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Hausfrau und erwidert zärtlich den Kuß ihres Gatten. Weihnachten ist wieder — das Fest der Liebe, der Freude und deutschen Gemütlichkeit. Leuchtende Kinderaugen . . . . glückliches Stammeln..... Staunen und Umarmen — das ist das große Wunder der Weihnachtspoesie! Und in diesem Meer von Liebe und Licht klingt es jubelnd: O, du fröhliche, o, du selige gnadenbringende Weihnachtszeit.... ver Weiknacbtstraum Ist es ein Lraum? Verwelkte Bäume äcbzen . . . Und Nuren glitzern wie Damast, Wcüdeinvväris klisgen unter kiagekräckzen Die Naben bin und kalten Nast Idvlliscd scbön ersteigt im §Iockenkräuseln Vor mir die Beimai tietversebneit, Und durch die Dackl kör ick die Blocken säuseln , .. Das keil'ge Lied der Weihnachtszeit! Ist es ein Lraum? Ick sek dis kleine Bütte, Die Lieben vor dem Lannenbaum; Stek nock wie einst in ikrer trauten Mitte Und darf das Stück der kindkeit scbaun. Der Liscd gedeckt mit Mutters Boldrandtassen, Mit kucken, Obst und'Marzipan, Und das Ssscbenk — ick kann es garnicbt fassen, Was ikre Liebe mir getan. Ist es ein Lraum? Ls glükt in dunkler §erns Mein Beimotland im Licktsrscbein, Und Scbnsekristall — wie möcki ick keut so gerne Dock einmal bei Len Lieben sein, Wie lisblicb lockt das ferne klingen Der keimaüicken Sestmusik! O, keil'ge Dockt auf Lngslsckwingen — Dun bring ouck mir ein Weiknacktsglück! Ks?ar WaNse Dolnhold, Awickau. Das Weihnachtsgeschenk Es war vor ungefähr 40 Jahren. Wißt ihr, damals waren noch nicht die Leute so anspruchsvoll wie heute swird wenigstens immer behauptet), nun nein, da waren sie einfach und vielleicht auch zufrieden. Doch mag es sein wie es will. Also zum Heiligen Abend mußte beim Kunzemichel alles fein ordentlich zugerichtet werden, bis zum Mittag mutzte alles fix und fertig sein. So war es auch diesmal wieder. Die Pferde standen geputzt im Stalle, frische Streu war den Kühen gegeben worksen, die Küche blitzte und blinkte und in der großen Wohnstube lag das Heilige- Abend-Stroh tu dicken Schütten ausgebreitet. So mußte es sein beim Kunzemichel. Knechte und Mägde tamperten noch so nach Mittag etwas herum, aber etwas Richtiges arbeiten durste keins mehr. Der Knecht guckte nochmals nach seinen Pferden, hängte einen Riemen richtig oder holte eine Fahrt Wasser vom Brunnen, die Mägde kramer- ten auf dem Boden, in der Küche oder im Futterraum herum, jedes suchte sich eben so ein bissel Beschäftigung nach seinem Gusto. Schon zu Mittag schlug die weihnacht liche Vorfreude hohe Wellen, die Großmagd erschien in ihrem besseren Rock und hatte die schönen roten Strümpfe angezogen, die sie am Katharinenjahrmarkt von ihrem Herzallerliebsten bekommen, die Kleinmagd kam in einer neuen Schürze, der Großknecht hatte sich ein neuwaschenes Hemd angezogen, die schneeweißen Hemdsärmel aber doch zur Vorsicht aufgekrempelt, ja sogar der Kleinknecht, so nannte er stolz sich selber, während der Bauer ganz respekt los immer Ochsenjunge sagte, hatte seine ältesten Hosen mit ein paar weniger alten vertauscht. Trotz aller Vorbereitungen trug aber doch jeder eine recht gekünstelte Gleichgültigkeit zur Schau, so, als wenn sie sagen wollten: „Weihnachten? Nu ja, wenn schon! Wird tüchtig zu essen geben, was weiter?" Nur einer machte davon eine rühmliche Ausnahme, das war dem Kunze michel sein Sohn, ein Junge von 10 Jahren. Wie ein Unruhgeist huschte er schon den ganzen Tag im Hause um her, von einem Fleckchen trieb es ihn aufs andere. Nicht erwarten konnte er es, bis die Bescherung los ging. Wohl ein Dutzendmal hatte er schon gefragt, ob es denn nicht bald soweit sei. Bald hing er an Vaters Rockschößen, bald au der Mutter und wollte wissen, was ihm der Ruprecht oder das Christkindl bringen würde. Aber er erfuhr nichts. Schrecklich war's. Einmal hatte der Vater Berge von schö nen Sachen gesehen, der Sack vom Ruprecht sei bald ge platzt, und dann versicherte ihm die Mutter mit todernster Miene, daß das Christkindl dem Ruprecht gesagt hat, alles wieder einzupacken, weil der Junge nicht gefolgt habe. Man konnte manchen tiefen Stoßseufzer vernehmen. Und zu alledem wollte die Uhr doch garnicht von der Stelle rücken. Es war ein Elend! Nur seine große Schwester hatte ihm heimlich, ganz heimlich etwas verraten: Ein hartes Ding soll er kriegen, länger ist es wie er selber, aber doch dünn, und in der Scheune macht es einen Haufen Spuk!! Und dabei hatte sie sich geschüttelt, brrrrr! und war öavongelaufen. Und nun stand der kleine Kunzemichel da, wußte etwas und doch wieder nichts, und seine Schwester Hatte etwas verraten, aber damit war er erst recht ver raten, weil er es nicht konnte erraten und mußte warten, warten, warten! Aber endlich fingen sie draußen um 6 Uhr an, die Weihnachten einzuläuten. Die Mutter brachte das Essen auf den Tisch, fein wars und duften tats und dem Jungen sein Leibessen, Klöße und Schwarzfleisch, war auch dabei. Hirse gabs auch hinterher und zum Schluß eingebrockte Milch. Aber dem Jungen wollte es garnicht schmecken. Wie eine Hummel summt's in seinem Köpfchen: Länger als ich, dünner als ich, und es spukt in der Scheune, und meine soll's sein. Bald guckte er «ach dem Vater, bald nach dem Großknecht, ob die beiden nicht bald ihre Kappen vom Kopfe nehmen (die beiden durften sie nämlich beim Essen aufbehalten und nahmen sie nur zum Tischgebet ab), aber in aller Gemächlichkeit fuhren die eine Fuhre nach der andern zum Munde. Als gar der Vater seinen Teller nochmals mit eingebrockter Milch füllte, da stiegen dem Jungen die Tränen in die Augen. Doch auch dieser Schmerz ging vorüber. Endlich rückten sie an ihren Kappen, und dann mußte alles hinaus zur Stube. Der Vater und die Mutter blieben. Ein geheimnis volles Gerücke und Gepolter ging drinnen los. Der Junge hatte sein Standquartier an der Stubentür bezogen und war nicht wegzubekommen. Immer wieder spähte er durch's Schlüsselloch, konnte aber zur Freude der anderen nichts entdecken. „Es macht einen Spuk in der Scheune!" brum melte es in seinem Köpfchen. Gott, wie lange bloß der Ruprecht blieb! Oder war es das Christkinde!? Jetzt macht endlich der Vater auf, und mein Junge stürzt auf sein Tischchen los. Kaum kann er es erwarten, bis Ser Vater das Weihnachtsevangelium verlesen hat, aber dann .... Was kamen da für wunderschöne Sachen zum Vorschein: Pfefferkuchen, Strümpfe, eine wollene Pudelmütze, Fauster, Schuhe, Nüsse, ein Märchenbuch, fein mit bunten Bildern, Glaskugeln, goldene Stahlfedern, eine Pistole, Herrlichkeiten über Herrlichkeiten. Aber von dem Dinge, das Spuk macht, war keine Spur zu sehen. Er sucht nochmals alles durch, nichts zu finden. Die Herrlich keiten schrumpfen zusammen. Der Vater sieht es und fragt ihn, ob denn auch das Christkindel alles gebracht hat? Da platzt er heraus: „Das Ding, das Spuk macht, hat es ver gessen!" „So? Ich glaube es nicht! Ich hab's Christkinde! auch am Ofen gesehen." Wie ein Wiesel ist er dort. Und richtig! Hinterm Ofen steckt etwas, ein großmächtiges braunes Ding ist's, kaum, daß er es hervorbringt. Und was steckt in dem Sacke drin? .... Ein Dreschflegel!