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Ar. 26 Gberlaufltzer Helmatzettung 315 Tag/ meent dr andr, „wu ees ne gnung neiroammln koann! Und z'mol ei a Kurmst!" Die beeün bratschtn noa vu dann und jähn, und su koam d' Zeit zun Koaffee- trinkn roa. Lobs August noahm d' Tallr vun Tisch und schub drvür a poar Toassn hie. Liebls Koart woar wiedr z' Oapptit kumm, und beim Kuchn woar'sch grvad su wie beim Schweinrbrotn. Dreivurtl Kuchn Liebls Koarl und ock ee Vurtchl ür August. Sein Oogn wurdn immr grißr, wie ür Liebl ee Streefl Kuchn noa 'n andrn as Maul schub, bis kee Krieml mie übrg blieb. Nu woar ju mei August a d' richtg Stimmung kumm. Wenn dar andr doas sott, soit ar äs, wenn dar su harzug, zug ar su hie. Die beeön koam 'n ganzn Tag ne übr enn Leestn. Wu'r abr nu va ne heemging, do lief doa menn Lobs August d' Laus übr d' Labr. Ar ducht mit Schreckn a doas Pfund Wurscht, woas itz noa su unscholdg a dr Speiskoammr lag. Ar ging zun Fanstr noa und wees mit 'n Daum uff a Hardl Leut und soit ganz troige: „Durt giehn'r o a Restl heem." Liebls Koarl toat goar ne drgletchn. Ar wees wiedr zon Fanstr naus: „Nee, sieh ock, durt giehn'r schunn wiedr." Wie abr dar andr noa ne drgleichn toat, soit'r ganz laut: „Und durt giehn'r schunn wiedr." Liebls Koarl, ne faul, meent d.odruf groad su laut: „Ja, woas die abr o vr Huckn hoann." So nohnd oas o doas Lobs August ging, a bissl vr sich mußt'r doa lachn. Ach su, durt naus wullt'r! An Huck Kuchn wullt'r noa mit uff 'n Waig hoann! Ar übr- läht'chs hie und har und koam zrletzt doa noa uff dann Göankn, üoaß amend bessr wär, wenn'r'n an hoalbn Kuchn eipackn tät. Denn üerno wär'r dann Plaggeist lus, und sei Pfund Wurscht bleeb o noa vrschunt vr dann heeschling'chn Dingerche. Ar toat, oas wenn'r vurdn nischt ghurt hätt, ging a sein Koammr nuff und brucht an hoalbn Zuckrkuchn oagschleppt. „Do doaß'd drheem o noa woas hust!" Doörmitt soatzt'r dann Zuckrkuchn uff 'n Tiesch. Liebls Koarl zug a blogblümlt Tüchl aus senn Schießl- rückl und wicklt senn Kuchn nei. Doas mit dann Zuckr kuchn toat'n noa ne richtg poassn, ar wußt doa ganz gutt, öoaß Kaaskuchn sei Leiüassn woar. Doaß'r'n doas ock uff 'n Bussn mach» toat, doas wutzt'r. Ohn urscht grüß a drim und üroa z machn, zug'r'ch senn Mantl oa, soatz'ch senn „Steifn" uf und ging. „Lab ock gsund!" soit'r an Furtgiehn, „nu vrgieht wiedr a Juhr, eh mr uns wiedr- sahn." Lobs August toat'n abr an stilln oalls Schlaicht wünschn, woas ock ttbrhaupt an Menschn poassiern koann. Doas woar ju ne raichch denn andrn soll ees nischt Schlaichts wünschn. Liebls Koarl ging fennr Waige, ei ennr Hand 'n Steckn und a dr andrn sein Kuchnhucke. Ein vergessener Kamenzer Gelehrter Im Jahre 1830 ließ Dr. Johann Gottfried Bönisch bei C. S. Krausche in Kamenz ein Buch erscheinen, betitelt: Die Gotter Deutschlands, vorzüglich Sachsens und der Lausitz, ein mythologisch-archäologischer Versuch. Dr. Bö nisch war ausübender Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer zu Kamenz, Mitglied der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz, der deutschen Gesellschaft für Sprache und Altertümer zu Leipzig, Ritter des Sächsischen Zivilverdienstordens. Sein Merkchen, 96 Seiten, kostete acht Neugroschen. Den Ertrag sprach er dem Barmherzigkeits oder Lessingstifte zu. Bönisch setzt seiner Arbeit den Bibelspruch als Motto voran: Prüfet alles, und das Beste behaltet. Verfahren wir nun nach des Verfassers eigener Anweisung, so bleibt für das Behalten fast nichts übrig. Alle Etnzeltatsachen, die Bönisch bringt, muten uns geradezu phantastisch an. Seinen „Beweisen" nach gibt es in Sachsen und in der Lausitz fast keinen Flurnamen (Orts-, Berg- oder Fluß namen), der nicht irgendwie vom Namen einer germani schen Gottheit abgeleitet wäre. Seine sprachvergleichende Methode ist bar jeder Wissenschaftlichkeit. Aber wie durch aus Bönisch auch in jeder einzelnen Ableitung geirrt hat, so ist doch der Grundgedanke seines Buches für die da malige Zeit von außerordentlicher^ Kühnheit. Lassen wir ihn selbst seine Grundanschauung entwickeln: „Freilich sehe ich im Geiste voraus, wie manche der geehrten Leser Lei der ersten Durchsicht des Büchleins den Kopf schüttelnd sagen werden: Nein, das ist wohl ein zu weit herbei geholter und zu hoch aufgeführter Hypothesenbau! Wie? Alles das, was über den früheren Anbau des nordöst lichen Deutschlands gesagt und geglaubt wurde, sollte meist ein Irrtum sein? Heißt es z. B. nicht S. 6 des Lausitzischen Wochenblattes vom Jahre 1790: Die Bemühungen der Neueren haben dargetan, daß in der früheren Zeit nie mals Deutsche unsre Provinz bewohnten. Wir kennen nur die Serben oder Sorbenwenden, und S. 27 des dritten Berichts der deutschen Gesellschaft für Sprache und Alter tümer zu Leipzig vom Jahre 1827: Daß germanische Stämme die Fluren des nachmaligen Leipzigs betraten, ist höchst ungewiß und wird auch annoch in Zweifel gestellt. Wäre dieses aber auch mehr als bloße Vermutung, so haben die Hermunduren (die im vierten Jahrhundert die Gegend, welche in späteren Zeiten Meißen genannt wurde, durchzogen haben sollen) doch in diesen Gegenden nie feste Sitze gefaßt, vielmehr nur als Nomaden das Land durch streift. Die Sorbenwenden aber waren es, ein Stamm der Slaven, welche im Anfänge des sechsten Jahrhunderts sich in dem Lande niederließen, welches nach ihnen späterhin Osterland genannt wurde und die nicht minder in das Meißner Land und in die Lausitz sich verbreiteten . . . . und nun, so fährt Bönisch fort, nun sollen die Wenden nicht mehr alles, nicht das meiste?, nun sollen die alten Deutschen auch etwas, sollen viel, ja sogar sehr viel, zum ersten Anbau und zur Kultur, nicht nur des Osterlandes und des Meißnerlandes, sondern sogar der Lausitzen ge tan haben?" Böhnisch gehört also mit zu den Gelehrten, die als erste die Behauptung aufstellten, die Vorwohner der Sor ben sind in Sachsen Germanen gewesen. Diese Behaup tung ist heute längst als wissenschaftliches Ergebnis ge sichert. Die Mittel von Bönisch reichen nicht aus, um seine Behauptung zu beweisen. Er führt einen Liebhaber gedanken mit phantastischen Mitteln aus. Daß er aber überhaupt den Mut dazu hatte, ist immerhin ein Ver dienst, das ihm nicht vergessen werden sollte. Seine Schrift veranlaßte die Forschung zu neuen, tiefer schürfenden Untersuchungen. — Zwei kleine volkskundliche Notizen bringt Bönisch in seinem Buche, die wir der Vergessenheit entreißen wollen. Von Oderwitz berichtet er: Am Oster- feiertage wurden vom Oderwitzer Spitzberge Steine, ja ganze Felsblöcke, ins Tal gerollt. Dies Brauchtum wurde zu seiner Zeit noch geübt. Eine andere Notiz betrifft die Kamenzer Gegend. Wenn bei Witterungsveränderungen die Berge der dortigen Gegend rauschen, so sagen die Leute: „Buschkäte kocht." Mit dieser Buschkäte ist natür lich ein Buschweibel gemeint und keine germanische Priesterin, wie Bönisch will. Ist dieser Hinweis auf die Buschkäte heute noch in der Kamenzer Gegend gebräuchlich? S. Die Heimat Wieder einmal in der Heimat gewesen zu sein, ist tiefstes Erleben. Da reiht sich Tag an Tag wie eine kost bare Perlenschnur. Kein funkelndes, blitzendes Gestein, sondern im Mattglanz der Wehmut und Freude strahlt das Geschmeide. Dein Schmuck. Dein Reichtum. Dein Fest liches. — Heimat! — Du gehst die Wege wieder, die du einst gegangen. Du knüpfst zerrissene Faden wieder an. Du liebst wieder, was du einst geliebt. Und die Freude blüht noch in denselben Gärten, wo sie blühte, als du jung warst. Nur das Leid ist hinzugekommen, das Leid und die