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Überdies sieht man auf diesem Punkte mindestens 100 Kirchen, einige Städte, eine bedeutende Anzahl Schlösser und Rittergüter und eine außerordentlich große Menge Dörfer. — Weit größer aber würde die Aussicht auf dem höchste» Punkte des Berges seyn, wenn es die ansehnliche Holzung nicht verhinderte ..." So weitreichend und umfassend auch diese „Buchen schau" war, so wurde doch immer mehr in den Bischofs werdaer, Bantzner und Neukircher Heimatfreunden der Wunsch rege, daß den Gipfel des Falkenberges recht bald ein Turm krönen möge. Sie konnten dabei Hinweisen auf die Landeskrone bei Görlitz, auf deren Kuppe man einen „Sallon" errichtet hatte, und auf die Lausche, auf deren Gipfel gerade damals ein Berggasthaus errichtet worden war. Die Landeskrone hatte bereits 30 Jahre vor dem Er scheinen des kleinen Falkenbergführers ein burgartiges Haus erhalten. Noch heute lesen wir auf einer Gedenktafel über' dem Eingang zum unteren Aussichtsturm: Auf den Ruinen der Vorzeit erbaute, von den Freunden der schönen Natur unterstützt, dieses Haus Karl Andreas von Meyer zu Knonow im Jahre 1796. Sein Tod ließ es ihn vollendet nicht betreten. Und die Lausche? Damals Spitz- oder Mittagsberg ge nannt, wurde auf ihr 1823-24 das Wirtshaus erbaut und zwar nach Art der alten, einfachen Riesengebirgsbauden. Bei der Einrichtung fehlten beispielsweise die manchen Heimatwanderern noch bekannten Moosbetten nicht. Bis zum heutigen Tage hat sich die Lauschewirtschaft im Besitz der Familie Weikert fortgeerbt. Doch zurück zu unserem Falken! Der damalige Be sitzer des nördlichen Valtenberggebietes war der Baron von Huldenberg auf Neukirch, der Lanöesälteste des Lau sitzer Kreises. Er war ebenso bekannt als Staatsmann wie als Gelehrter, als Naturforscher wie als Heimatfreund, dazu weithin gerühmt ob seiner strengen Rechtlichkeit. Huldenberg hatte bereits den Plan entworfen, auf dem Valtenberg einen Luginsland aufftthren zu lassen und zwar nach dem Vorbild des von Herrn von Gcrsdorf auf Meffersdorf im Jsergebirge geschaffencu Turmes, es war sogar bereits der Bauplatz bestimmt und abgemessen wor den, als plötzlich der Tod den hochverdienten Mann dahin- rafsre. In den Erbbegräbnissen des Huldenbergischen Ge schlechtes, das seit Jahrhunderten die Neukircher Herr schaft besaß, fand er seine letzte Ruhestätte. Noch heute schaut im Neukircher Gotteshaus uebeu der Kanzel die Büste des Freiherrn auf die Gemeinde herab, und wir lesen ans dem Epitaph unter dem Huldenbergischen Wappen: Der letzte seines Stammes, einfach und wahr als Mensch, gläubig und demütig als Christ, ausgezeichnet begabt als Staatsdiener, unbeschreiblich teuer den Herzen seiner Schwestern und Freunde. Mit dem Tode des Freiherrn von Huldenberg auf Neukirch war die Erbauung einer Falkenbergwarte wieder in weite Ferne gerückt, und so klagt denn Carl Merkel: „Sollte denn Huldenbergs Plan nicht noch ausgeführt werden können? Die Zahl von Naturfreunden in und um Bautzen ist gewiß nicht geringer als die derselben in der Görlitzer und Zittauer Pflege. Vielleicht bedarfs nur eines thätigen Mannes, dem es seine Zeit gestattet, das Unter nehmen zu leiten. Auch der wird sich gewiß finden. Und dann — wie viele reine Freuden der Natur kann sich ein Familienvater im Kreise seiner Lieben auf diesem herr lichen Pnnete versprechen . . ." Es sei hier nur kurz berichtet, daß der heutige stolze Luginsland, der 26 Meter hohe König-Johann-Turm, erst in den Jahren 1856-57 errichtet worden ist» Auf seiner Plattform trägt eine kleine Säule die Aufschrift: Station Valtenberg der Mitteleuropäischen Gradmessung 1864. An klaren Tagen schweift von dieser Grenzwarte der Blick vom Riesengebirge bis zum Kamme des Erzgebirges, vom Spreewald bis hin zur tschechischen Sprachgrenze. Es war nicht allein die herrliche Aussicht, mit deren Beschreibung unser Bischofswerdaer Gelehrter zum Be suche des Valtenberges locken wollte. Er wußte auch von diesem stolzen Waldgebirge mancherlei zu erzählen, so von dem Felsen-, Gos- und Wesenitzbvrne: „Nicht weit entfernt vom höchsten Punkts des Kammes und zwar auf seiner Westseite quillt der Felsenborn, der sich jedoch bald verliert und erst am Fuße des Berges wieder zum Vorschein kommt. Ein zweyter Quell, der Gosborn genannt, entspringt auf der Ostseite, und aus diesem sind, wie die Sage be richtet, ehedem Goldkörner gewaschen worden. Auf der Südseite trieb man ehedem Bergbau, allein der zu große Andrang des Wassers erschwerte den Bau so, daß man ihn liegen ließ. Gegenwärtig fließt aus dem ehe maligen Stollenmundloche der Hauptquell der Weßnitz aus. Auch ein in der neuern Zeit veranstalteter Bersnchsbau blieb wieder liegen . . ." Auf den ehemaligen Bergbau im Hohwald deutet schon der mittelalterliche Name des Valtenberges Jsinberc d. N. Eisenberg. Es wurde also einst hier Eisenstein gegraben. Das uralte Schürfen im Hohwald beweisen auch die Gold sagen, die Flurnamen und die Urkunden der Archive. Venetianer oder Welsche, meist Walen genannt, haben noch vor 100 Jahren am Valtenberg Gold gesucht. <Man ver- gleichx die geschichtliche Erzählung K. Winters, Die Gold gräber am Valtenberge!) Verschiedene Siedelungen am Fuße des Hvhwaldes sind von Bergleuten aus der Freiberger Gegend gegründet worden, sowohl Neukirch und nach Prof. Dr. Meiches Forschungen bestimmt Neustadt, ursprünglich Nnwenstad. Furchtlos drangen diese Pioniere in den mächtigen Grenz wald des Slavengancs ein, um hier ans Eisen, Gold und Silber zu schürfen und Erzpvchwerke und Wäschen anzu legen. Merkel weiß auch die noch heute im Bolksmnnde be kannte Sage, daß auf der Westseite des Valtenberges einst eine Ritterburg gestanden habe, „denn selbst in den neue ren Zeiten hat man noch viel Gemäuer, ja sogar Steine mit Inschriften dort gefunden". Zwei Brüder, Valentin und Rupprecht, sollen einst im Hohwalde die Valtenburg und die Rnpprechtsbnrg erbaut haben, woran noch der Name des Berges und die zu Neukirch gehörigen Nnpp- rechtshüuser erinnern. Ebensowenig wie Götzinger kennt auch Merkel den Namen Valtenberg. Beide nennen ihn nur Falkenberg, wie wir ihn auch auf der berühmten Matthias Oederschen Karte aus dem Ende des 16. Jahrhunderts verzeichnet finden. Dagegen bringt Schiffner 1845 beide Namen. Und so hat allmählich der Valtenberg den Falkenberg ver drängt. Geht der heute ausschließlich gebrauchte Name auf Valentin zurück oder auf Valand, den Teufel? Hat viel leicht auch hier wie 1840 beim Czvrnebvh und Bielebvh, den angeblichen Bergen des weißen, guten und des schwar zen oder bösen Gottes, der wendische Pfarrer von Hoch kirch diese Bezeichnung frei erfunden? Das Volk aber zieht noch immer den uralten Namen Huhwahl - Hohwald für das riesige Grenzwaldgebiet allen anderen Bezeich nungen vor. Merkel erzählt in seinem Büchlein weiter von den Wolfsgruben, die sich einst auf der Nordseite des Berges „im Radwitzer Walde" befanden. Noch vor 100 Jahren