschule geeignet sei, religiös zu erziehen. Pestalozzi und Fröbel seien Christen gewesen mit ganzem Herzen. Die kirchliche Schule genüge den Ansprüchen der Gegen wart nicht. Nur Männer, die sich freigemacht hätten von theologischen Streitigkeiten, hätten die moderne Volksschule mit ihrem Denken erzeugt. Auf Vorschlag Debbes und Heinrichs erklärte die Versammlung an Stelle der drei Sätze des Referenten: 1. Die religiös-sittliche und nationale Bildung zu fördern, gehört zu den vornehmsten Ausgaben der Volksschule. 2. Sie erblickt in der Simultanschule keine Gefahr für die religiös-sittliche Bildung des Volkes und keine Schädigung des nationalen Gedankens. Schluß der ersten Hauptversammlung 12^ Uhr. Se. Königliche Hoheit