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ner Romantik war die „Sommernacht" von I. Gatter (geb. 1881 in Rohnau), die in Uraufführung geboten wurde. Die Dramatik dieser Ballade kam musikalisch stärk zur Geltung. Biel einfacher in ihrem Aufbau von volksliedartig einfach schöner Melodieführung waren die dargebotenen Mästner- chöre von K. E. Hering, dem einstigen Bautzener Seminar musikdirektor: „Abendlied" und „Muttersprache". Dazwischen erfreuten durch ihre reizvolle Gestaltung moderner Lieder von zwei Bautzener Komponisten H. Sachse und H. Viehle» -die der weichen Svpranstimme der Görlitzer Sängerin gut lagen. Die vom Damenchor dargebotenen Kunstlieder fA. Bergt, M. Hering, K. A. Katzer, E. G. Elßtter, M. Schnei der) haben auch den Vorzug einfacher Melodik, im „Gesang der Geister über dem Wasser" von Bergt ist freilich der innere Gehalt von Goethes Gedicht musikalisch nicht voll ausgeschöpft. Eine liebliche Erinnerung an die gute alte Zeit, an die Linie Haydn—Mozart, bot der Satz aus dem Klavierquartett op. 34 von Friedrich Schneider, dem Kom ponisten des „Weltgerichts". Auch aus neuerer Zeit Wb es einige Perlen der Instrumentalmusik, zwei Lödäuer Kom ponisten waren sie zu verdanken. Ossiätt Reichardts Reigen entzückte durch die graziösen Tanzrhythmen, Karl Kleinigs Serenade für Cello und Klavier durch ihre einschmeichelnde Melodie des ersten Satzes besonders. Unter den Lausitzer Volksliedern interessierte vor allem die Bearbeitung des „Waldbruch", einer Lausitzer Lesart des alten Marlborongh- liedes. G. Kuhnke hat die packende Dramatik der alten Volksballade durch eine farbenprächtige Tonmalerei und reiche Instrumentierung zum Ausdruck zu bringen gesucht, hat aber die 3. und 4. Strophe in der unveränderten Volks melodie gegeben. Diese Uraufführung hinterließ einen gro ßen Eindruck. Biel Heiterkeit und urgesundes Behagen ver breiteten dann die entzückenden wendischen und deutschen Volkslieder und Volkstänze, sowie die Dialektchöre von Liedern Rudolf Gärtners. Der Festabend legte vollgültig Zeugnis davon ab, daß unsere Lausitz durchaus nicht so bar aller Musik ist, wie es nach dem etwas derben und rauhen Stammescharakter der Oberlausitzer scheinen könnte. Dr. Curt Müller- Löbau. Die GberlausitzevVereinigung Groß-Berlin hatte am Sonnabend, dem 12. November, ihre Mitglieder im großen Saale des „Gesellschaftshauses des Westens" Hauptstraße 30—31 zum 6. Stiftungsfeste vereinigt. Der 1. Vorsitzende, Landsmann Hermann Scholz-Zittau, er öffnete das Fest mit einem herzlichen Willkommensgrutz an die zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste und schloß mit einem Hoch auf unsere schöne Heimat, die Ober lausitz. Hierauf hielt Landsmännin Frieda Peter- Reichenbach und Else T h o n i g - Neukirch einen Vortrag in Oberlausitzer Mundart. Landsmännin Ilse Dutschke- Neugersdorf erfreute uns mit ihrer glockenreinen Stimme mit einigen Liedern. Ganz besonders Hervorragendes an humoristischen Vorträgen in Oberlausitzer Mundart leistete ein Gast, Landsmann Röthig aus Neugersdorf, welcher Dichtungen von „Bihms Koarle" während der Kaffeetafel zum Besten gab, wofür er tosenden Beifall erntete. Lands mann Bruno Kühnel-Bautzen brachte in einer Rede den Dank der Gäste für das Gebotene zum Ausdruck. Ein Tänzchen hielt die Landsleute noch recht lange gemütlich beisammen. Das Fest nahm im übrigen einen sehr guten Verlauf. — Versammlungen finden jeden zweiten Sonnabend abend im Monat im „Alten Askanier", Anhalt straße 11, statt. Adressen von in Groß-Berlin und Um gegend lebenden Oberlausitzern nimmt Landsmann Gütt- ler-Berlin SO. 33, Pücklerstraße 48, entgegen. Vie lWWMMe M Sie Mnskm von Zovsvors. Zu beziehen durch unfern Verlag sowie jede Buchhandlung, Preis -chO RM Ein Lausitzer Abend in Dresden Reichenau, am 19. November. Der Landesverein Sächsischer Heimatschuß hatte an zweiter Stelle seiner laufenden Vortragsreihe in Dresden am gestrigen Freitag einen Lau sitzer Abend im evangelischen Bereinshaus (Zinzendorfstraße) veranstaltet und dazu In bemerkenswertem Umfange unsere „Thalia" herangezvgett. Die einleitende Ansprüche hielt Rudolf Gärtner-Kellekach welcher den Begriff „altes Volksgut" im Sinne des HeiMatschntzgedanketis deutete und auch den beson deren Wert der Mund art betonte. Das BerwachftNsein mit der Scholle ist der beste Bewahrer des Volksgutes. „Mundart ist ein Strich Heimat". Diese Prägung Albert Zirklers hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Rudolf Gärtner erläuterte dann in sehr treffender Form die Grenzen der Verwendbarkeit der Mundart in den verschiedenen Dichtungsarten und ver wahrte sich mit Nachdruck gegen das Vorurteil, daß die Lau sitzer Mundart sich nur für kurze humoristische Schnurren eigne. Dann gab der Redner einige Proben seiner eigenen köstlichen Dichtungen, um die riesige Versammlung einigermaßen auf die Edelroller-Mundart vorzubrreiten. Er fand den Weg zu den Herzen der Hörer und erntete lebhaften Beifall. Es folgten dann drei der alten Oberlausitzer Volkstänze» die durch unsere Thaiiü» leute der Vergessenheit entrißen worden sind und auch hier sehr lebhaften Anklang fänden, sodaß als vierter noch der „SaMt- Manchester^ zugegeben werden mußte. — Den Gipfelpunkt dks Abends bildete die Aufführung des neuesten Schwankes von Wilhelm Friedrich, der sich „'s Wunderwoassei" betitelt und in höchst gelungener Situationskomik äußerst aktuelle Fragen behandelt. Das Merkchen sprüht von Humor und zei tigte einen durchschlagenden Erfolg. Die nach Tausenden zäh lende Besucherschar, übrigens eist sehr erlesenes Publikum, wand sich vor Lachen. Fch möchte den Schwank zu den bestgelungenen Schöpfungen unseres Heimatdichters zählen. Die Aufführung, die unter der Leitung von Julius Palme stand, war ebenfalls nach jeder Hinsicht mustergültig und hat den Dresdnern, wie mir Berufsgenossen von der Presse versicherten, ganz außer- ordentlich imponiert. Die altbewährten Stützen der „Thalia" und der junge Nachwuchs wetteiferten, die alte Überlieferung der „Thalia" auch in Dresden aufrecht zu erhalten. Max Krause, Anna Hartmann und Johanna Riedel waren famos: zum Schreien komisch in ihren steinerweichenden Leib- wehgrimmassen gaben sich Max Schubert und Wilhelm Hluchy. Und die Novizen Willy Linke, Gertrud Kraut- hauser und Liesbeth Pfennigwerth mimten wie die alte Garde. Es war ein glänzender Erfolg, zu dem Wilhelm Fried rich und seine Getreuen herzlichst zu beglückwünschen sind. Und Herr Hofrat Seyffert wird wohl die Reichenauer jedenfalls bald wieder einmal holen! Br. R. — über die Dresdener Fahrt unserer „Thalia" ist nachträglich noch kurz zu berichten, daß sich an den Vortragsabend noch ein sehr gemütliches Bei sammensein anschloß, bei dem die beiden Dichter Wilhelm Friedrich und Rudolf Gärtner nebst ihren Gemah linnen, die mitwirkenden Thalialeute sowie der Bericht erstatter Gäste des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz waren. Während der Tafel erging sich Herr Hofrat Pro fessor Seyffert in begeisterten Lobfprüchen über die Dar bietungen des Abends, den er als eine der bestgelungenen Heimatschutzveranstaltungen pries. Im Namen der „Thalia" dankte Herr Julius Palme in wohlgesetzter Rede, und der Berichterstatter, der seinerzeit den Dresdener Abend angeregt hatte, leerte sein Glas mit dem Wunsche, daß die Reichenauer als heimatlich-mundartliche Spieler schar auch fernerhin berufene Hüter kostbaren Lausitzer Volksgutes bleiben möchten. Am folgenden Vormittag er wies Herr Hofrat Seyffert seinen Gästen die besondere Ehre, sie persönlich durch das großartige Landesmuseum für Sächsische Volkskunst zu führen, das in dem zweckmäßig umgebauten alten „Jägerhof" untergebracht ist und ein wahres Schatz- und Schmuckkästlein sächsischen Volkstums