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Nr. 6 Gberlausitzer Hslmatzeitung 87 Der Battenberg, der von den ersten Kolonisten um 1200 wegen des häufigen Vorkommens von Raseneisenerz Jsin- berc genannt wurde, führte bis Mitte des 18. Jahrhunderts meist den Namen Falkenberg. Der Freiberger Markscheider Matthias Oeder schreibt in seiner trefflichen Karte, die er für die Geheimkanzlei des Kurfürsten August im Jahre 1586 anfertigte, „Falckenbergk, ein sehr hoch bergk". Johann Michael Weiß war 12 Jahre Diakonus in Steinigtwolms dorf und schreibt 1729 in der „histor. Beschreibung des Chur fürstlich Sächsischen Amts, Schlosses und Stadt Hohnstein": „Der Falckenberg, so ein Stück des Hohwaldes und die Wurzel dieses Gebirges ist, heißet also wegen der vielen Raub-Vögel, Falcken und Stößer, so sich darauf aufhalten und sehen lassen." Daneben gibt es auch die Bezeichnung „Hochwaldt, Huhwald, Hohe Wald" für den Berg selbst. Erst zur Zeit des um unsere Heimat so verdienstvollen Neu städter Pfarrers Götzinger bürgert sich der Name Balten berg im Anschlüsse an die Sage von Valentin und Rupprecht ein. Auch die Annahme, daß auf dem Berge eine dem St. Valentin geweihte Kapelle gestanden habe, läßt sich nicht begründen, und wenn Oeder auf der Karte die Ringmauer verzeichnet und hinein schreibt: „ein alt Gemeuer noch droffen" und „ein Schlos gestanden", so gibt das dem Ge schichtsforscher nur neue Rätsel auf. Schon in frühester Zeit genoß der Battenberg als Markscheide zwischen Milzeni und Nisani ein Ansehen. Die uralte Grenze jener Gaue lief und läuft heute noch über seinen Gipfel hin. Bezüglich der Landeszugehörigkeit teilte die nördliche Hälfte des Berges, welche das Revier des Rittergutes Neukirch samt den hinzuerkauften ehemaligen Streifen der Güter Rattwitz und Luga umfaßt, die Schick sale der Oberlausitz. Sie war im Mittelalter abwechselnd dem Königreiche Böhmen, dem Markgrafentums Branden burg und wiederum Böhmen unterständig bis zur Abtre tung der Lausitzen an Kursachsen im Jahre 1635. Die süd liche Hälfte war bis 1410 eine Pertinenz der damals böh mischen Herrschaft Hohnstein, dann der Wildensteins, bis sie mit dieser durch Tausch im Jahre 1451 an die Herzöge von Sachsen gelangte. 1500 kam sie an Heinrich von Schlei nitz auf Tollenstein und Schluckenau, 1524 an die Herren von Schönberg und 1543 zurück an den sächsischen Hof. Jetzt gehören die Waldungen dem Staate. Zwischen beiden Tei len läuft der alte Weg vou Ringenhain auf den Batten berg als Grenze mit den alten Marksteinen, die auf der Seite der Neukircher Herrschaft die Buchstaben HHvN 1699 (Hans Heinrich von Nostitzj tragen. Ein Streifen am West abhange des Berges ist noch gegenwärtig ein Zubehör des Rittergutes Putzkau und als solcher ein Bestandteil des Majorats der gräfl. Familie Schall-Riaucour zu Gaußig. Er wurde einst zum Lande der Bischöfe von Meißen gerech net und kam mit diesem 1559 zu Sachsen (nach Dr. Pilk). Zwar vermißt der Wanderer auch im Hohwalde die ur alten Baumriesen, von denen ältere Einwohner noch be richten und im Dickicht verborgen modern noch die Stümpfe dieser Urahnen des heutigen Bestandes, an denen man stau nend den Umfang noch ersehen kann, große Schläge und neue Kulturen lassen auch noch die Einwirkung des ver gangenen Krieges erkennen, und der Schneebruch im Win ter 1926 hat große Lücken in den Baumbestand gerissen. Trotzdem aber gilt unser Battenberg mit seinen stillen Wäldern immer noch zu den schönsten Punkten der Lausitz, und wenn im Frühjahre Seidelbast und Aronstab mit ihren eigenartigen Blüten den Reigen beginnen, wenn im Hoch sommer des Fingerhutes Kerzen aus den Schlägen auf flammen und im Herbste das Blattgold von den Birken langsam zum Waldboden niedersinkt, wo die Schlangen des Bärlapp zwischen dem Moose kriechen, oder wenn graue Nebelfetzen sich in die Äste hängen und Millionen glitzernde Eisnaöeln daran zaubern, dann geht einem erst das Herz auf für die Schönheit -er Heimat. Wenn du dann auf den Felsen des Rückenberges stehst und auf der einen Seite in das wette Land hinausblickst, wo das laute Leben pulst, während hinter dir der Wald sein ewiges Lieb rauscht, wenn der stille Mond hinter den fernen Waldbergen empor steigt und der Abenüwind in den dürren Gräsern lispelt, dann erkenne die Schönheit der Schöpfung und halte Gottesdienst. Die Gestalt Gotthold Ephraim Lessings in der erzählenden und dramatischen Dichtung Es müßte sehr wundernehmen, wenn an einem Manne von so überragender Bedeutung wie unserm Lessing die dichterische Betätigung seiner Nachfahren achtlos vorüber gegangen wäre und ihn nie zum Helden irgend einer er zählenden oder dramatischen Darstellung gemacht hätte. Auffällig gering ist freilich unsere Ausbeute, wenn wir auf jenen an und für sich fast unübersehbar reichen Literatur gebieten Umschau halten. Unsere Reihe beginnt mit einigen leider nur kurzen Nachrichten in den Veröffentlichungen der „Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften". Hier lesen wir 1834 von einer neu erschienenen No velle „Lessing" von A. Freiherrn von Nern- berg. Die beigefügte Bemerkung des Verfassers dieser Anzeige „Der dritte Band der Novellen dieses Schrift stellers — verdient unsere Aufmerksamkeit nicht" scheint sich auf die genannte Lessingnovelle zu beziehen, die dem nach nicht als literarisch wertvoll erachtet wird. 1851 vernehmen wir abermals in den gedachten Ver öffentlichungen von einer Lessingdichtung. Da wird „Les sing als Held eines Romans" genannt nnö dabei der „Blätter für literarische Unterhaltung" j185l) gedacht, in denen der erwähnte Roman jedenfalls erschienen ist. Ein Werturteil über dieses Literatnrwerk wird in unserer Quelle nicht verzeichnet. Eine dramatische Darstellung mit Lessings Leben bringt das Jahr 1885. Das erste Bändchen der vom Direktor des Autorenvereins „Deutsche Nvvitäten-Bücher" in Leip zig, Hermann Riotte, herausgegebenen „Neuen Bibliothek für das deutsche Theater" enthält ein „Charakterbild i n 2 Akten" von Alois Wohlmuth „Lessing in Kamenz". Einem Briefe, den der Verfasser, der damals in Weimar schauspielerisch tätig war, an den Herausgeber des Stückes richtete, entnehmen wir folgende Zeilen: „. . . . Eine förmliche Vorrede kann ich Ihnen nicht schreiben, weil ich in einigen Tagen zum ersten Male deu „Nathan" spiele und sehr beschäftigt bin. Wie das anspruchslose Ding, das Sie einer solchen Auszeichnung für würdig erachten, ent standen ist, will ich Ihnen gern in Kürze mitteilen. Für Lessing hatte ich schon als Kind eine unbeschreibliche Schwärmerei: Mit sechzehn Jahren lief ich zum Theater. Ich verließ meine Vaterstadt Brünn und reiste nach Ber lin. Zwei Bücher begleiteten mich dabei: ein Baud Shake speare und „Die Hamburger Dramaturgie". Meine Les- singbegeisterung suchte ein Ventil — und so schrieb ich mit achtzehn Jahren den Einakter „Lessing in Kamenz". Pastor Lessing schrieb an seinen Sohn Gotthokd, der in Leipzig ein flottes Studentenlebcn führte, er möge nach Hause kom men, die Mutter sei schwer krank: es war eine Lüge, denn die gute Frau war frisch und mnntcr und der gestrenge Vater wollte nur das Herz des Sohnes prüfen! Aus dieser Tatsache entstand das kleine Stück. Wenn sie etwas daran finden, so ists es lediglich die warme Begeisterung für den großen Dichter, größten Denker und ein zigen Charakter! usw." — Das Stück wurde im Einverständnis mit dem Ver fasser als „Charakterbild in 2 Akten" herausgegeben, es gelangte in München, Meiningen, Straßburg, Berlin untz