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seine Heimat, sein Volk und seine Sprache lieb hat, der singt und pflegt das Volkslied, in dem die Sprache wider- Klingt, die du als Kind stammeltest; die dir deins Mutter an der Wiege zuflüsterte und die dir in deiner Kindheit treu zur Seite stand. Welch ein heimelndes Gefühl überkommt einen, wenn man durch die kleinen Städte und Dörfer des Erzgebirges geht, oder durch die Dorfstraßen des Schleswig-Hol- fteinschen Bezirkes wandert, oder wenn man durch die Dorfflecken der Gberlausitz schreitet, wo die Burschen und Mädchen Arm in Arm dis Volkslieder in ihrer originellen Dialektart singen. Das Gberlausitzer Volk hat sa mit besonderer Sorg falt seins derben Volkslieder, dis zugleich mit köstlichem Humor gewürzt sind, vertreten und gepflegt; denn auf ihre Sprache lassen der Gberlausitzer und dis Gberlau- sitzerin nichts Kommen. Sie reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und dementsprechend singen sie auch die echt volkstümlichen Heimat-, Liebes- und Handwerkslieder. Volk, singe dein Lied. Laß dir die Perle des Volkstums nicht durch fremde Melodien entfremden. Verachte das Fremde l Ehrt das alte Volkslied wieder, das einstmals eure Ahnen und Mahnen gesungen haben. Pflegt das Lied, in welchem das Glück, Leid, Liebe und Freundschaft in eurer vertrauten Sprache klingt — das derbe, kernige Volkslied l So wie es mit dem Volkslied gegangen ist, genau so ging es dem Volkstanz. Wer heute die verrückten, ab geschmackten Tänze beobachtet, der muß darüber den Kopf schütteln. Wie fremd, wie fremd sind diese Tänze. And wie konnte ein deutsches Weib, ein deutscher Mann um dieser fremden Tänze willen den Volkstanz vergessen ? Wahrhaftig, es hätte nicht viel gefehlt und die charak teristischen Volkstänze wären für immer verloren ge gangen, wenn es nicht einige alte Heimatfreunde und Musikanten gegeben hätte, dis hartnäckig zum Volks tanz hielten. Tatsächlich sind in vielen Gegenden Deutschlands die Volkstänze gänzlich verschwunden und existieren nur noch in den Instrumenten der alten Dorfmusikanten im Schwarzwald, in der Lüneburger Heide, Schlesien, Mecklenburg, im Holstenland, imErzgebirge, im Ammer land, auf dem stillen Helgoländer Gberland, in Ober bayern und in der waldvsrborgenen Gberlausitz. Hier wird der Volkstanz noch gepflegt. Dis alten Dorfmusi kanten spielten den Burschen und Mädchen die alten Weisen noch einmal auf, da fuhren die Ähythmen der Musik plötzlich wieder in die Glieder und der Volkstanz lebte wieder auf. Wer diese gediegenen Volkstänze ge sehen hat, wie sie von der schlichten Bevölkerung aus geführt werden, diesen wundervollen Wechsel der Be wegungen, der sich so angenehm von den langweiligen abgeschmackten Tänzen der modernen Saison abhebt, der fragt sich erstaunt: Wie ist es nur möglich, daß ein Volk seine alten Tänze vergessen Konnte? Welch eine reiche Erinnerung birgt der Volkstanz, in dem ganze Geschichten erzählt werden. Was uns im Leben beschäftigt und erfreut, bringen die Volkstänze Zum Ausdruck, bald in inniger Schlichtheit, bald mit keckem Humor. Sie sind zum Teil, genau wie die Volkslieder, sinnige Gedichte über die Arbeit, wie z. D. der Hutmacher-, I^onclitorei IM lelrnigim L>guhen,XVen6ische Ztr. Oss Zerr betucbie IsZes- unci ^benil-Esle l^rttkIsItiZes Xorrert beirtte !^c> n cl ito re i-^rre u Zn i tte I3etteIIunZsZetckslt Verlsnä nscb susvvärts lei. ZN8 welche die idealen Bestrebungen des Naturschutzes fördern wol- len, bi stelle« bei ihrem Buch händler oder beim Verlag die bilderreiche, vornehm ausqestattete Monatsschrift MMlt tül litt gttWiS KM litt ÜMMrtt, M IbtulliMiuMM Wll VMSlM StttkMW. herausgegeben v Dr. Hermann Helfer, unter Mitwirkung von zahlreichen bekannten und führenden Persönlichkeiten der Natur- u. Vogelschutzbewegung. Bezugspreis nur Mk. lv — jährl., vierteljährl. Mk. 2.50 Probehefte versendet gegen Ein sendung von Mk. 1.— auf Wunsch der MmWtz-WW KM-MeiM, Mgimtl. i? Postscheck-Konto: Berlin 72944 Kesselflicker-, Schuster-, Dauern- und der wundervolle Webertanz, in dem die ganze Geschichte des Handwerks erzählt wird. Da wird das Leinen gewebt — das Schiffchen geht surrend auf und nieder, Kreuz und quer, hin und her, und die Spulen werden gewickelt. Lachen und Singen be gleiten die Arbeit, zum Schluß wird dann der gewebte Stoff aufgewickelt und das Gewebe geprüft. In anderen Tänzen spiegelt sich dis Liebesweebung in der eigen artigsten Weise wieder. Auch die Kirmes- und Maitänze gehören zu den Volkstänzen. Letztere werden Wohl noch am allermeisten gepflegt. Insbesondere in den wendischen Dörfern, wo selbst die alte Huslse (Geige mit 3 Saiten) und der Dudelsack noch die Polka begleiten. Alles, was das Volk bewegt, was in unseren Volks liedern und Volkstänzen Anklang gefunden hat, das findet sich auch in der Aufführung der Volkslieder und Volkstänze wieder. Volkstänze spiegeln sichln der Volks seele wieder. Zedss Volk sollte daher mit größter Sorg fältigkeit seins eigenen Tänze pflegen, die dem VolKs- geifle und Volkscharakter entsprechen. Dem deutschen Volke geziemen deutsche Lieder und Tänze und der Erzgebirgler soll seinen Tanz wiederum genau so pflegen wie der Gberlausitzer seine Pantoffel- Polka. Nnsere Volkstänze sind altes, edles Kulturgut und wurzeln tief im deutschen Volkstum. Wer seine Heimat lieb hat, der singt das Volkslied, der tanzt den Volkstanz und verachtet den modernen fremdländischen Kitsch. Dis Liebe zum Volkslied und Volkstanz weckt den Sinn für das Natürliche und Ein fache. Nur auf diesem Boden des schlichten, einfachen Gefühls Kann uns ein ebenso schlichtes und Kerniges deut sches Volk erhalten bleiben. Noch seid ihr Gbsrlausitzer derb, noch pflegt ihr eure Volkslieder und Volkstänze — aber, aber wer da heimlich nach dem modernen Firlefanz liebäugelt, dem rufe ich warnend zu: Zurück zum Volkslied! Zurück zum Volkstanz!