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Summen jedoch hier den rechten Wert nicht erkennen lassen würden. Wie schon erwähnt, war es von außerordentlich großem Dorteile, daß sich zu einer so vortrefflichen Spielschar auch der Dichter fand. Gar manche Rolle Könnten wir hier anführen, die ec dem einen oder anderen Mitglieds der „Thalia" sozusagen auf den Leib schrieb. Dis „Thalia" hat auch schaßen gelernt, was sie an Wilhelm Friedrich gefunden hat und noch besitzt. Daher ist es auch weit mehr als bloße Form, wenn sie ihn zu ihrem Ehren-Dor- sißenden ernannte. Die Darsteller Es ist Kein Zufall, daß die „Thalia" gerade mit Fried richs Stücken so großen Erfolg hatte. Die Mundart und der heimatliche Charakter der Stücke find hierbei der Hauptfaktor und immer da, wo die „Thalia" sich hoch deutschen WeekenHzuwendet, wird sie ein gewisses An behagen nicht verleugnen Können. Gemüt des Dichters, Gemüt seiner Gestalten und Gemüt der Darsteller sind so eng verwandt, daß eigentlich jeder Theaterjpieler nur sich selbst zu geben braucht, um Friedrichs Gestalten gut und echt zu geben. And an solchen Darstellern fehlt es der „Thalia" nicht. Die originellsten unter ihnen sind der in Heldenväterrollen oft erprobte prächtige Franz Weiß, ein Darsteller, dessen Leistung beispielsweise im „Stroh- Kranz" nicht im geringsten hinter der eines guten Berufs- darstellers zurücksteht, dann die unverwüstliche Augusts ^iäkel und der originelle Wilhelm Hluchy. Dieses Kleeblatt wird einmal schwer Nachfolger finden. Don den jüngeren Darstellern haben sich Zohanna Ale del, Martha Arn hold und Paul Krauthauser hervor getan, ferner find Anna Hartmann, Herbert Bühr- del, Max Krause, Reinhard Sprenger (f 1926), Max Schubert und Wilhelm Opitz langjährige und erfolgreiche Darsteller. Diese Würdigung besagt aber nicht, daß die lange Reihe der anderen, die hier nicht genannt sind, in ihren Leistungen nicht beachtenswert sei. Zu alledem hat sich nun noch ein dritten Faktor gesellt, nämlich der Kritiker, der frei und offenherzig aus Liebe Stück auf ihr in Szene gehen Konnte. Sie hat erfüllt, was ihr damals Bruno Reichardin seinem Weihespruch in die Wiege legte: „... Deredeln soll die Bühne und erziehen And Freude bringen in die Nacht des Lebens l Es mögen Tage, Monde, Zahre fliehen: Mögt ernten ihr den Preis des ernsten Strebens, And herrlich sei die junge Saat gediehen, Daß nimmer Eure Arbeit sei vergebens l..." Schon kurz darauf, am 12. August 1923, Konnte auf dieser Waldbühne die Araufführung des DialeKtjchwan- kes „D'r Amerikanerfimmel" von Richard Blasius vor nahezu 1009 Zuschauern in Szene gehen. Als die „Ge sellschaft für Lausitzer Schrifttum" am 9. August 1924 ihre Tagung in Zittau abhielt, besuchten ihre teilnehmenden Mitglieder und Gäste im Anschluß daran am 16. August auch dis Waldbühne der „Thalia" und wohnten der (Ur aufführung von Wilhelm Friedrichs Schmugglerdrama „An der Grenze" bei. Eine große Anzahl Aufführungen gingen seit dem auf der Waldbühne in Szene, so auch am 8. August 1926 die (Ur aufführung von Wilhelm Friedrichs LausißerHeimatspiel „DieBrüder- höfe" und ebenfalls 1926 als Ar aufführung „D'r Heiroatsteifel", ein Dialeßt-SchwanK von (Richard Blasius. Auch Rudolf Gärtner war mit seiner „Aebrlausißer Huckst" vertreten. So kann die „Thalia" im Rück blick auf die verflossenen 26 ^ahre auf eine erfolgreiche, ehrenvolle und rühmliche Tätigkeit schauen, wie sie Wohl selten einer Spielschar beschis- den sein wird. Freilich ging nicht alles nach Wunsch und mancher Fehlschlag mußte inKauf genommen werden, aber mutig und nie rastend ging es vorwärts. Ein schwerer Ver lust traf sie, als 1922 der verdienst volle 1. Vorsitzende Oscar Ehren- traut ihr durch den Tod genommen wurde. Ihm hat sie außerordentlich viel zu verdanken. An seine Stelle trat Julius Palme, der seitdem mit Eifer und Amsicht die Dereinsleitung und die Spielleitung ausübt. Auch er hat sich um dis Weiterentwicklung verdient gemacht. Außer den 197 Aufführungen, welche die „Thalia" in Reichenau inszenierte, fanden 4 im Zittauer Stadt theater, 4 im Gybiner Waldtheater, 1 im Waldtheater Sohland und 8 in Bautzen statt. Drei weiter erhetene Gastspiele für Dresden, Pirna und Schandau mußten 1923 infolge der täglich steigenden Geldentwertung unter bleiben. Wie selbstlos die „Thalia" die trotz niedrigster Ein trittspreise erzielten Äberschüsje zu wohltätigen Zwecken verwendete, geht daraus hervor, daß sie von 1967—1914 2114.85 MK„ von 1915—1918 2156.46 MK. und von 1924 —19261679.93 MK. für allgemeine Wohlfahrt in Reiche nau, also zusammen 5951.18 MK., abführte. Steuern an chre Gemeinde brachte sie auf von 1921—1922 35299.— MK. und von 1924-1926 2391.65 MK. Auch in der Geldentwertungszeit hrachte sie hohe Mittel auf, deren