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Die Lausitzer und nordböhmischen Menger-, Menge flurstücke können natürlich auf einen Familiennamen zurückgehen, aber es liegt auch nahe, an die obd. Be zeichnung Mene — Zugvieh, Meneweg — Feldweg zu denken. Bergl. dazu die gesuchten Erklärungen Wauers in seiner Eibauer Chronik I, 7. Neben dem Hörnitzer Honigfleckel liegt der Schmirz, der von osl. smreek — kleine Fichte, smreeina — Fich tengehölz seinen Namen hat. Die Wittgendorfer Plet- scherwiese kann ihren Namen auch von den deutschen Kolonisten erhallen haben, da diese den obd. Fln. Blet- sche, im Blettich — Wiese mit großblättrigen Pflanzen kannten. Die Radgendorfer Blattschoße geht wohl auf obd. Blatt, Platt — abgeholzte Stelle und auf mhd. scoz, scöz — Ort, wo Wasser herabkommt. Unsere Sohr- oderSurgallen oder -wiesen gehen zurück auf mhd. für, für — sumpfig. Galle soll nach Knauth (a. a. O. Seite 103, A) eine durch Sumpf un fruchtbare Ackerstelle bedeuten. Zn den Waltersdorfer Kirchenbüchern wird einmal ein Schneckendorf genannt, wir erinnern hierbei, daß ein Schncckendorf in der Sage: Der Nachtwächter in der tzulschke erwähnt wird (Mitt. d. nordbö. Excl. XXXVI.93). DieZittler undHarthauer Tronberge (Der Ronberg?) sind sachlich treffend slawisch als flache Berge (oergl. Name Rohnau) auszufassen, wenn auch bei Zittel immer noch die Möglichkeit der Ableitung: der Hronberg (Berg des Herrn) bleibt (neben dem Gallerteich oder Gahlerteich — Galgenteich). Der Kellerberg in Großschönau weist einen alten, ergiebigen Brunnen auf und ist wie dieselben württem- bergischen Fln. nach einem Kell, Brunnkell ----- Quell be nannt (ahd. chelich ---- Knorren, Hügel kommt daher nicht in Frage). Der Warnsdorfer Worbsberg könnte nach einem Familiennamen oder von worb, warb (ahd. hwarp) ----- Wirbel im Wasser (--^- Mandau) oder schließlich von worb, warb aus mittellateinisch borba ----- Lehm gebildet sein. Unsere oberlausitzischen Hofrieten finden sich in Weigands Deutschem Wörterbuch 1907, 879 als Hof- reeten, im Obersächsisch-Erzgebirgischen (Müller Frauen reuth a. a. O. I. 520, II 348) als Hofleit, Hofröthe, in Franken und Hessen als Hofraite. In Oberschwaben (Buck S. 109) gibt es eine zu wraiti. Sie sind von ahd. raida --- Umkreis, Bezirk abzuleiten. Wir sehen, daß im Ober sächsischen eine Bokalverdunklung, im Oberlausitzischen eine Vokalaufhellung eintritt. / Es ist sehr schwer, die Heimat unsrer ostsächsischen Kolonisten festzustellen. Die Flurnamen zeigen aber tat sächlich eine große Verwandtschaft mit den oberdeutschen, also mit denen in Hessen, Franken, Bayern, Schwaben. Wie im N.L. M. 102 f1926f, S. 79, 81 dargestellt, ent sprechen in der Hinteren Sächs. Schweiz Goßdorf, Waitz dorf, Altendorf, Lichtenstein den Grabfeldgauorten Watzen dorf (Wetzhausen), Altenstein (Allershausen, Althausen), Goßmannsdorf, Lichtenstein (Lichtenfels) zumal ja Wip- recht o. Groitzsch, der aus dieser obersränkischen Gegend schon Siedler in das Pegauer Gebiet geholt hatte, eine Zeit lang Herr unsres Gebietes war. Das Rumburger Ländchen wurde ferner auch von Mittel- und Oberfranken besiedelt. So finden wir nördlich von Amberg die Orte Schönbrunn, Schönlind und Ebersbach benachbart liegen und in 1—2 Wegstunden Umkreis noch Kaltenbrunn. Rosenberg, Haid, weiterhin noch Hirschberg. Desto schwerer ist es, für die Oberlausitz westdeutsche Mutterorte ausfindig zu machen. Patronyme (nach Per sonen benannte) Ortsnamen scheiden bei diesen Vergleichen im allgemeinen aus, aber es ist immerhin auffällig, daß wir im Regbez. Merseburg zunächst bei Merseburg die Dörfer: Schladebach, Grunau, südwestlich bei Gera: Wittchenstein, Groß-Ebersdorf, Burkersdorf, Markersdorf, Dürren-Ebersdorf, Ottendorf, Reichenbach, Seifaartsdorf, in der Umgebung von Greiz: Wittgendorf, nordöstlich Langen-Bernsdors, Beiersdorf, Schönfeld, Rückersdorf finden. Sonst treffen wir diese Ortsnamen im ganzen Westen sehr vereinzelt an. Schlegel und Burkersdorf in Oberfranken (dagegen nicht Draisendorf) haben viele andre westdeutsche Parallelen. Hessen, die im Erzgebirge koloni satorisch beteiligt waren, scheinen bei uns ganz zu fehlen. Danach scheinen thüringische Kolonisten doch wohl auch in der Südoberlausitz und nicht nur um Kamenz herum bei der Erschließung des slawischen Ostens mit tätig ge wesen zu sein. Das oberdeutsche Element scheint aber doch dabei in der Südlausitz vorgeherrscht zu haben. Zum Schluffe betonen wir noch einmal, daß unsere Ausführungen „Deutungsmöglichkeiten" sein sollen. Im Etnzelfalle sind immer die ältesten Flurnamenformen die beste Wahrheitsquelle. Ein Vorläufer unserer Rodelfeste vor 75 Jahren Die große Hittschelfahrt bei Bernstadt im Januar 1852 MM^er Rodelsport in seiner heutigen Form und seinem jetzigen Umfange ist, wenigstens bei uns, erst oer- hältnismäßig jungen Ursprungs. Nach dem Bor bilde auswärtiger großer Sportplätze ging man im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts auch bei uns daran, an be sonders geeigneten Punkten, an Bergabhängen und ande rem abfallenden Gelände sportgerechte „Rodelbahnen" an zulegen und damit die Betätigung dieser winterlichen Lei besübung in gesicherte Bahnen zu lenken. In unserer hei matlichen Oberlausitz erhielten Rodelbahnen zuerst 1908 der Hochwald bei Zittau, welche bei einer Länge von 2500 Meter gegen 291 m Steigung ausweist, 1909 der Löbauer Berg mit einer Länge von 1500 m, deren Benutzungin der ersten Woche an 600 Mark einbrachte, und 1911 die Landeskrone bei Görlitz. Mit dem starken Besuch dieser Orte seitens der Rodler und Rodlerinnen sowie zahlreicher Zuschauer ging natürlich auch Hand in Hand die Veranstaltung von „Rodler festen" in den nahe gelegenen Gastwirtschaften. So lesen wir von „Rodlerbällen", bei denen es „Rodelschinken, Ro deleisbein, Rodelwürstchen, Schneebälle in Weinschaum- Sauce" und andere schöne Dinge gab. Freilich solche Sachen kannte man bei dem „Rodelfest", von dem wir im folgenden kurz berichten wollen, nicht, unsere Vorfahren waren eben in allen ihren Leibesbedürfnissen viel bescheidener als unsere heutige Welt. Aber ein „Rodel fest", wenn auch nicht unter diesem Namen, haben sie auch schon gehabt. Der Ort der Handlung wardieStadtBern- stadt auf dem Eigen, das Gedenken an diese Veranstal tung hält eine mit anerkennenswerten Geschick gezeichnete Lithographie wach, die wir sowohl in der Stadt Bern-