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350 Gberlaufltzer Helmatzeltung Nr. 22 „Bumbhuttgeschichtn" (die mir bisweilen nicht originell ge nug erscheinen wollten) zu Gehör gebracht unö nicht etwas Urwüchsiges aus seiner „Aebrlausitzer Loft" ober aus sei nem „Aebrlausitzer Ardreich" gewählt? Etwas wirklich Humorvolles mit einer wirksamen Pointe, über das man einmal hätte herzlich lachen können, fehlte gänzlich. Vor einigen Wochen fandte Leipzig und Dresden einen thürin gischen Mundartabend, der in dieser Hinsicht wesentlich besser mar) da wurden die Lachmuskeln manchmal gründ lich angespannt. I. W. D r e ß l e r - Leipzig. Dorf-ÄdVtt Mir ist, als kätie dumpf und müd' 5lm vurm dis Ut>r gescdlagsn Und mit dem lUang die Müdigkeit ins vork kinab getragen. Nun rukt auk roten väcbern trag Oer Sonne scbrvüles Brüten, Nn allen Mauern taumelt vukt Nus karbsnsatten Blüten. Vie Bäussrzeilsn klingt entlang Lin sckläksrnd' Kinderlallen, Eintönig von des Brunnens Band vis sckweren Oropksn fallen. Nus stillen Geldern ist ins vork vis Einsamkeit geschritten Und murmelt nun ikr Schlummerlied Leis in der Käufer Mitten. Nuf grünem Bügel träumt ein Schloß. Vie stolzen LUrme grüßen Und schirmen treu das kleine vork Liek zu de« Berges Süßen. Walpurga Seifcrth. Schanzen- und Skalenfahrt des Gebirgs vereins Bautzen und Umgegend Die Gegend von Weißenberg wird von unserem Wanderverkehr im allgemeinen wenig beachtet, und doch verdient sie diese Zurücksetzung nicht, denn auch sie besitzt ihre Schönheiten und eigenen Reize, und der Kenner weiß sie zu schätzen: Tief eingeschnittene Täler, hochgelegene, mit mächtigen Linden und Eichen bestandene Burgwälle, stolze Herrensitze mit prächtigen Parkanlagen und überdies das Teichgebiet von Nechern und Wursch en. Dazu treten geschichtliche Erinnerungen: an den nordischen Krieg und Karl den Zwölften von Schweden, der 1708 in dieser Gegend weilte, an den Überfall von Hochkirch und Friedrich den Großen, an den Rückzug der Verbündeten am 20. und 21. Mai 1813, an die Geschichte der vorrückenden Schlesischen Armee unter Blücher gegen Napoleons Truppen im Sep tember desselben Jahres. Als wir vor sechs Jahren mit dem Gebirgsverein zum ersten Male die Gegend durch wanderten, bekannte einer der Mitwanderer: „Ich bin fünfunöfünfzig Jahre und in Bautzen alt geworden, aber hierhin bin ich noch nicht gekommen. Daß unsere Heimat so schön ist, das Hütte ich nicht gedacht." Die Eigenart der Landschaft bilden die tiefeingeschnit tenen Täler unseres Hügellandes, des Überganges von unseren Bergen zur Niederung. Sie sind erst jüngeren Ursprungs, entstanden im Ausgange der Eiszeit und in der Nacheiszeit. Die Schmelzwasser haben die in west-öst licher Richtung streichenden Granitriegel durchsügt und die viele Windungen und Schlingen bildenden Engtäler ge schaffen. Sie werden Skalen genannt. Skal bedeutet Fels, Skala also Felseinschnitt, Schlucht, Felstal,' sie ent spricht der bayrischen „Klamm" in den Boralpen. Die zweite Eigenart sind die Burg wälle, gewöhn lich Schanzen genannt. Niet Heu, Lauste, Zschorna, der Strohmberg, Gröditz, Cannewitz besitzen solche. Der Burgwall von Weißenberg ist durch die Erweiterung der Stadt bereits verschwunden. Skala und Vurgwall ge hören zusammen. Auf einem vorspringenden Talsporn, der auf drei Seiten von dem Bache umflossen und durch steile Talwänüe gesichert wird, sind sie errichtet. Gewaltige Erööämme wurden in vor- oder frühgeschichtlicher Zeit aufgeworfen, und wie die neuesten Forschungen lehren, wurde die Wallkrone durch Pfahl- und Flechtwerk noch be sonders geschützt. Heute sind sie mit ihrem Linden- und Eichenbestande und dem rauschenden Bache an ihrem Fuße landschaftliche Glanzpunkte. Durch diese Gegend führte uns die Wanderung am Sonntag, dem 0. Oktober. Wald und Aue standen bereits im beginnenden buntfarbigen Herbstkleiöe. Von Bahnhof Pommritz aus traten wir sie an. Wir besuchten zuerst die Niethener Schanze, die mit zu den größten und schönsten Burgwällen unserer Lausitz zählt. Das Niethener Wasser schlängelt sich um ihren Fuß, und hoch oben über Fels- und Steilwand thront die Schanze. Wir umschritten die Wallkrone, und Fragen tauchten auf: Wer waren die Erbauer dieses gewaltigen Erdwerkes? Welchem Zwecke diente es? Die Schanze ist noch zu wenig erforscht, als daß darüber ein abschließendes Urteil gegeben werden könnte. Unser nächstes Ziel ist Lauske mit Schloß und herr lichem Parke. Nach Einhvlen der Erlaubnis zum Besuche des Parkes betreten wir am Orangerie-Gebäude den Schmuckgarten vor der Schauseite des Schlosses mit seinen Rosen, Dahlien und Fuchsten, die noch in voller Blüten pracht stehen. Dann hinein in den Park, der vom rauschenden Lausker Wasser durchflossen wird. In ihm erheben sich zwei Schanzen: auf Lausker Seite eine kleinere, höhere und gesicherte,' gegenüber eine größere, etwas niedrigere auf Zschor naer Flur. Die letztere birgt unter zwei mächtigen, vielhundertjährigen Eichen die Begräbnisstätte der Grafen von Breßler, die in ihrer Schlichtheit und Schmucklosigkeit mit ihrem stillen Frieden bei jedem Be sucher einen tiefen Eindruck hinterläßt. Von Lauske aus führt eine breite Lindenallee hinauf zur Löbau—Weißenberger Straße, und bann geht's auf einem Rasenwege hinüber zum Strohmberge, dem Basaltberge mit seiner eigenartigen, sattelförmigen Ge stalt. An der Süd- und Nordseite Steinbrüche, deren Be trieb dank der Bemühungen des Sächsischen Heimatschutzes eingestellt ist, damit die Vasaltsäulen als Naturdenkmal unfern Nachfahren erhalten bleiben. Auf dem Gipfel der Südkuppe befindet sich der niedrige Schlackenwall, dessen Erbauung nach den Forschungen des verstorbenen Herrn Oberlehrer H. Schmidt in Löbau in -die vorchristliche Zeit, etwa um das Jahr 500 v. Ehr. gesetzt werden kann. Nach etwa einer halben Stunde ist Weißenberg, das alte liebe Landstädtchen mit seinem geruhsamen Leben erreicht. Das Rathaus im leuchtenden, brennenden Herbstrot des selbstklimmenden Weines bot uns ein ganz entzückendes Bild. Nach wohlverdienter Mittagsrast im Ratskeller geht's nun ein schmales Gäßchen mit kleinen Häuschen hinab zum Löbauer Wasser. Eine altersschwache Holzbrücke führt hinüber ans andere Ufer. Auf Rasenwegen schreiten wir den Talhang hinan zum Eingang der Wetchaer Skala. Ein unscheinbarer Buschweg führt ins Tal hinab. Wir sind bald mitten in der Skala. Steile Felswände links und rechts, dazwischen das Wasser, das leicht und rasch dahin- sließt. Kein Laut als sein Plätschern stört die wunderbare Stille, die uns umgibt. An den feuchten Waldrändern und Bachufern wachsen Farne von fast Manneshöhe. Bei der letzten Flußschleife schaut vom hohen Ufer das stolze Herrenhaus von Gröditz herein ins Tal. Nur wenige unserer Flußtäler können sich mit der Weichaer Skala an Schönheit und Waldeinsamkeit messen.