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80 Gberlaufther Helmatzeltung Nr. 6 zur Sache da und dort einen Fingerzeig gab, wo es zu bessern galt, Bruno Reichard-Zittau. Ms ein ge treuer Eßßehart hat er die Jahrzehnte hindurch die Tätig keit dec „Thalia" mit größtem Anteil verfolgt und sich nicht gescheut, auf Fehler hinzuweisen, deren Abstellung der „Thalia" nur vorwärts halfen. Auch auf ihren Äeisen war er ihr immer ein treuer Begleiter. So haben das enge Freundschaftsverhältnis und die ernste Zusammen arbeit zwischen Dichter, Darsteller und Kritiker einen Schah der Lausitzer Heimat gehoben, der uns hoffent lich nicht verloren geht. Nnjer herzlichster Wunsch muß es daher sein, daß dis „Thalia" auch allezeit den ent sprechenden Nachwuchs finden möge, getreu dec Über lieferung alter Sitten, Gebräuche und der LausitzerMund- art, aber auch ebenbürtig den Leistungen der hervor ragenden Darsteller, denen sie ihren Aufstieg verdankt. Hetnralpflese Von OskarVVallsr IZein Kold-Zwickau Ikr lieben deulscben HeimaUsute, pflegt euer scbönes Heiligtum; vewakrt Len Hort der kinderkreuds — Vas Land, wo eure Llknen rukn! Verekrt die alten Sitten wieder Und Iaht die fremde Volkskultur, pflegt frokvereint die Heimatlieder, ven Volkstanz und die Lit'ratur. IZIeibt nur ein Volk von scklicbtem Scblage Und meidet den modernen Land — Semütlick, wie der Laut der Spracke: So sei der IZraucb im Heimatland! 5lknenkultus — §clmilienforscbung Ludwig Engelmann-Peickenau /^ieber Leser, ersckrick nickt über das Ekema: Aknenkultus! §ürckte nickt, weitschweifige Schilderungen, so unterhaltend sie auch sein möchten, über Eotenverekrung bei den verschie denen Völkern zu kören oder gar religions geschichtliche Tragen behandelt zu seken. Pein, ich möchte Dick bitten, mit mir einmal im Leiste zurück- zuwondern in eine allerdings kleine und enge Ver- gangenkeit, sich in ikr mit rukigem Lücke umzuseken und das, was L)u kier geseken und vielleicht auch ge kört, kinüberzunekmen in die Legenwart und Zukunkt. Wir leben in einer Zeit, wo man auf das Wort .Heimatkunde" immer und immer stößt, wo man den Schulunterricht auf die Sei mal aufbaut, wo Zeit schriften und Llnterkaltungsblätter für die Seimal ver faßt und verbreitet werden, wo die löeimat dicbtung einen so ekrenvollen Platz erobert Kat. So lobenswert und ansrkennungswert alle diese Erscheinungen sind, so scheint mir dock ein Kapitel darin zu keklen, das Kapitel, das die Ü b e r s ck r i f t trägt: Weißt Pu auch, wer Peine Aknen waren, kennst Pu die Arbeit, die sie getan, und die Zeit, in der sie gelebt? Wenn ein fürstlicher Schriftsteller den Ausspruch ge tan Kat: „Pas größte Kapital des Staates und der LeseÜscbatt ist der (Pen sch" — und wenn eswakrist, daß bei der lZetracktung eines Landstriches der an- ziekendste Legenstand der (pensck ist und bleibt, dann erkält unter diesen Lesichtspunkten unsere ge stellte Trage: Weißt Pu, wer Peine Aknen waren? nicht nur ikre lZerecktigung, sondern ikre Potwendigkeit. Wie mag die Antwort auf diese Trage lauten? Tür viele unserer Zeitgenossen beiderlei Lesckleckts kommt eine Seantwortung der Trage nach den Aknen überkaupt nicht in lZetracbt, weil die Ergebnisse nickt besonders erfreulich sein könnten. Ein vernünftiger (Dann Kat einmal gesagt, jeder finde unter seinen Aknen einen keraus, der inkemds- ärmeln und um Eagelokn gearbeitet kabe. pun gibt es eben Leute, die eine solche Entdeckung, zumal wenn fremde Augen sie macken, mekr fürchten als einen unversekens präsentierten Wechsel. (Pit dieser gewiß unbestrittenen Eatsacbe wollen wir uns zunächst ab finden, okne weiter den Lründen einer solchen Turckt nackzuforscken. Also: Wer und was war Pein Lroßvater oderLlrgroßvater? Wars ein schlichter Sauers- mann oder ein ekrsamer Handwerker? Wars ein reicher kaukkerr oder gar eine Exzellenz? Schäme pick dock nickt einer offenen und ekrlicken Antwort! Ling die Lebenslinie Peines Lesckleckts aufwärts, so freue pick seiner Kraft und seines Llückes und sei des Erbes wert, das Pu angetreten. Tükrte der Weg ab wärts aus peicktum und Llanz in die bescheidene Enge und in die Niederung des Alltags, so macke keinem einen Vorwurk darüber und zeike niemand einer Schuld daran, penke, daß es an Oir und pei nem Wollen liegt, wieder emporzukommen und wieder zu gewinnen, was Peine Vorfahren vielleicht unschuldiger und ungerechterweise verloren kaben. Ich sage nur: vielleicht! kann ja auch sein, daß da und dort ein dunkler §1 eck zu finden und ein scharfer piß zu seken ist. Aber der Tleck läßt sich verwischen, und ein piß läßt sich ausfüllen durch ekrlicke Arbeit und redliches Wollen. Aber erst kümmere pick ein mal ernstkakt um Peine Aknen! Pas ist, ick weiß es wokl, kein leichtes Stück Arbeit, pakür ist dann der Lewinn um so größer. Treilick gekört dazu Leduld und okne manches materielle Opfer gebt es nickt ab. Dafür aber siebst Pu hinein in eine Welt, von der bis jetzt nur spärliche Kunde zu Pir drang. Was uns vielleicht erschien wie eine lustige Parität aus der Lroßväter Zeiten, das lernen wir ver stehen und schätzen als Torm und Ausdruck einer Lebensanschauung, die vielleicht nickt so in die Weite ging wie die unsrige. Dafür aber wurzelte sie um so fester im heimischen Soden. Dafür stand nickt wie heute der Mensch dem Menschen kalt und fremd gegenüber. Dafür waren die Sande zwischen Eltern und Kindern keine so lockeren und äußerlichen wie heute und da für galt Wort und Sandschlag in Sandel und Wandel noch mehr als heute. Macken wir uns nun einmal an so eine Art von praktischer Anweisung zum Aknenkultus in meinem Sinne. Said wird man merken, wie unter haltsam und belehrend die Sacke ist. Ein einfaches Seispiel dazu. Pa ist einer der Sokn eines reichen Zeitungs verlegers und Sucbdruckereibesitzers. Er ist der treue Mitarbeiter in diesem Setriebe, der seine Zweige nack allen Seiten des geistigen und sozialen Lebens aus-