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50 Gbsrlausitzer Heimatzsltung Nr. 4 Schornstein, Treppengeländer oder gar obscöne wie Kloake, Abortdeckel und andere. Alle anderen Namen kann man meist in vier Gruppen einteilen, wobei man aber immer berücksichtigen muß, daß eine Deutung der Namen oft auf Schwierigkeiten stößt und ganz unmöglich wird, wo durch Wanderung des Namens in andere Gebiete die Deutung unsicher wird und die laut liche Veränderung den Namen entstellt hat. So kann der Name Kirschstein sowohl von Kirsche als auch von Kirsten und damit von Christian abgeleitet werden. 1. Der Vorname wird Familienname Zahlreich sind die germanischen Namen, die gern als Vornamen gewählt werden, und in denen sich die alten Ideale unserer Vorfahren wiederfinden, die von Kampf (hild, gund, wig), Sieg, Waffen fger, brant - Schwert), Jagd, Mut und Kraft erzählen. Diese Namen zeigen eine fast regelmäßige Zusammensetzung aus zwei Gliedern: Konrad fvon kuon - kühn), Hartmut, Bernhard, Hermann, Berthold fvon Berchta), Hartwig, Helmig, Siegfried, Gün ther, Reinhard fregin - klug), Hildegard, Gertrud, Wal burg (wal - Schlachtfeld), Krimhilde usw. Gar bald aber verblaßte die Bedeutung dieser Namen, woran vor allem auch das Eindringen des Christenglaubens Anteil hat, die Namen wurden lediglich ihres Wohlklanges wegen gewählt, und das zweite Wort sank herab zu einer Nachsilbe und verschwand als solche oft ganz. Dialektische Abwandlungen schufen nun auf diese Weise ganz neue Namen. Aus Diet rich entstanden Dietz, die Verkleinerung Dietzel, Dietsch und Dietzsche weisen auf schweizerische, Thiel und Thiele auf schwäbische und Thilke auf niederdeutsche Umgestaltung hin. Dieter, Dieck, Tieck und Tieüge haben alle dasselbe Stamm wort. Siegfried erkennen wir wieder in Seifried, Seifert, Seufert, Seyffarth, Siegelt, Friederich in Fritz, Fritzmann, Friedemann, Fricke und Fritzsche, was wiederum den schweizerischen Einfluß verrät. Aus Heinrich wird gebildet Heinz, Heinke, Heinicke, Henke, Heinze, Hinze. Dabei kann man beobachten, daß die Betonung in den einzelnen Gegen den eine ganz verschiedene ist, was wir schon an dem in unserer Gegend häufigen Vornamen Marie feststellen kön nen. Am verbreitesten ist wohl die Betonung Müri(e), weni ger häufig Mari(e), und in Mitteldeutschland die Aussprache des „s": Maris. So sind auch bei der einseitigen Bewertung der ersten Silbe im Oberdeutschen Heinz, Heinke im Nieder deutschen, das die zweite Silbe betont, Riches, Rikus, Rix gebildet worden. So entstanden aus Jakobus oberd. Jäckel, Jack, Schack, niederd. Kobus, Köber, Köbling, Köpke: aus Andreas oberd. Anders, Enders, niederd. Drees, Drewes: aus Nikolaus oberd. Nickel, niederd. Klaus. Aus dem ersten Teile des Namens Bernhard entstehen Bernd, Bär, Betz, Bertsch, Behringer, aus dem zweiten Teile Hartmann, Har tung, Hartwig, Härtel. Der erste Teil von Kuonrad gibt die Namen Kühn und Kühne, Kunz, Künzel auch Günzel, was aber auch von Gunther abgeleitet werden kann, Kienzel, Künzelmann und Kunat, der andere Teil Rat, Radeke, Räder, Rädler und Rademaun her. Dialektische Abänderun gen, die sich meist auch in den Endungen zeigen, verraten häufig die Gegend, in der dieser Name entstanden ist. So wird das mitteldeutsche Neumann in den thüringischen und hessischen Ländern zu Naumann und heißt niederdeutsch Niemann. Die Endungen li und lin lBertli, Böcklin) sind alemannisch, el (Barthel - Abkürzung von Berthold), Här tel, Holzel, Günzel, Riedel, Hempel (von Hans abgeleitet, ebenso Hensel) stammen aus Süd- und Ostdeutschland, le (Hille, Gable, Wölfle, Friedle) sind schwäbisch, che, chen (Hirche, Simmchen, Blütchen) mitteldeutsch, ke, ken (Henke, Tömpke, Berken) niederdeutsch und das fast slawisch klin gende tsch (Dietsch, Diebitsch, Fritsche) ist aus dem Schweizer deutsch entstanden. Die Endungen ner (Mildner, Elsner, Hübner) sagen uns, daß die ursprünglichen Träger dieses Namens Witwensöhne oder uneheliche Kinder waren und einfach nach der Mutter der Sohn der Milda, Elsa usw. ge nannt wurden. 2. Die örtliche Bezeichnung als Familienname Dem Vornamen durch das Wörtchen von den Orts namen beizufügen, war früher allgemein üblich und galt nicht etwa als Adelsbezeichnung, erst später wurde das ein Vorrecht des Adels. So ist 1370 ein Heinrich von Bischofs werdern in Löbau genannt, 1883 Sibille von Polenz, 1610 Nikol von Reckenberg usw. in Neukirch. Aus dem Bautzener Gerichtsbuche von den Jahren 1433—1437 können wir ent nehmen, Sah es allgemein üblich war, den Ort mit htnzu- zufügen, so erscheinen als berüchtigte Diebe Cleyn Hansschn von Newinkirche (Neukirch), Gute Hans von Soland, Lo- rencz von Beöirwicz (Bäderwitz). Da unsere Lausitz um 1000—1200 von süddeutschen und fränkischen Einwanderern in der Hauptsache besiedelt wurde, so nannte man die Kolo nisten vielfach nach ihrem Heimatland, so entstanden die Namen Sachse, Franke, Hesse, Beier, Deutschmann und Dutschmann, Deutscher, Böhme, Unger, Thüringer, Friese, Meißner usw. Dabei erhielten manche Namen eine über tragene Bedeutung und man bezeichnete alle Tuchhändler als Meißner, well dieses Gewerbe in Meißen blühte, und da die Friesen Meister im Kanalbau waren, nannte man alle diejenigen, die sich auf Wasserbauten verstanden, Frie sen, wie man heute noch alle Melker in den Rittergütern mit Schweizer bezeichnet. Nach den verschiedenen Örtlich keiten, an denen sich die neuen Siedler (Neumann) ihr Haus bauten, entstanden nach dem Dorfbache genannt Bach, Bächler, Bachmann, an der Brücke wohnte der Brugner, Bruger, Brückner, Brückelt, am Berge der Berger und Bergner, da im Norddeutschen Hügel - Bühl und Brink ist, so nannte man Einwanderer aus dieser Gegend Bühler und Brinkler oder Brinkmann: an der beim Roden ent standenen Halde wohnte der Halder und Haltner, und aus der Schweiz, wo man einen Berg auch Kogel nennt, kam der Kügler und Kegler. In der engen Dorfgasse war das Haus des Gaßner, Geßner und Gehler, aber der Bauer, der einen großen Lindenbaum vor seinem Gute stehen hatte, der die ganze Einfahrt überschattete, wurde Lindner, ein anderer Eichler, Kestner (Kesten - Kastanie), Felber (Felbe - Weiöenbaum), Holdermann (Holder - Holunder), Buchner, Fichtner genannt. 3. Amt und Beruf als Familienname Der Ursprung der Unsitte, jemanden durch öftere Nen nung seines Berufes oder Amtes zu kitzeln, daß er endlich der vorgetragenen Bitte wohlwollend entgegentritt, woraus gerade in unserer Zeit die lächerlichsten Titulationen ent standen sind, reicht scheinbar sehr weit zurück, und so sind eine Unmenge Namen gebildet worden, die Amt und Be ruf der Vorfahren nennen: Das Dorfoberhaupt wurde früher Schultheis oder kurz Schulze genannt, daran erinnern Schulze, Scholz, Schölte, Obermann, Oberst. Der nach die sem angesehenere war der Ortsrichter, daraus entstanden: Richter, Hofrichter, Schöffe, Schöpf, Schöps. Angesehene Stellung am Hofe des Ritters hatten der Verwalter oder Vogt, Voigt, in Süddeutschland Keller oder Schaffner ge nannt, als ältere Bezeichnung finden wir auch Meier, Hof meier, Hofmann und Hoffmann kann aber ebensogut einen Besitzer eines eigenen Hofes bezeichnen. Zöllner, Zoller, Münzner waren Beamte des Fürsten, und Glöckner, Küster? Kirchner und Meßner deuten auf Beziehungen zur Kirche hin. Nicht recht zu deuten weiß man die oft vorkommenden Namen Herzog, Graf, König, Kaiser, Bischof. Die Namen können aus Verspottungen, besonders würdigem Auftreten oder Ähnlichkeit mit diesen Würdenträgern entstanden sein. Die Landwirtschaft ist vertreten in den Namen Bauer, Bau mann, Baumgarten, Hofmann, Höfler, Lehmann (der ein Stück Land vom Ritter als Lehen bekommen hatte), Stad-