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äußere Fensterbrett der elterlichen Wohnung gesetzt in der Hoffnung, daß die Vögel den kleinen Bittsteller an ihrem großen Freudentage nicht vergessen werden. — So entbehrt auch der Thomastag in unserer Ober lausitz nicht eines gewissen volkstümlichen Reizes. Einer Sammlung alten Volksglaubens ans der Oberlausitz ent nehmen wir folgende Mitteilung: Am Thomasabend kniet man des nachts in der zwölften Stunde nieder und betet: Asmas Spas Mein lieber Sankt Thomas, Ich sä', ich sä' Haberlein, Daß mir mein Schatz allerliebst erschein, In der Tat und in der Wahrheit, Was er um und an sich hat. Dann kommt er in leibhaftiger Gestalt zur Tür hinein. -- Stille Nackt Nun ist das kroke Lickt vergangen in mildem, rotem sslbendgold... Und zwiscben Nacht und Nbend gleitet, Wie eine zückt'ge Jungfrau schreitet Oie Mondkrau erdwärts, rein und kold. lm Schweigen stekn die dunklen Wälder, kerbstkükl wirbt leise Lin lichtverglimmsnd Sternlsin kündet, fmildssWskn, Wie alles gebt, wie alles mündet ln's stumme, ewige Vsrgskn. Oen lauten vag, den nimmermüden, nabm sankt dis Nackt in ikre läut. Nun, da die Nöte ausgerungen, Nun, da der letzte Mang verklungen, Ist alles wieder rein und gut. O stummes, unergründlich Wunder, wie stimmst Lu tief und feierlich Und wie beglückend ist Lein Schweigen! Nimm, stille Nackt, in deinen Neigen, In deinen weicken Nrm auck mick! Stnion 2of Marjchnrk, Wamrdors. Mein Weihnachten auf der Lausche In öen letzten Tagen vor Weihnachten hatte es viel Arbeit gegeben. Durch Weihnachtsaufführungen an ver schiedenen Orten nnd Christbescherungen im Amt und ver schiedenen Vereinigungen hatte ich mich an meinem Teile bemüht, Licht und Freude in die gebeugten Herzen einer schweren Zeit strömen zu lassen. Viel Arbeit aber auch viel Freude hatte ich gehabt. Vom vielen Geben aber war doch daF Herz, wie es schien, etwas leer geworden, und ich wollte doch mit den Meinen auch noch Weihnachten zu Hause feiern, und nun war der Heilige Abend schon herangekom men. Am Morgen hatte ich zu Hause für die Kinder aller lei zurechtgemacht. Nun fühlte ich mich doch etwas abge spannt und sehnte mich nach Ruhe nnd Besinnung. Ich wanderte deshalb am Nachmittage der Lausche zu. Es hatte in diesem Jahre noch nicht geschneit. Das Land lag grau und abgestorben da. Selbst das Grün des Waldes, den ich durchschritt, war trüb und leuchtete nicht. Am Sonnenberg stieg ich empor. Bei einem Rückblick lag das Tal in grauen Schleiern unter mir und träumte der Herr lichkeit des kommenden Abends entgegen. Ich schritt höher empor, ganz in Gedanken verloren, stieg ich hinan. Ich ge dachte an die Kindheit, wo ich auch im Geschäfte des Vaters vor Weihnachten viel Arbeit hatte und erst an den Feier tagen zur rechten Freude kam. Dann gingen wir zu öen Bekannten und sahen uns die Christbäume, die Weih nachtskrippen oder die Pyramiden an, auf denen die Ge burt des Herrn, die Hirten auf dem Felde und die drei Weisen aus dem Morgenlande in Figuren aufgestellt waren. Plötzlich mußte ich aufblicken. Waren das nicht ; Palmen und fremde Pflanzen? Leuchtete nicht ein starkes i Licht wie in südlichem Lande? Weich schritt mein Fuß da- - hin, als ob er auf Sandboden ginge. Heilige Stille umgab ' mich. Ich fühlte mich nach jenen Gegenden versetzt, von I denen die Weihnachtsgeschichten erzählen. Der wunderbare Rauhreif des Fichtenwaldes täuschte mir immer wieder die sonderbarsten Bäume und Sträucher vor. Wie traumver loren, ganz wesenslos, ging ich an den beiden Bauden auf der Paßhöhe vorüber, und schritt die Lausche hinauf. Ein beseligendes Gefühl beglückte mich, ich fühlte mich wie be gnadet. Die Wegwand zur Linken verwandelte sich in die Häuser von Bethlehem, Bäume und Büsche in fremdes Gewächs. Und plötzlich stockte mein Fuß! Dort in jener kleinen, offenen Hütte leuchtete da nicht ein himmlisches Licht? Eine Frauengestalt saß dort nnd hielt im Arme ein strahlendes Geheimnis. In Gedanken kniete ich nieder und betete an. Ich schaute in deutschem Lande das Weih nachtswunder! Nur schwer konnte ich mich trennen. Das Wunder war zu schön! Endlich riß ich mich los. Ich stieg still zur Lausche empor, immer das Bild vor mir im Auge und im Herzen. Oben in der Bergwirtschaft ruhte ich mich aus. Ich konnte kein Wort sprechen, so voll war mir mein Herz! Bald stieg ich wieder zu Tale. In den Häusern schimmerte schon das Abendlicht. Die Weihnachtsglocken läuteten die Christnacht ein. Unten gingen meine Kinder in die Kirche, um an Ge sang nnd Wort ihre Herzen mit Weihnachtssreude zu füllen. Ich schritt beglückt meinem Heim zu. Wenn sie nach Hanse kamen, wollte ich ihnen erzählen wie ich im deutschen Walde das Christkind sah. Johannes Friedrich. Zündet ein Lickt an! Zündet ein Lickt an! In vunksl gekülst, Mit Leid und Kram erfüllt Ist unsere Zeit — Zündet ein Lickt an! Stellt einen Weiknacktskaum! Oräumt einen kindsrtraum Vus besserer Zeit! Weckt eure Serzen! Sie sind euck sonst tot; Ls stirbt euck in der vot Vas Leutscke (Zemüt. Lindert die Sckmsrzen! Sei's einen sslugenbiick, — vast euck trotz Mitzgesckick vis Weiknackt erblükt. Stimmt euck ein Lied an! Sein kroklicker klang Verbannt, was trüb und bang Vie Seele bedrückt. Zündet ein Lickt an! vatz es zur keil'gen vackt Neu, Lock mit alter Mackt Vie löerzen beglückt. Herbert Henkner, Dauhen Alte Weihnachts-Sagen. Tro bisch, Elstra In früheren Zeiten sind die Leute zu Weihnachten mit kleinen Bäumchen auf den Gassen auf- und abgegangen. Da haben sie gehabt kleine Eichenbäumchen, Birnbäumchen und andere mehr. Darauf wurden gehängt gefrorene Rübchen, Apfel, ein Stück Brot und solche Sachen. Und bei einer Witwe hat im Zimmer darin gerade ein Kind geschrien. Sagt die Mutter: „Sei still, sonst gebe ich Dich dem Christkinde!." Es war aber nicht still, das Kind. Sagt sie: „So, da hast du das Kind!" und hält es zum Fenster hinaus. Da hat es draußen plötzlich gezuckt. Es wurde blen ¬ dend hell für Sekunden. Das Christkinde! nimmt das Kind, und gesehen hat man es nicht mehr, das Christkindel nicht und das Kind auch nicht. * In früheren Zeiten haben die Brunnen in der hei ligen Nacht Wein statt Wasser gegeben. Da war auch ein Bauer, und der hat drei Söhne gehabt. Sagt der Bauer zum Hans: „Heute Nacht müssen wir schauen wegen des Weins. Schöpfen wir uns heute Nacht ein Faß voll, denn