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ltchsten Heerführer waren Ziska von Troznow und nach seinem Tode Prokop der Ältere und der Jüngere. Bis 1426 spielte sich der Krieg meist im Innern Böhmens ab, erst in diesem Jahre zog er sich näher nach den Grenzen der Lausitz. Böhmtsch-Letpa, Trebnitz, Dux, Teplitz waren von den Hussiten erobert worden und ein wohl 25 000 Mann starkes Hussitenheer zog vor Aussig. Die Sachsen sammelten ein Heer, zu dem auch die Städte und der Adel der Lausitz Hilfstruppen stellten, jedenfalls sind auch Mannen aus der Herrschaft Friedland—Seidenberg O.-L. dabei gewesen. Am 16. Juni 1426 kam es bei Aussig zur Schlacht, in welcher die sächsischen Truppen eine furchtbare Niederlage erlitten. Görlitz büßte seine Mannschaften bis auf einen Mann ein, eines Schneiders Sohn aus Schön berg O.-L., der aus der Gefangenschaft in Leitmeritz mit Hilfe einer Frau entfliehen konnte, ferner sämtliche Pferde, Feldstücke (Geschütze) und andere Waffen. Nun lag die Lausitz und Sachsen den Hussiten offen und das Jahr 1427 sollte für dieses Land verhängnisvoll werden. Anfang April begann die Bewegung nach der Lausitz, und am 10. Mai kamen frühmorgens die Hussiten, 14 000 Mann stark, von Böhmtsch-Leipa her bei Deutsch-Gabel über das Lausitzer Gebirge. Die Zittauer zogen ihnen entgegen, mußten aber in die Stadt zurückflüchten, wobei viele er schlagen wurden. Am 11. Mai unternahmen die Hussiten einen Sturm auf Zittau, konnten aber die gut befestigte und verteidigte Stadt nicht einnehmen. Auch Görlitz, vor das die Hussiten in diesen Maientagen zogen, vermochten sie wegen seiner starken Befestigungen nicht einzunehmen, sie mußten sich mit der Niederbrennung der Vorstädte be gnügen. Von Zittau zogen sie am 12. Mai ostwärts der Neiße entlang und verbrannten Hirschfelde, Kloster Marienthal und Ostritz sowie alle Dörfer der Gegend. Dann wendeten sie sich südwärts: Radmeritz, Tauchritz, Nikrtsch, Bernstadt, Kuhna und höchstwahrscheinlich auch Schönberg O.-L. wurden verbrannt und die Einwohner schaft grausam ermordet, und am 14. Mai gingen sie über die Neiße und au diesem Tage hatte Seidenberg und die umliegenden Dörfer die Wut der Hussiten zu spüren. Seidenberg O.-L. wurde völlig ausgebrannt, jedenfalls ist auch damals die Burg auf dem heutigen Burgsberg mit in Flammen aufgegangen. Auch bas Michaeltskirchlein, das wohl beim Niederdorf gestanden und das ebenfalls dort befindliche Kloster sind damals mit verbrannt wor den. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind auch die Dörfer des Friedländer Bezirks und Friedland vielleicht selbst von den Hussiten zerstört worden, denn die Bauern des Be zirks waren nach Görlitz geflüchtet. Der Erzpriester von Seidenberg rettete sich nach Lauban, ist aber dort bei der Eroberung der Stadt am 16. Mai von den eindringenden Hussiten erschlagen worden. Die Hussiten zogen nämlich mit ihrer Hauptmacht am 14. Mai nach Lauban, wo sie am 15. Mai anlangten. Am 16. Mai, nachdem ein Ausfall der Laubaner unglücklich verlaufen, stürmten die Hussiten die Stadtmauer und drangen in die Stadt ein. Ein furcht bares Blutbad richteten die rohen fanatischen Horden unter der Bevölkerung an, die gesamte Priesterschaft so wie deutscln Studenten aus Prag und der größte Teil aller Einwohner wurden erschlagen und die Stadt einge äschert. Darauf zogen die Hussiten nach Löwenberg weiter. Auch 1428 wurde die hiesige Gegend wieder von den Hus siten heimgesucht und' zwar wurde auch Friedland ver brannt. Am 16. November 1428 errang Ullrich von Biber stein auf Friedland im Verein mit den Lausitzern bei Kratzau—Machendorf einen großen Sieg über die Hus siten, wobei etwa 400 Hussiten erschlagen, in der Neiße er tränkt und in den Scheunen verbrannt wurden. Sie hat ten einen Verlust von 500 Toten und 500 Gefangenen und mußten etwa 120 Wagen zurücklassen. Dezember 1480 bedrohten die Hussiten wieder unsere Gegend^ Die Ort schaften Reichenau und in der Friedländer Herrschaft Hermsdorf, Dittersbach und Kunnersdorf, ferner Bern stadt und die umliegenden Orte sowie Reichenbach O.-L. fielen denselben in die Hände. In Reichenbach O.-L. ver teidigten sich die Bewohner auf dem Kirchhofe, den die Hussiten nicht einzunehmen vermochten. 1431 am 16. März wurde das noch in Trümmern liegende Lauban abermals von den Hussiten genommen und der Brüderturm wie das Kloster erobert. Am 20. März 1431 wurde auch Marklissa zerstört. Am 2. Januar 1433 errangen Ullrich von Biber stein und die Görlitzer einen Sieg über die Hussiten bei Grafenstein. Seidenberg O.-L. ist in den folgenden hussi tischen Fehden 1469 nochmals von Hussitischen Anhängern niedergebrannt worden. Walther Vogel. Ein Kranz Lausitzer Sagen Die Heimatbewegung, die sich seit dem Zusammen bruche im Jahre 1919 in allen Gauen des deutschen Vater landes sieghaft ausgebreitet hat, zieht alle Begebenheiten der heimischen Landschaft und des heimischen Volkstums in den Kreis ihrer Betrachtung. Mitunter will es dem Be obachter erscheinen, als würde in der Betonung des Hei mischen beinahe des Guten zu viel getan, als würde zu viel Altertümliches und Verstaubtes dabei zu Tage ge fördert, das keine lebenzeugende Kraft mehr in sich trägt. Zu diesem Erstorbenen scheinen auch die Sagen einer Land schaft zu gehören. Wir gestehen offen zu: Die Sagen sind einer Geistig keit entsprungen, die von der unseren durchaus verschieden ist. Eine Landschaft beherbergt heute nur noch sehr wenig Menschen, die dem alten Sagenguts mit schlichtem Glauben gegenüberstehen. Und es gibt genug Unter uns, die für diese seltenen Menschen nur ein geringschätziges Lächeln haben. Ich selbst bin davon weit entfernt. Mir ragen diese Menschen als ehrwürdige Zeugen einer längst versunkenen Zeit bis in die Gegenwart hinein, und sie geben mir die heimliche Beglückung, daß trotz Kino und Radio tiefe Quellgründe deutschen Volkstums noch nicht versiegten. Wenn wir Sagen erzählen, wollen wir nicht, daß sie geglaubt werden. Wenn wir Sagen erzählen, wollen wir aber auch nicht, daß darüber gelacht wird. Wenn wir Sagen erzählen, wollen wir, daß in uns abgestumpfte Organe ge öffnet werden. Daß wir wieder lernen, Landschaft als Tummelplatz gestalthafter Mächte zu erkennen. Daß uns die Beziehungen zwischen Ding und Ding, zwischen Mensch und Ding von wesenhafteren Mächten beherrscht erscheinen als von kalter Naturgesetzlichkeit. In diesen Eigenschaften der Sagen, die wir hier nur andeuten konnten, liegt ihre lebenzeugende Wirkung. Wir wollen im folgenden eine bunte Reihe Lausitzer Sagen bieten, die in keinem Sammelwerke enthalten sind und zum Teil schon vergessen wurden. Nur einige sind bis in die Gegenwart hinein lebendig geblieben. Im alten Teiche beim Rittergute in Niederoderwitz hat eine Nixe gewohnt. Da waren mal dort ein paar Frauen auf dem Felde und arbeiteten. Zu denen kam die Nixe. Sie sagte: „Ach, laßt mich doch hier ein bißchen Wäsche bleichen." „Unsertwegen bleich soviel du willst," sagten die Frauen. Da hat die Nixe feine Wäsche aufge legt. Und auch an andern Tagen ist sie wieder gekommen und hat gebleicht. Einmal hat sie die Frauen wieder zu sammen getroffen und hat gesagt: „Ich danke euch auch schön. Und hier habt ihr was." Und was hat sie den Frauen gegeben? Dürres Laub hat sie den Frauen gegeben. Die haben es aus der Schürze geschüttelt. Denn von dem Zeuge hatten sie selber genug. Was finkelt aber dann der einen so am Schürzenvand? Das ist Gold. Aber nun ist es zu spät. Das Laub ist weg. Sie können suchen wie sie wollen.