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kropfweg. Diesem, gelb markiert, folgen wir ca. 1 Stunde durch Wald bis Hinterhermsdvrf, um von da aus den oben angegebenen Heimweg anzutreten. Von hier ist auch, besonders Sonntags, Gelegenheit geboten, die Postautv- buslinie nach Sebnitz zu benutzen szu Fuß gute 2 Stun den), um von da die Heimfahrt mit der Bahn anzutreten. Jeder Naturfreund benutze die jetzt so herrlichen Herbst tage und besuche die im Herbstschmuck prangende Obere Schleuse, er wird hochbefriedigt heimkehren. AMend über die dämmernde Heide wandert der Abendwind, von des Tages Luft und Leide raunt's in den Wipfeln lind. Unter den klaren Sternen ruht die schweigende Welt.— Wie aus dunklen Fernen weht ein Lied übers Feld. Flammende Blütenkerzen löschte die Dämmrung aus, irrende Menschenherzen sehnen sich nach Haus. — Johanna Steude. Vom Zittauer Geschichts- und Museumsverein Ständig steigender Beliebtheit erfreuen sich die Stu dienausflüge, die der Zittauer Geschichts- und Museums verein im vorigen Sommer versuchsweise einführte. Stift Joachimstein, Burgruine Kirschau, Ruppersdorf—Herrnhut und Görlitz waren die ersten vier Wanderziele, die all seitig in hohem Maße befriedigten. Der fünfte Ausflug, der am 11. September stattfand, galt dem benachbarten Böhmerland. Trotz der etwas unsicheren Wetterlage waren gegen 50 Teilnehmer zur Stelle, die sich von dem beschleu nigten Frühzug nach Oybin bringen ließen. Ein Teil von ihnen splitterte sich allerdings später ab, als der Himmel einmal vorübergehend seine Schleusen öffnete. Bald war das bekannte Kammloch erreicht. Von hier aus führt ein ganz entzückender, aber weniger begangener Fußweg durch schönen Wald und duftende Wiesen (der Falkenberg bleibt rechts liegen) nach der Petersdorfer Kirche. Hier harrte ein großer Autobus der Ankömmlinge, um sie nach Schloß Lämberg zu befördern. Er mußte jedoch zweimal fah ren, da nicht alle auf einmal Platz fanden. Einige, die die Rückkehr des Wagens nicht abwarten wollten, zogen den Fußmarsch vor, wurden jedoch unterwegs von oben stark angefeuchtet, sodaß von ihnen etliche auf der Strecke blie ben. Die übrigen ließen in der Schloßschenke das Wetter vorübergehen und statteten, als alles beisammen war, dem Schlosse einen Besuch ab. Der der Familie Elam Gallas gehörige Herrensitz, der ursprünglich Löwenberg hieß, ist hinsichtlich seiner Liegen schaften von der tschechoslowakischen staatlichen Enteignung betroffen worden, lediglich die unproduktiven Teile des Besitztums hat man dem Eigentümer belassen. Es ist ver ständlich, daß dieser im Hinblick ans die exponierte Lage des Schlosses die wertvollsten Kunstschätze, die früher da selbst untergebracht waren, nach Prag und Wien in Sicher heit bringen ließ, sodaß der Besuch in dieser Hinsicht jetzt nicht mehr so lohnend ist, als früher. Immerhin ist noch allerhand zu sehen, und vor allem erfreuen wir uns an dem schönen Landschaftsbild, das sich uns hier bietet. Male risch ist der Anblick vom inneren Hofe aus, ganz ent zückend aber das Panorama, das wir von dem söller artigen Austritt des Erdgeschosses aus genießen. Der Rundgang führte zunächst nach dem ehemaligen Gerichtssaal, in dem jetzt das wertvolle Archiv unterge bracht ist. Ein Teil der alten Urkunden und Pergamente war mit beiliegender Übersetzung den Besuchern zugäng lich gemacht. Ein sachkundiger Herr von der Schloßverwal tung gab die notwendigen Erläuterungen, die von Herrn Dr. Reinhard Müller nach Bedarf ergänzt wurden. Von hier aus gelangte man nach dem Fabelsaal. Sein Name ist von der eigenartigen Deckenmalerei abgeleitet, die in rechteckigen Felbern einige 70 der Äsopischen Fabeln in zum Teil ziemlich primitiver Darstellung ver anschaulicht. Die Anordnung der Bilder ist ähnlich wie auf dem bekannten Hungertuch, dem berühmten Glanz stück des Zittauer Stadtmuseums. An den Wänden zeigt der Saal verschiedenartige Ölgemälde: den heiligen Seba stian, Lots Flucht, Porträts kaiserlicher Reiteroffiztere aus der Zeit des 80 jährigen Krieges usw. Auch ein altes Spinett zieht unsere Blicke auf sich. Sehr schön ist die Deckenstuckatur, die zahlreiche Schlachtenbilder aus Wallen steins Zeit umrahmt. Die letzteren sind sichtlich von Velas- guez beeinflußt, erreichen aber nicht dessen Wert. Die Wände sind auch hier mit Ölbildern verschiedener Art ausgeschmückt. Ein sehr schönes Stück ist ein Gobelin, der den Apostel Petrus darstellt. Heraldisch interessant ist der gefällig wirkende Kamin mit dem Wappen derer von Breda, die vor den jetzigen Besitzern Eigentümer des Schlosses waren. Zu erwähnen sind noch die stimmungs volle Schloßkapelle und das Gemach einer einstigen Schloß herrin, die sich nach dem Tode ihres Gatten hier frei willig fast zwei Jahrzehnte einmauern ließ und später heilig gesprochen wurde. Das gemeinsame Mittagsmahl in der Schloßschenke, das allseitig sehr befriedigte, gab Gelegenheit zum Aus tausch der empfangenen Eindrücke. Herr Dr. Müller faßte sie nochmals mit ergänzenden Ausführungen zu sammen, und Herr Oberlehrer Schubert sprach der Lei tung den Dank der Mitglieder aus. Nach Tisch führte die weitere Wanderung auf lauschigem Talgrundweg über Markersdorf nach dem geruhsamen Städtchen Deutsch- Gabel, das bereits das erste Jahrtausend hinter sich hat. Der Besuch galt der schönen Laurentiuskirche, die der römischen Peterskirche nachgebildet ist und vermöge ihres wuchtigen Knppelbaus weithin das Landschaftsbild be herrscht. Ihr Inneres zeigt einen bemerkenswerten Hoch altar, aber den Hauptanziehungspunkt bilden für die Mehrzahl der Besucher die Katakomben, auf denen der ge waltige Bau ruht. Mit Recht mußten früher unsere ge druckten Führerwerke darauf Hinweisen, daß der Zustand der verfallenen Dominikanersürge bei dem ästhetisch ge schulten Besucher sehr unbehagliche Empfindungen zurück ließ und die Stimmung auf das Peinlichste beeinträchtigte. Hier ist in den letzten Jahren in anerkennenswerter Weise Wandel geschaffen worden: man hat die zertrümmerten und wachsbeklexten Särge in unzugänglichen Nischen ver mauert, wodurch berechtigtes Ärgernis beseitigt worden ist. Heute sind nur noch einige Särge mit Angehörigen aristokratischer Familien der Umgebung und die Grabstätte der heiligen Zöislawa zu sehen, die mit bildlichen Szenen aus ihrem Leben ausgeschmückt ist. Dem Besucher bleibt noch immer ein gelinder Grusel, und es wird ihm erst wohl, wenn ihn wieder das Licht des Tages umfängt. Es gibt übrigens ein Bild von spukhaft-geheimnisvollem Reiz, wenn eine größere Gesellschaft im unsicheren Scheine flackernder offener Kerzen an dieser Stätte der Vergäng lichkeit weilt, aber zweckmäßiger und empfehlenswerter dürfte es doch wohl sein, die Katakomben für Besuchs zwecke mit elektrischer Beleuchtung zu versehen. Im „Löwen" erholte man sich von den ernsten Ein drücken der letzten Viertelstunde. Recht angenehm emp fanden es die Teilnehmer, daß ihnen für die Heimkehr nach Zittau mehrere Möglichkeiten geboten wurden. Die ganz Unentwegten strebten ihren Penaten auf Schusters Rappen zu. Die ganz Bequemen legten die volle Strecke