48 Gberlaufltzer Heimatzeitung Nr. 4 Waldauer Bauernhaus vor dem Umbau Zeit ist nahe, wo unsre jetzige Bevölkerung keine Ahnung mehr haben wird, wie unsre herrlichen, auf uralter volkstümlicher Über lieferung erbauten Bauernhäuser äußer lich und innerlich aus gesehen haben, welche wohnliche Wärme sie atmeten, welche echt deutsche Eigenart sie verkörperten! Weit muß man wandern,um in einem entlegenen Dorfe an entlegener Stelle noch ein solches Juwel echter alter deutscher Volkskunst anzutreffen. Und wer wandert denn dorthin? Höchstens der Forscher und der Kenner, nicht aber die Leute, denen solches von den Vätern überkommenes Pracht ¬ erbe für die schale Gegenwart vorbildlich sein und sie für das Weiterleben und die Erneuerung solcher volkstümlicher Paradiese begeistern sollte! Inneres der Waldauer Stube s) Südwand mit Kamin c) Nordwestecke Für den Erweiterungsbau hatten Magistrat und Stadt verordnete einen trefflich geeigneten Bauplatz hinter der Ost front der Gedenkhalle erworben. Sein größerer Teil genügt, um dereinst in besserer Zukunft unseres Vaterlandes diesen nötigen Erweiterungsbau so oder so auszuführen im Anschluß an den Multerbau. Der entferntere östliche Teil aber ist wie geschaffen zum Aufbau eines Bauerngehöftes, dessen Sicht, durch Bäume nach Westen abgeschlossen, sich nach der ländlichen Um gebung des Teiches, des Birkenwäldchens und des Wolfschen Vorwerkes öffnet. Was die Not der Zeit auf einmal zu schaffen verhindert, muß im Teile ausgesührt werden: erst das Haus, b) Ostwand mit Schiebelüden und gemalter Säule Darum ist es eine Ehrenpflicht des deutschen Volkes, die letzten Reste solcher Häuser mit Inhalt nicht nur zu erhalten, sondern sie an solche Stellen zu setzen, wo das Volk zusammen strömt und sie kennen und schätzen lernen kann; das ist in der Nähe unsrer heute weit mehr als früher von dem bildung suchenden Volke geschätzten Museen. In unsrer Oberlansitz wie in Schlesien stehen nur noch wenige Häuser und Gehöfte in ihrer malerischen altfränkischen Bauart, dem Blockbau mit den großen Bogen um die Fenster im Erdgeschosse, und kaum noch ein einziges, dessen innere Ausstattung nicht zum Teil übelsten städtischen Möbeln und anderen unschönen Dingen gewichen wäre. dann dieNebengebäude zur Aufnahme alter Wirtschaftsgeräte und anderer ländlicher Altertümer, ein Zieh brunnen, ein Sommer haus ältester Zeit usw. Wie soll das Haus aussehen? Unser Bild zeigt cs uns nach dem Entwurf des Herrn Baurat Palm mit seinem prächtigen Laubenvorbau, wie wir ihn z. B. von einer unsrer ältesten bäuer lichen Siedlungen in der Umgebung, dem Hammergut von Schönberg in der Gör- litzer Heide, kennen, das freilich längst nicht mehr alle Einzelheiten alter echter Bauart be wahrt hat, die man bald da, bald dort als Über reste eines geschlossenen stilechten Ganzen stu dieren und zusammen-