Volltext Seite (XML)
Am Ausgange der Skala Gröditz, das hochgelegene, mit seiner die ganze Gegend beherrschenden Kirche, seinem Schloß und seinem Burgwall. Wir strebten nun Wur sch en zu. Leider übersahen wir den dahin über Wiese und Aue führenden Fußweg, so daß wir ein Stück Straßen wanderung in Kauf nehmen mußten. In Wurschen noch mals eine kurze Rast. Den geplanten Besuch des Dreh- saer Parkes konnten wir der Kürze der Zeit wegen nicht mehr ausführen, sondern wanderten auf der schönen Walöstraße durch Oberdehsa und dann auf Rasen wegen hinüber nach Pommritz. Der 6-Uhr-Zug führte uns der in der Ferne winkenden Heimatstadt zu. I. Frenzel. > Nachrichten aus der Gberlausitz Zittau, 24. Oktober. Eröffnung der Kunstaus stellung von Karl Paul. Unser Lausitzer Künstler Karl Paul, ein geborener Reichenaner, eröffnete am gest rigen Sonntag seine diesjährige Kunstausstellung. Eine stattliche Anzahl Kunstfreunde hatte auch diesmal seiner Einladung gern Folge geleistet, sodaß das leider ziemlich kleine Atelier des Künstlers eine erdrückende Fülle von Besuchern aufwies. Herr Gewerbestudienrat Schafshirt hatte in liebenswürdiger Weise den Einführungsvortrag übernommen und bedauerte, daß es leider in Zittau nicht möglich sei, die Gemälde des Künstlers in geeigneten Räumen zur Ausstellung zu bringen, da der langersehnte Wunsch, Ausstellungsräume zu schaffen, noch nicht erfüllt worden sei. Paul bringt auch diesmal wiederum herrliche Motive aus unserer engeren Heimat. Ein Besuch der Aus stellung kann wärmstens empfohlen werden. Die Aus stellungsräume befinden sich — wie bereits erwähnt — in seinem Atelier in Zittau, Reichsstraße 9, 3. Sohland, Spree. Nachdem durch den Verein der Heimat freunde das Lutherdenkmal und der Meilenstein auf dem Marktplatz erneuert worden sind, hat derselbe auch die beiden Kreuz st eine neu Herrichten lassen. Der Sage nach rühren die Kreuzstcine, welche früher auch im Siegel der Kirche geführt wurden, von einem Doppelmord her. Auf einem Jahrmarkt, welcher früher hier stattgefun den hat, sollen sich zwei Schuhmacher erstochen haben. An geblich wegen Platzstreitigkeiten. Der eine Stein trägt die Jahreszahl 1817. Wahrscheinlich sind sie in dem genannten Jahre errichtet worden. Bautzen. (Die „Alte Wasserkunst".) Die „Alte Wasserkunst", das Wahrzeichen Bautzens, soll jetzt dem all gemeinen Verkehr erschlossen werden. Bisher stand das uralte Bauwerk, dessen Errichtung in das Jahr 1558 zurückgeht, völlig unbenutzt. Neuerdings regte die Gesellschaft für Vor geschichte und Geschichte der Oberlausitz an, falls die Genehmigung der städtischen Behörden zu erlangen ist, den Turm zu einem Museum auszugestalten und ihn der Gesellschaft zur Unter bringung ihrer reichen Sammlungen zur Verfügung zu stellen. Rosenthal. Die Wallfahrtskirche zu Rosenthal bei Kamenz kann im Herbst nächsten Jahres ihr 150-jäh° riges Bestehen feiern. Wie eine Inschrift an der Kirchen decke zeigt, wurde sie im Jahre 1778 unter der Abtissin Klara Trautmann (Kloster Marienstern) erbaut. Zugleich wird das lOOOjährigeBestehendesGnadenortes gefeiert. Um dieses Doppel-Jubiläum würdig zu begehen, hat man jetzt schon mit den Vorbereitungen begonnen. Die Kirchenmauer und das Äußere der Administratur sind bereits erneuert. Auch der Kirchturm ist einer gründlichen Ausbesserung unterzogen worden und hat eine neue Bedachung erhalten. Görlitz, 12. Oktober. Professor Ludwig Feyer - abend, der langjährige Direktor der Oberlausitzer Ge denkhalle, ist gestern kurz vor Vollendung seines 72. Lebensjahres in Würzburg gestorben. Er hatte Anfang September wegen eines alten Blasenleidens eine Kur in Bad Mergentheim angetreten und war später, als sich das Leiden verschlimmerte, in die Würzburger Universitäts klinik eingeliefert worden. Professor Feyerabend wurde 1902 vom Magistrat der Stadt Görlitz zum Direktor der neuerbauten Oberlausitzer Geöenkhalle mit Kaiser-Fried rich-Museum ernannt. Erst nach dem Kriege legte er sein Präsidentenamt nieder, wurde aber wieder in den Ausschuß gewählt, dem er bis zuletzt angehörte. Besonders verdient um die Heimat machte sich Professor Feyerabend durch die im Jahre 1888 erfolgte Gründung der „Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz", die sehr schnell Ansehen und Beachtung fand. Doch die Hauptauf gabe seines Lebens wurde die Ausgestaltung der ihm mit fast leeren Wänden übergebenen Oberlausitzer Gedenkhalle. Schon nach wenigen Jahren hatte er ohne wissenschaftliche Hilfe eine höchst beachtenswerte Gemäldegalerie sowie Ab teilungen für Kunstgewerbe, Kulturgeschichte der Ober lausitz, für Volks- und Heimatkunde neben einem bedeu tenden Münzkabinett ins Leben gerufen. Der Hauptwert all dieser Sammlungen beruht auf ihrer wohldurchdachten Beschränkung auf die Darstellung der Kunst und Kultur der Oberlausitz, nur unter Hinzuziehung des Vergleichs materials, das für die Beurteilung des Wesens der Ober lausitzer Kunst, des Oberlausitzer Kunstgewerbes und der anderen Abteilungen im Rahmen der deutschen Leistungen im allgemeinen nötig ist. Zweck seines Strebens war, durch den Ausbau des Museums ein unvergängliches heimat liches Kulturdenkmal der Oberlausitz zu schaffen. Noch in den letzten Jahren nahm Professor Feyerabend systema tische Neuordnung der Sammlungen in der Gedenkhalle vor, die die Kunst- und Kulturgeschichte der Heimat in vor bildlich schöner Form zur Geltung kommen läßt. Gemäldeausstellung Karl Hentschel in Aittau Am Sonntag, vormittags 11 Uhr, wurde in Zittau in den Sälen der Webschule die Gemäldeausstellung Karl Hentschel-Großschönau eröffnet. In seiner Begrüßung konnte der Vorsitzende des Zittauer Kunstvereins, Herr Ge werbeoberstudienrat Göhring, eine stattliche Anzahl von Kunstfreunden, darunter als Vertreter des Stadt rates Herrn Bürgermeister Koltzenburg willkommen heißen. Er erteilte sodann Herrn Schriftsteller Dr. Rothe- Dresdxn das Wort zu einem Eü^führungsvortrage, in dem dieser in feinsinniger Weise etwa folgendes ausführte: Die erste Ausstellung, die Maler Karl Hentschel vor drei Jahren in Zittau veranstaltete, zeigte seine Entwick lung vom Impressionismus über den Kubismus zu einem Stil neuer Sachlichkeit. Seine holländischen Bilder, die in ihrer impressionistischen Art an Liebermann erinnerten, seine Lausitzer Landschaften und Stilleben, die seine kühle Sachlichkeit atmeten, sowie einige wenige Bilder aus Ita lien, in denen er den Problemen des Raumes nachging, bildeten den Hauptinhalt seines Hervortretens. In der Zwischenzeit hat Hentschel vor allem Bildnisse gemalt, von denen drei, aber leider nicht die besten, in der jetzigen Aus stellung zu sehen sind. Er hat außerdem dieses Jahr 7 Monate in Italien gearbeitet und von dort seine Ernte an Bildern mit heimgebracht, die an Zahl und Qualität außergewöhnlich ist. Das süditalicnische Städtchen Positauv, das au der Felsenkttste von Sorrent gelegen ist, wurde ihm zum großen Erlebnis. Positano, ein altes sarazenisches Seeräubernest, war mit seinen würfelförmigen Häusern, die sich terrassen förmig den Berg hinaufbauten, das Ideal der Kubisten geworden. Auch Hentschels Raumkunst ist an den Häusern, Gängen, Treppen und Terrassen dieser Stadt gereift. Aber er hat in klarer Sachlichkeit, ohne Überspanntheit die Land schaft gesehen wie sie ist. Alle seine Bilder, die eine kulti vierte Malweise zeigen, sind mit Verstand und Gemüt ge malt. Aber das ist das Große an seiner Kunst, daß das