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Doach a der Nut dv frißt der Teifl Fliegn. Ich ging an Steenbruch, wu immer ales G'rümpl log und sucht an Brothar'gbüchs' (Bratheringbüchse) fer meine Zwecke raus. Aus dau doichn aln Weißblech wurdn mein Schnieschuh- spitzn. Mit a poar Zweckn hoa'ch sie oagnoihlt, und aus zwee aln Schuhn und an Stiickl Riem wurd an Bindung g'flickt. Waign an Steckn braucht'ch ne verlaign sein. A Buhnstengl von Dachbodn goab an goar schin Schnieschuhsteckn. Der Schniering könnt ja fahln, dar schien mer ne su wichtg. Und a poar Meter tief woar ja der Schnie v ne, wenn fallt schun mvanchmo a brinkl mieher log vals jitz. Nu woarn sie sert'g, mein Schnieschuh. 'n anern Morgn, no eh'ch a d' Schul ging — der Tag fing groaü irscht oa zu graun — wurdn d' Schnieschuh oagschnoallt. Glei hin' naus macht'ch, über die nächsten Felder, und dano gings oauss kleen Berg! nabn unsn Haus'. Ich stellt mich ubn hie, macht mit'n Steckn fort und sieh oack oa — 's ging. Du lieber Himml, woar doas a stolzes G'fühl, wie 'ch oauf dau Brätln a der Bahn nuner saust. Und goar irscht, wie 'ch no a Biertlstund wieder reikoam — weiß wie a Schniemoan — und mein klenern G'schwister frug: „Na, hoat Ersch g'sahn?" Log do a Stolz a mener Riad! Sie stauntn ja ne gut. Oab über mich oder über mein Kistndecklbratl, doas koann'ch heut nenne svin. Su lang wie a dau Tag hoat mer no niemoals d' Schul g'öauert, und sich troick Zeug hoat der Schulmeester sonst nie derzahlt. Aber schließlich hoat oals a End und o a Virmitt'g vo au Tag, a dan mer zun irschtn Moal mit'n Schnieschuhn foahrn will. Und der Tag is zun Derlabnis g'wurn. Ich woar direkt begeistert, und mein Schulkoame- roadn, der Max, der Oalbert und der Hans, hoattn nischt Eil'gersch zu tun, oals o a Poar sich Schnieschuh zu machn. Woas sein mer dano ne g'foahrn mit unsn ruhn Brätln mit dan blechern Spitzn! Zusoamm hoan mersch Liehrgeld g'zoahlt und zusoamm hoan mer d' Freede g'nossn. Tag fer Tag gings a die stille Winterwelt. Do woar doach bal oauf'n Wachberg und oaf'n Huhwal kee Hang und kee Fleckl, oauf dan mer ne unse Spurn an Schnie gdruckt hoattn. Kee Mensch woar rings zu sahn, 's woar moanchmo feierlicher no oals ei der Kirche. Und su eefach und b'scheidn o unse örschtn Schnieschuh woarn, doas hoan sie ba mer doch voll- broacht und do üroa troi'ch no heute: Seit dar Zeit bte ich mer an Zweifl, obs ei Feld und Busch an Sommer oder an Winter schiner is. A. W. Z. Zum letztenmal am alten Hiscb Du bist kür uns zum letztenmal gedeckt, Du alter, runder Disck im leuren Vaterhaus. Ls glänzt der Mutter scbnesigss Damast Und alle alten. lieben Dings stekn daraus. Dur Dlumen feklen, denn die Freuds keblt. Und jeder Platz an dir ist still besetzt. Im ernsten Scbrvarz sind alle Säfte. Man itzt, man sprickt, und docb kein ksstlicb keitrsr Don will diese Discbgessllscdait irok beleben. Der Vater keblt, der Herr des Hauses. Sein Platz an diesem Discb ist lange leer, Und nun, die Mutter! Ikren Platz nimmt eins andere ein, Und ikre pklicbt als Hausfrau, liebe Wirtin, Sie trat sie einer andern ab. — Die Mutter sckläkt — Scbläft in dem dunklen Sarg, da trüben weit von uns, Und ist uns allen docb so nab! Wie ost war dieser stille, ernste kreis Von ikr geladen, einst, zu kroker Dakelrunde. Sie gab und gab, und war so krob und stolz, Wenn's jedem reckt bskaglick bei ikr war. O scböne, liebestraute Zeit, du stekst so wirklich in der Ssgenwart Und füllst mein Herz mit tiefer Drauer. Lin leises Weinen kommt aus Herzensgrund, Und zärtlich streichle ich dein Karies Holz, Du alter, lieber runder Disch — Du bist zum letztenmal kür uns gedeckt im teuren Vaterkaus. Warg. LIeichsI-Karst-n. Festrede zum 60. Stiftungsfest des Globus Ein Stück Heimatgeschichte von Kurt Rädel-Zittau Es ist eine alte Gepflogenheit, an Stiftungsfesten alter Tage zu gedenken, und die Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen. Naturgemäß kann Lei der Fülle und der Mannigfaltigkeit des Stoffes nur ein kleines Gebiet der Vereinstätigkeit gestreift werden, aber in kurzen Zügen zu zeigen, wie sich der „Globus" in den 60 Jahren feines Bestehens bewußt in den Dienst der Volksgemeinschaft ge stellt hat und seine ganze Kraft einsetzte, „zum gemeinen Besten" und nicht bloß eigenen Zwecken dienen wollte, das ist eine selbstverständliche Pflicht solcher festlichen Stunden. Wenn wir in einer Zeit, die so ungeheuer einseitig orientiert ist, in der die sportliche Höchstleistung, der Be griff des Rekordes nicht im Sinne der Weiterentwicklung, sondern weit mehr im Sinne der Sensation alles gilt, an die Gründungsjahre zurückdenken, so mutet uns das Be ginnen jener Männer, die den Grundstein zum stolzen Bau des „Globus" legten, eigen an. Es war eine besinn lichere Zeit, und man lebte noch nicht im Eilzugstempo des Kinofilms und bewertete noch nicht alle Erscheinungen vom Gesichtswinkel der Reklame, sondern man hielt Schein und Sein noch scharf auseinander. Und bezeichnend für den Verein war es, daß nicht Gelehrte, Wissenschaftler es waren, die aus naturwissenschaftlichem Interesse sich zu sammenschlossen, sondern 7 biedere Handwerksmeister, 2 Schuhmacher, 1 Tischler, 1 Böttcher, 1 Korbmacher, 1 Gummtwarenerzeuger und 1 Lederhäudler, die in dem da maligen Bürgerschullehrer Wünsche, dem späteren Dr. phtl. und bekannten Verfasser der Flora von Sachsen einen un ermüdlichen Freund und Berater fanden. Jeden Sonntag ging man nach dem Gottesdienst um die Promenaden der Stadt und bestimmte, manchmal auch unter Assistenz des damaligen Staötgärtners, die vorhandenen Pflanzen, nahm wertvolle Stücke mit nach Hause und kam wohl auch zwang los an Wochentagen in der Wohnung eines der Freunde zusammen, um naturwissenschaftliche Bücher zu lesen und das gewonnene Wissen zu erweitern. Gewöhnlich wurde ein Krug Vier besorgt, dessen Kosten durch Umlage aufge bracht wurden. In der Regel entfielen auf den Kopf nur 8 Pfennige, die bei besonderen Gelegenheiten sich auf 10 Pfennig erhöhen durften. Da traf die kleine wissensdurstige Gemeinde ein harter Schlag. Wünsche wurde ans Gym nasium nach Zwickau versetzt. Aber bald sand man gelegent lich eines Ausfluges des Gewerbevereins, dem ja die 7 Naturwissenschaftler angehörten, einen trefflichen Ersatz in dem an das Zittauer Gymnasium mit Realschule berufenen Dr. phil. Oswald Oskar Friedrich. Bereitwilligst sagte er zu und gründete am 7. November 1867 einen Verein für Naturkunde, dem zunächst 14 Mit glieder angehörten. In Friedrich war ein Mann gefunden worden, der sein ganzes Wissen und seine unermüdliche Arbeitskraft in den Dienst der guten Sache stellte. In 23 Jahren seiner Bor standsschaft hat er 619 Sitzungen geleitet und selbst 288 Vorträge gehalten. Leider ist urkundliches Material aus den ersten Vereinsjahren nicht vorhanden, ebenso ist auch die Bereinsschrift, die zum 28 jährigen Bestehen verfaßt wurde, nicht mehr bei den Vereinsakten zu finden. Umso verdienstvoller ist, daß Herr Oberlehrer i. R. Praetorius in seiner Festschrift zur 50-Jahrfeier des Vereins Quellen ausfindig gemacht hat, die eine fast lückenlose Darstellung der Vereinsgeschichte ermöglichen. Diese Festschrift liegt auch meinen weiteren Ausführungen zu Grunde. Wenn man die Geschichte des „Globus" verfolgt, so tauchen Ereignisse, Namen auf, die eng verbunden sind mit den Geschehnissen unsrer Heimat und so ist die Geschichte des „Globus" im weiteren Sinn auch ein Stück Heimat geschichte. Ich werde aus diesem Grunde auch im wesent-