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S76 Gberlausitzer Hsimatzeitung ändert hatte, wurde die vorgesehene Rast am Turme ge strichen und dafür das neue Naturfreundehaus einer ein gehenden Besichtigung unterzogen. Die stilgerechte Baude liegt schmuck und sauber am Nordostrande der Höhe und gewährte einen ausgeglichenen, umfassenden Blick auf das Ouellgebiet der Kamnitz, das sonderbarerweise vom Nebel vollständig frei war. Mächtige Wälder vom Taubenhaus und Sichhübel einerseits bis an die Fenster des Baues, nur durch, den Weiler Christianstal unterbrochen, wirken äußerst wohltuend auf das Auge. Nach halbstündiger Rast, am stark belebten Turnfestplatze vorbei, ging es nun zum Seibthügel. Die schmucke, vielleicht an sonstigen Tagen etwas zu kleine Gebirgsvereinsbaude war zur D-4 stündigen Mittagsrast auserkoren. Während derselben lichtete sich der Horizont allmählich. Die noch verschwommenen Schatten risse des Jeschken ließen noch Besseres erhoffen. Nach halb stündiger Wanderung auf einem neuen näheren Wege wurde Josefstal um 13^ Uhr erreicht. Stunde währte die Besichtigung einer Schleifmühle, in welcher der Besitzer Berthold Pusselt das Glasschleifen zeigte und erklärte. Die Ortschaft stand im Zeichen der „Fahrt", eine Art Kirchen fest, Jahrmarkt und Vereinsveranstaltungen in harmo nischer Mischung. Über Antoniewald, das wiederum ein Feuerwehrfest abhielt, führte der Weg nach Albrechtsüorf und dann auf den Spitzberg. Es nahm nicht wunder, daß hier ebenfalls Festgetrtebe herrschte. Der Bruderverein, der Gebirgsverein Albrechtsdorf, feierte sein 20 jähriges Be stehen. Der Eintritt wurde entgegenkommenderweise pau schaliert. Die 2t4 stündige Rast gewährte einen prächtigen Rundblick bei nunmehr herrlichster Fernsicht. Riesengebirge, Kozakow, Jeschken und Tafelfichte grüßten von der Ferne. Am Fuße des Kegelberges bildeten saubere Dörfer eine Perlenkette in lieblichen Tälern. Im Freien später la gernd, angesichts der prächtigen! Bergwelt, umrauscht von den Klängen heimischer Weisen und den Volksliedern, welche die Musikkapelle erklingen ließ, fiel es schwer, den Abstieg nach Tannwald—Schumburg anzutreten. Auf meist ungemarkten Wegen langte man eine Stunde vor Zug abgang an. Leider war die Gastwirtschaft ihrer Aufgabe trotz Bestellung kaum gewachsen. Doch schließlich hatte jedermann sich für die Bahnfahrt gestärkt und es begann die Heimfahrt über Reichenberg nach Zittau, wo der Verein um 22.44 Uhr etntraf. Eine Oberlarrsitzer ZinnmedaMe. W. Haupt, Webrsborf. Die Münchener Münzenhandlung Otto Helbing Nachf. stellte dem Verfasser einen reich bebilderten Auktionskatalog zur Verfügung, aus dem uns im besonderen eine Lausitzer Denkmünze interessiert. Sie erscheint als Nr. 878 auf Seite 77 und Tafel XXIII. Ihr Durchmesser ist, in Anlehnung an den Wortlaut de» Katalog» wie folgt zu beschreiben: Vorderseite: Abbildung eines Baumes unter dem strah lenden hebräischen Goitcsnanien. An der Baumkrone länglich rundes Schild mit 6. VV. O. v. U. Zu beiden Seiten in vier wage rechten Schriftzeilen: Denk — msbl/ckes merlc — vürcligSn / — xes/ck. 11. ^pr. — 1791. Zweiteilige Umschrift: Samuel »der nabm ru, u. cker — Herr vear mit Ido, 1. Sam. Z, v. 19. Rückseite: In 11 verschieben langen Zeilen Fortsetzung der wagerechten Schrift der Vorderseite: ^Is/Sr. ilxceilevr, cker stoobxebo. / u. docdvvürckixe 6rak u. tterr/Oeorxe sVillkelm ckes Neili./Köm. kleickrs 6rak v. üopkgartdsn, / 8r. Xurk. Durckck. ru Sachs. döckrstdestallter / Saurier / unck ckes hoben SBkts ru Meissen Domherr, / als ?robst ckvs bockveürck. Dom/ sttikt» ru St. ?etri in stnckissin / lastalliret Karck. Der langen Rede kurzer Sin» ist der, daß der Graf Georg Wilhelm von Hovfaarthen am 11. Avrtl 1791 al» Propst de» Bantzener Domsttft» installiert wurde and baß diese» .denkwürdige" Ereignis der Nachwelt nicht vor- enthalten werden durfte. Man ließ deshalb die vorliegende Denk münze anfertigen. Sie erweckt den Anschein, al» wäre sie graviert >»L daher einmalig. Beobachtungen an andere» ähnlichen Ztm»- Medaillen machen aber wahrscheinlich, baß auch die vorliegende im Gutzvcrfahren hergestellt wurde und daß daher auch noch ander» Exemplare der gleichen Denkmünze vorhanden sein können. Als Meister der insgesamt SS bisher bekanntgewordenen Oberlausitzer Zinnmebaillen, die anscheinend sämtlich aus der Bautzener Zinngietzerei hervorgegangen-sind, kommt ein Meister Joh. Gottl. Ebmann in Frage, dessen Namen auf eine, Denkmünze von 1776 und einer von 1800 genannt ist, besten Tätig keit sich somit auf etwa ein Vierteliahrhundert erstreckt hat. Es muß damals, vor allem in Bautzen, aber auch an andere» Orten der Oberlausitz, ein beliebter Brauch gewesen sein, allerlei festliche Anlässe, die zur Ausprägung einer amtlichen Medaille nicht hinreichten, durch Ausgabe persönlicher Denkmünzen für di« kommenden Geschlechter festzuhallen. Neben Eheschließungen und Leichenbegängnissen feierte man auch bestandene Prüfungen, ehren solle Ernennungen, ein langjähriges Dienstjubiläum, einen „glik- ltchen Schuß am Königs Schissen" und andere weltbewegende Er eignisse durch zinnerne Denkmünzen. Neben ehrsamen BürgerS- samilien pflegten auch adelige Standespersonen diese Sitte; auch das Domstift war ein Abnehmer Meister Ed manns, wie un» die vorliegende und eine weitere Medaille beweist, die Edman« dem neuerwählten Domstiftdekan gewidmet hat. Ueber bas Gebiet der Oberlausitzer Zinnmedaillen schon jetzt :ine znsammenfassende Abhandlung zu schreiben, wäre verfrüht; denn es ist anzunehmen, daß in fast 28 Jahren mehr als knapp 10 Arten entstanden sind. Da sie alle nur familiären Charakter haben, ist es nicht verwunderlich, daß sie bis letzt nur zum kleinen Teile bekannt geworden sind. Bei der Mehrzahl muß man wohl mit dem vollständigen Verlust rechnen; ein beträchtlicher Teil aber -vird sich noch unter anderen Kleinigkeiten aus der Zeit, „als der Großvater die Großmutter nahm", erhalten haben und ein mehr »der weniger gering geachtetes Dasein fristen. Diesen mißachteten Ueberresten einer vergessenen Zeit und ,'ines verlorengegangcnen Brauches wieder zu einer gewissen Achtung zu verhelfen, ist die Aufgabe dieser Zeilen. Es wirb !eöer gebeten, vor allem die Angehörigen alteingesessener Fami lien, unter seinen alten Sachen sich nach derartigen unförmigen alten Scheiben aus unedlem Metall, das meist vom Alter ge- ichwärzt sein dürfte, umzusehen und sie bekanntzugeben. Gelegen- seit, solche Medaillen im Original anzusehen, ist im Bautzener Ltadtmuseum gegeben, wo im ersten Stock bei sonstigen Münzen and Denkmünzen auch diese in beträchtlicher Anzahl ausge- tellt sind. Wer sich von den alten Familienandenken nicht auf die Dauer rennen will, möge sie wenigstens vorübergehend der Geschäfts telle der „Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Ober- äusitz zu Bautzen" Stieberstraße 36, oder dem Verfasser dieses Aufsatzes überlassen. Es genügt auch schön schriftliche Mitteilung: >ie Münzen werden dann gern abgeholt und das Porto auf Wunsch erstattet. Möge diesem Aufruf ein recht guter Erfolg beschieden sein, nöge er recht viele neue Denkmünzen ans Tageslicht bringen ielfcn zum Anken unserer Lausitzer Heimatforschuna und Fami- engeschichte! Werbt für die Gberlausitzer Heimatzsitung! 0»» bl»«» «Zar gutan KUeksk Lrsllclnss. ^ktiendisre. kk. Weine unci Liköre. Vor- nekmerksmiUenverkekr. Oemüti OestrLume,sctrvnerßserüuinig. LasI, kerrlicLer 8cda1>1^er (Ferien, Veroinsrimmer. ttuk d7r. 2750. rlsne Sentrtung. ttocdncktunkssvoU Wsltvr VLstz u. krnn. Der Cinsendungstermin von Deiträgen für die „Oberlausilzer löeimatzeitung" ist stets der Montag der Wocke, in welcher die Zeitung erscheint Wir bitten unsere Mitarbeiter und die Berichterstatter von Vereins berichten, diesen lag innezukasten, da sonst Verzögerungen in der Verstellung unvermeidlich sind.