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Hs(Dberlausltzer Helmatzeiiung'Nr. 6 in bemerkenswert guter Ausstattung ein ausgezeichneter Kriminalroman, der sich „Rob Wests Probestück" betitelt und als willkommenste Unterhaltungslektüre bezeichnet werden darf. Wenn es auch zu bedauern ist, daß sich der geschätzte Heimatschriftsteller in letzter Zett von dem von ihm so erfolgreich gepflegten Gebiet der mundartlichen Dichtung abzuwenden scheint, so kann man es ihm doch keinesfalls verargen; denn ein Lausitzer Dialektdichter, der im wesentlichen auf den Ertrag seiner Feder angewiesen ist, wird im allgemeinen der Notwendigkeit von Marien- bader Kuren enthoben sein. Mit besonderer Genugtuung stellen wir fest, daß der Verfasser auch in diesem Falle sein bisheriges künstlerisches Niveau nicht verlassen hat, son dern im Gegenteil mit Erfolg bemüht gewesen ist, den in der Literatur nicht besonders geschätzten Kriminal roman auf eine höhere Stufe zu heben, als wir bei dieser Gattung von Getstesprodukten für gewöhnlich antreffen. Im Gegensatz zu den bekannten Hintertreppenromantikern vermeidet die reiche Phantasie des Dichters alle Orgien und Purzelbäume; er baut die äußerst spannende Hand lung der Erzählung auf dem Boden strenger Logik auf, verläßt niemals das Reich der Wahrscheinlichkeit und der künstlerischen Aesthetik und weiß den Leser von Anfang bis Ende vollständig in seinem Bann zu halten. Es ist ein Werk, das man mit wirklichem Vergnügen liest. Der er staunlich billige Preis des sorgfältig ausgestatteten Buches begünstigt die Empfehlung des gedigenen Romanes in be sonderem Maße. Bruno Reichard. „Geschichten aus einer kleinen Republik". Von Franz Rösler-Schirgiswalde. Druck u. Verlag von Alwin Marx, Buchdruckerei und Zeitungs-Verlag, G. m. b. H., Reichenau i. Sa. Preis 1,50 RM. Freunde der Heimatliteratur werden es mit Freuden begrüßen, zu hören, daß von dem beliebten Erzähler Franz Rösler wieder eine Neuerscheinung vorliegt, die an Wert den früher erschienenen Werken keineswegs nachsteht. Wie schon der Titel andeutet, handelt es sich bei diesem Buche um die lebensgetreue Schilderung von allerhand denk- und merkwürdigen Begebenheiten in und um Schirgiswalde aus der Zeit, da das kleine Städtchen an der Spree ein unabhängiges, herrenloses Gebiet und sozusagen eine Art Republik bildete (vor reichlich hundert Jahren). Der weit und breit geschätzte Verfasser hat es sich nach seinen eigenen Worten nicht verdrießen lassen, zwei Jahrzehnte hindurch Streifzüge unter der Bevölkerung des Städtchens zu unter nehmen und nach Erzählungen und Erinnerungen aus der Vergangenheit des Ortes zu forschen, um der aufhorchen den Nachwelt bleibende Bilder aus diesem so eigenartigen und reizvollen Geschichts-Abschnitte zu vermitteln. Daß die einzelnen Erzählungen aus dem Munde glaubwürdiger Gewährsleute stammen, macht die Sammlung umso wert voller. In zwölf Abschnitten werden die verschiedensten Episoden ernsten und heiteren Charakters anschaulich und fesselnd zugleich detailliert. Da lernen wir das an Aben teuern reiche Leben des berüchtigten „böhmischen Wenzels" und seiner räuberischen Spießgesellen kennen, ferner die Freuden und Leiden des Pascherbetriebs, wie er zu da maliger Zeit in jener Gegend im Schwünge war. Zwei andere Kapitel handeln von der ewigen Jagd nach dem Glück durch das bekannte „böhmische Lotto", das ja nun auch längst der Vergangenheit angehört — ein Zeitdoku ment für sich. Äußerst spannend ist auch das Schicksal eines Flüchtlings — eines französischen Abbee — geschildert, ebenso die Geschichte „Ein unheimlicher Gast", deren Mittel punkt ein verblendeter Sprößling eines altsächsischen Adelsgeschlechtes ist. Gleiches Interesse kommt den übrigen Kapiteln zu, auch wenn sie hier aus Raummangel nicht mit aufgezählt sind. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß wir es in diesem Falle mit einer Neuerscheinung zu tun haben, die regsten Absatz rechtfertigt; lasse sich daher nie mand die geringen Anschaffungskosten gereuen. Der In halt des Buches ist nicht bloß angenehme Unterhaltungs lektüre, sondern vor allen Dingen ein getreues Spiegel bild aus vergangenen Tagen, der sogen, „guten, alten Zeit", das für immer festgehalten zu werden verdient. „Schnaakn aus« Mütznzippl". Gereimtes und Ungereimtes aus der Oberlausitz von H. Schürf. Dritter Plee- d'rch. Verlag Werner Klotz, Zittau. Preis 1,20 M. H. Schürf — unter diesem Decknamen verbirgt sich eine bekannte Zittauer Persönlichkeit — hat sich schon seit geraumer Zeit schriftstellerisch mit beachtlichem Erfolg unter seinem bürgerlichen Namen betätigt, ist aber erst an der Schwelle des Greisenalters zur intensiven Pflege der mundartlichen Humoreske in Versform und Prosa über gegangen. Auf diesem Gebiete entfaltet er eine für seine Jahre geradezu erstaunliche Emsigkeit und ist Linnen zweier Jahre mit in die vorderste Reihe der mundartlichen Lau sitzer Dichter gerückt. Vor zwei Jahren erschien das erste, soeben bereits das dritte Bändchen dieser launigen Schnur ren. Unter dem „Mütznzippl" ist die sächsische Oberlausitz angesichts ihrer Gestalt auf dem Landkartenbild zu ver stehen; diese Schnaken sind aber liebenswürdige Tierchen und haben mit den gefürchteten Stechmücken nicht das Ge ringste zu tun. Der dritte Band steht seinen beiden Vor gängern in keiner Hinsicht nach; der Verfasser besitzt be merkenswerte Erfindungsgabe, Gestaltungskraft und un erschöpflichen Humor, der sich niemals scheut, die Dinge beim richtigen Namen zu nennen und gelegentlich auch vor gesunder Derbheit nicht zurückschreckt. Vor allem beherrscht er die Mundart wie selten einer. Besonders bemerkenswert sind diesmal auch die Ausführungen des Vorworts, denen wir uns in jeder Beziehung anschließen möchten. Was der Verfasser hier leistet, ist wohlverstandener Dienst an der Heimat. Die meisten dieser launigen Dichtungen und Ge schichten eignen sich gut zur rezitatorischen Verwertung bei Lausitzer Heimatabenden und dergleichen. Wir können nur ehrlich wünschen, baß Papa Schürf noch recht viel so lustige Schnakenschwärme ausbrüten möge! Wir lassen sie uns gern gefallen. Bruno Reichard. * Auf S. 80 dieser Zeitschrift ist das Buch „Grotzböhmer- land" besonders uns Grenzdeutschen warm empfohlen. Tat sächlich reichen unsere Beziehungen tief ins Böhmerland hinein, wie z. B. ein kürzlich eingetroffener Brief aus Neöoweska zeigt (das Dorf liegt 20 Kilometer südlich von Böhmisch-Leipa). An Herrn in Hirschfelde, Sa. „Wir freuen uns immer sehr, wenn Brüder aus dem Deutschen Reiche zu uns herübergepilgert kommen. Wir wollen auf unserm Spitzberge an Stelle des alten, morsch gewordenen, 4 Meter hohen Holzkreuzes ein Eisenbeton kreuz s!) oder ein Steinmal oder gar einen Turm errich ten. Vorhanden sind leider erst 320 Kronen." — Die Mit glieder des Verbandes „Lusatia" würden sich also ein Ver dienst erwerben, wenn sie jene Heimatliebenden besuchten, ermunterten, berieten. Nedoweska ist ein beliebtes Wander ziel in der Daubaer Schweiz. Der Prospekt über Rudolf Gärtners Buch: „Bnmbhntt, dr äbrlausitzer Hexnmeestr" liegt erst der heutigen Auflage der „OHZ." bei. Er enthält Text- und Bildproben des heimatlichen Sagenwerkes, das einen regen Absatz ver dient und wie die „Sagen aus der Lausitz" vom Verlag Hegel L Schade, Leipzig, Querstraße 14, zu beziehen ist. Dr. med. H. Schulze's Fregalin führt dem Blut hoch wertige Nährstoffe zu und bewirkt dadurch eine Blutreini gung und eine hervorragende Nervenstärkung. Wir ver weisen auf die Beilage in dieser Nummer. Auf Wunsch ver sendet Dr. med. H. Schulze G. m. b. H., Berlin W. 30, um sonst und portofrei eine aufklärende Broschüre und eine Probeschachtel dieses Mittels.