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Nendorf. Sie sind Brückenmundarten zu den nordböhmischen Gruppen der Überlausitzer Mundart. Die O b e r l a u s -i tz -e r Haupt Mundart b -e - st e h t aus drei mehr der weniger scharf a b - gesetzten Untergruppen. Die OrtSmunda-rt von Überoderwitz gehört zur östlichen Untergruppe. A. iM-att-hes faßt die Sprechweise -dieser Ortsmundarten als Untergruppe der „A - e r" zusammen, In diesem Ge biet wird das Verhältniswort i n mit a bezeichnet. Dieses Kennwort tritt jedoch auch in Gruppen außerhalb der Haupt mundart auf. Der Sprachbereich der „A-er" erstreckte sich nach Sen älteren Aufzeichnungen innerhalb der Hauptmundart etwa von Hittau bis zur iW-estgrenze der Amtöhauptmannschaft Löbau. Die Grenre verlief von Taubenheim durch das Eun-e- walder Tal auf Weißenberg zu. In Sohland an der Spree setzte die westliche Untergruppe der Haupt- mundart ein. Matthes wählte für diese Untergruppe die Bezeichnung „Ei-er", da hier das Verhältniswort in durch e i ersetzt wird. Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist das östliche a nach Westen vorgedrungen. Daß trotzdem eine Untergliede rung der Hauptmundart an dieser alten Grenzzone berechtigt ist, ergeben auch eine größere Anzahl anderer Abweichungen. Die politische Grenze der Amtshauptmannschaft Löbau ist wenig stens in ihrem südwestlichen Verlaufe eine Hemmstelle für die nach Osten vordringenden Spracheigentümlichkeiten Westsach- senS. Dieser stärkere westsächsische Einfluß auf das Sprach gebiet der „E i -er" ist durch die Mundartgeographie und durch die mundartlichen Onellen aus den letzten Jahrhunderten ein wandfrei nachweisbar. Bei den wirklichen Mundartsprechern ist jedoch kaum der Grad der Auflösung erreicht, wie er sich in vielen Mundartdichtunaen aus dieser Gegend widerspiegelt. Die vielen-, Abweichungen dieses Westsaumes der Hauptmundart können hier nur angedeutck werden. Sie finden sich im Sprach klang, Lautstand, z. B. besonders deutlich in den Selbstlauten bei der Abwandlung der H-eitwörter und im Wortschatz. Die Tasche im Arauenrock heißt im Ostgebiet „Häker". Der Westen kennt diesen alten Oberlansitzer Mnndartausdruck nicht. Dafür ist dort das um die Mutte des vorigen Jahrhunderts auch in das Gebiet der ,,A-er" ein-aedrungene lWort „Schubbsaa?" üb lich. . Der Brotschrank führt im Ostgebiet die Bezeichnung Bruthäusel, im iWe-stgebiet Speisekammer (Speisekammer) und andere. Von den lautlichen Abweichungen ist die Aussprache ver schiedener formen des Hilfszeitwortes sein herauszuheben. Der Wbsten gebraucht dafür s ein, die sich ihm anschließenden Ge biete der Gruppe der „A-er" s e n n. Dieses Kennwort s-enn kennzeichnet die m i k t l e r -e U n t e r g r u p p e d e r H a u p t - m u n d a r t. A. Matthes faßte die Sprechweise dieser Orts mundarten als ,,S enne r" zusammen. Die Abgrenzung die ser Sennerinsel ist für die Stellung der Ortsmundart von Oberoderwitz wichtig. Sie gestattet eine Untergliederung des Ostgebiets der Hauptmnndart in die mittleren ^Senner" und die östlichen „A-er". Die Untergruppe der „Senner" erstreckt sich von dem östlichen Grenzsaum der „Ei-er" bis etwa zur Vaasserscheide zwischen Ostsee und Nordsee im Osten. D i e Ostgrcnze zieht von Ebersbach, Wi alddorf, Ober- und Niedercunnersdorf nach Ebers dorf. In dem östlich anschließenden Gebiet der „A-er" ver wendet man wie im TFestiaum der Hauptmnndart „sein". Be reits in Neugersdorf und Walddorf ist wie in Oderwitz und in den übrigen Ortsmundarten der östlichen ..A-er" 's -e i n üblich. Ist schon das namengebende Mierkmal der „Senner" mit im Sprachklang begründet, so zeigen sich auch noch andere Ab weichungen im Lautstand. Auf das Gebiet der „Senner" ist der eigentümliche, heute stark verblaßte Hwielaut „oaü" be schränkt, z. B. Waaün gegen Wain (lWagen) im östlichen Gebiet der „A-er". Waiter klirrt das Oderwitzer Gebiet in einigen ^Worten vor ,,t" das „i". während von Walddorf— Neugersdorf nach Westen eine Dehnung -erfolgt, z. B. Ebers back: arme Schn-iete. a Schlitten. Oberoderwitz: arme Schnitte, a Schlitten. Die Leinewand heißt im Sennergebiet Lemd, in Oberoderwitz Leirn-d; die Trauung in Ebersbach -de Tränt, in Oberoderwitz de Träne. Es finden sich auch Unterschiede im Wortschatz. Die mundartliche Bezeichnung für nicht trockene Wäsche lautet in Oberoderwitz und in den östlichen Teilen der Amtshauptmannschaft Löbau „zäh", „de Wäsche is zähe". Im Bereich der Senner ist diese Bezeichnung ungebräuchlich. iWenden wir uns nun der O st g r e n z e der Haupt- mundart zu. Den Südosten der sächsischen Oberlausitz fül len die Ortsmundarten eines zweiten KürzuugSgebietes, die östlichen „Schlucker". An vielen Stellen ist jedoch zwischen die östliche Untergruppe der Hauptmundart und die östlichen Schlucker eine Ausgleichszone geschaltet, der Hir - tauer G r e n z s a u m. Hier durchdringen sich zunächst die beiden Mandartgruppen, Beispiele stehe bei der Darstellung der Nordgrenze der Hauptmnndart. Diese Ansgleichszone steht jedoch zugleich im unmittelbaren Strahlungsbereich Hittaus. Die Auflockerung der Mundart reicht von H-ittau nach Wussten etwa bis Hörnitz— —Eckartsberq. Nieder- und Oberoderwitz werden von den meisten Erscheinungen noch nicht -erfaßt. Die Verflachung -der UUundart zeigt sich ebenfalls wie an der "Westfront -der Hauptmnndart in Sprachklang, Lautstand und Wortschatz. Nur einiges sei angeführt: Es ver schwindet die i-durchtränkte Aussprache mancher Nkitlaute, z. B. Oberoderwitz: Ba-inder; Grenzzone: Bänder. Die Auf gabe mundartlicher Lautbildung zeigt sich auch in den :Mittel- stlben „age" und .,-ege". Oberoderwitz: geraink; Grenzzone: ge- rant (geregnet); Oberoderwitz: sain (alt), soin (jung); Grenz zone: soan (sagen). Der Hittauer Grenzsanm der Hanptmund- art gleicht die mundartlichen Besonderheiten aus. Auch schwin det der mundartliche ^Wortschatz. Die Ostgrenze der Amtshauptmannschaft Löbau zwischen Ober- und Niederv-derwitz ist fast ohne Ein fluß auf die Mundart. Hu den wenigen Abweichungen ge hören die Bezeichnungen für die Kartoffeln. In beiden Orten findet sich „de Abern". Nach einer Mitteilung von A. Förster lautet die älteste Eintragung über die Kartoffel im Schöppen buch zu Oberoderwitz „Erdbirnen" (k?72). Neben den Abern (Erdbirnen) kennt man in Oberoderwitz auch noch „de Abun" (Erdbohnen). In Niederoderwitz ist diese zweite Bezeichnung nicht allgemein üblich. Das Wart Abun tritt nur innerhalb eines kleines Gebietes auf, nach M-esten -bis Niederfriedersdorf —Ebersbach, nach Süden bis "Waltersdorf—Bertsdorf, nach Norden bis Anppersdorf—Niedercunnersdorf. Die Nieder- oderwitz-er Mundart ist nach Wasten, nach den Nkundarten der Amtshauptmannschaft Löbau ausgerichtet. Dies wird u. a. deutlich -in der Mnndartform für Donnerstag. Obcroderw-itz und Niederoderwitz nennen den Tag mit den sich westlich an schließenden Orten der Hauptmnndart Dnurschtch. Bereits -in Mittelherwiasdorf ivird in diesem Wort ein n eingeschoben, Dornschtch, Durnschtch. Die Wastgrenze von Durnschtch reicht im Süden etwa bis Bertsdorf—Hainewalde—Jonsdorf. Diese östlichen formen mit n dringen nach lWesten vor. Aebnl-ich liegen die Verhältnisse bei der Bezeichnung für Freitag; Ober oderwitz nnd Niederoderwitz: Arettch; Ntittelherwigsdorf: Are-itch. Von den sprachlichen Kleinräumen, die örtlichen Besonder heiten ihre Entstehung verdanken, sei nur die Bezeichnung für die Hornisse genannt. Sie lautet sonst in der Mundart de Hürnse, -de Hurns-e. In Oberoderwitz findet sich dafür gelegent lich die Aorm dr Hürnser, dr Hürnzer. Diese Bezeichnung mit auslautendem r ist -auf die Umgebung von Hörnitz beschränkt. Aür die Lage der Orksmundart von Oberoderwitz -ist auch die Nordgrenze -d-ee Haupt mundart wichtig. Im angrenzenden Nordosten verzahnen sich d-i e öst lich e n Schlucker wechselseitig mit -der sich an ste westlich anschließenden Gruppe der „Klinger". Die Oberlausitzer Mundartgruppe der Klinger erstreckt sich nach Westen etwa bis Wdißenb-erg—Rosenhain—Kunwersdorf a. E. Im Süden schwinden ihre Svracheiaenarten ungefähr an der alten Süd grenze des Eigenschen Kreises. Das n-amengebende Mdrkmal dieser Gruppe, „die klingenden Endungen", nämlich der lleber- ganq von n d zu n a in einiaen lWorten, reicht bis Neun dorf—Dittersdorf a. E. nach Süden, z. B. hing, ahinger, fing,