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Stadtmujeum Bautzen Im Graphischen Kabinett des Etadimuseums sind zurzeit aus- qewählte Altmeister-Handzeichnungen aus dem Besitz der Gersdorsf-Weicha-Stistung ausgestellt, die durch den fein» sinnigen Sammler Hans von Gcrsdmff aus Weicha in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts zusammcngebracht wurden Es handelt sich um ausgezeichnete Arbeiten des 15. bis 17. Jahrhunderts. Neben anonymen Blättern deutscher, schweizer, niederländischer und italieni scher Herkunft sind Wolf Huber (1 Hälfte des 16. Jahrhunderts), Christoph Schwarz (1550—I5S7), Johannes Sadowsky (2. Hälfte des 16. Jahrhunderts), Bartholomäus Spranger (1546—1611), Federigo Zuccaro (1543—1609) und andere führende Meister mit bezeichnenden Arbeiten vertreten. — Wertvolle Ergänzung bildet eine Reihe köstlich lebenssrischer Tierdarstcllungen in Aquarell und Deck- sarbenmalerei aus der Wittenberger Cranachschule. Sie wurden von Museumsdirektor Dr. Bichl gelegentlich des Umzuges der Gersdorff- Bibliothck aus dem Stistshause nach der Stadtbücherei unter alten Innentarstückcn ausgesundcn. Bon allgemeinerem Interesse dürfte es sein, daß zurzeit aus sichtsvolle Verhandlungen mit einem leistungsfähigen Kunstverlag im Gange sind, um möglichst bald die besten Stücke der Gersdorffschen Sammlung in einwandfreien und modernen Ansprüchen genügenden Reproduktionen als Mappe herauszubringen. Damit wäre wieder ein Schritt- vorwärts getan, um die kostbaren Schätze unseres Stadt museums über den verhältnismäßig engen Kreis der Bautzener Kunstfreunde hinaus der Allgemeinheit in würdiger Weise zugäng lich und bekannt zu machen. Spitzkunnersdorf, eine siedlungs geographische Studie über eine Restsiedlung Von Dr. Langer-Freiberg Als die Germanen in der Bölkerwanderungszeit abgezogen waren, folgten bekanntlich Sorben - Wenden von Osten und Süden. Aus dem Zittauer Kessel sind diese Slawen gelegent lich das Mandau- und Landwassertal aufwärts geschweift. Zur Orientierung prägten sie Landschaftsbezeichnungen, denen z. B. unser benachbarter Ort Oderwitz seinen Namen verdankt, dagegen ist der dortige Kreusch- oder Kreischerhof nicht slawisch, sondern nach einer Besitzerfamilie von Kreischau') benannt. Zur slawischen Zeit rauschten noch große Wälder rings um den Zittauer Kessel. Erst der sog. ostdeutschen Kolonisation um 1200 blieb es vorbehalten, diese in Kulturlandschaften zu verwandeln. Welches Leben mutz damals in der ganzen Oberlausitz geherrscht haben! Nachdem das Land von deutschen Ritter- geschlechtern militärisch erobert war, wurde es in Burgwarde, dann in Herrschaften, also in Berwaltungsgebiete eingeteilt. Diese um faßten nach Seeliger meist natürliche Landschaftseinheiten, Fluß- und Bachsysteme. Mit Eibau und Oderwitz gehörte unser Spitz- kunnersdorfer Gebiet zur Herrschaft Zittau, die ihrerseits das untere Mandau- und das Landwassergebiet umfaßte. Da die Rodung der Wälder, die Dorfgründung an den Flüssen auf wärts ging, kommt es, daß nach der Hauptkolonisationszeit °) in dem Quellgelände der größeren Bäche und der oberen Neben bäche Restwälder eine Zett lang bestehen blieben. Sie bildeten dann gegen die angrenzende benachbarte Herrschaft gleich eine breite Waldflächengrenze?) So war auch unsere Flur zum Teil noch Waldgrenze gegen die Schönbüchler Herrschaftsdörfer Hainewalde, Großschönau, Warnsdorf, Seifhennersdorf, Leuters dorf. In Hainewalde und Leutersdorf müssen auch noch lange Zeit, wie Fluraufteilung und Flurnamen dartun, solche Wald- flächen bestanden haben. Neuer Kolonistenandrang verursachte neue Rodungen, und so legte man auch am Spitzkunnersdorfer Bach nördlich ein einreihiges Bauerndorf an, während erst später nach und nach auch südlich der Waldrest gerodet und damit der Ort zwei reihig wurde. Hier an der südlichen Flurgrenze liegt die Rachbarsicdlung Großschönau nicht direkt an, vielmehr schiebt nch von Hainewalde ein schmaler Flurzipfel zwischen beide Fluren hindurch nach Warnsdorf. Bei der Dorfgründung hat die Herrschaft in Hainewalde und Warnsdorf so sich im Grenz wald eine Verbindung geschaffen. Nun unsere Spitzkunners- dorfer Flnr! Sie ist zwar eine Waldhufenflur, d. h. die Bauern haben ihren Besitz jeder hinter dem Gut in einem langen Streifen, dem sog. Hufenstrelfen, aber sie unterscheidet sich von den ge wöhnlichen Oberlausitzer Waldhufenfluren. Während diese meist über 1000 Ku groß sind, gehört sie mit ihren 932 ks wie die Nachbardörfer Neugersdorf, Leutersdorf, Waltersdorf, Saalen- dorf, Herrenwalde usw. zu den Fluren, die kleiner sind, sich also mit dem Land begnügen mußten, das nach der Haupt kolonisation übriggeblieben war. Die Flurgröße verringert sich aber ferner dadurch, daß viel Wald heute noch Flurflächen be deckt, die nie für Landbau in Frage kommen konnten. Wäh- rend die großen Waldhufenfluren klar angelegte Hufensysteme zeigen, in denen die Einzelstreifen untereinander parallel ver laufen, zeigt unsere Flurskizze, wie schwierig die Arbeit de« Landmessers gewesen sein muß. Die Nordflur hat ja noch einigermaßen wohl ausgebildete Streifen, aber auch diese stimmen nicht alle mit denen der Durchschnittsfluren überein. Heinich-Neusalza hat als erster auf Grund eines von Meiche entdeckten alten Schöppenspruches dargetan, wie die Arbeit der genannten Landvermesser um 1200 vor sich gegangen sein muß.«) Sie verwendeten zweierlei Maße, nach denen die Hufenlängen 2292,30 und 2445,12 Meter betragen konnten. Die Breite der Hufe richtete sich nach der Größe des sofort verfügbaren Ackerlandes. Gemessen wurde mit einer hölzernen Meßlatte und einem hänfenen Meßseil. Man unterschied Streifen, die nach der fränkischen und solche, die nach der Waldrute ver messen waren. Die fränkische Hufe betrug günstigenfalls 42 Acker 60 Quadratruten, die Waldhufe aber 48 Acker 113 Quadrattuten. In unserer Oberlausitz ist meist nach der fränkischen Hufe vermessen worden. Die Länge der Hufe kann, wie wir gesehen haben, uns schon Aufschluß geben, ob die fränkische Hufe angewendet worden ist, sie muß sich dann zwischen 2300 und 2450 Meiern bewegen. Heinich hat die Oberlausitzer Dörfer daraufhin untersucht und feststellen können, daß unser Spitzkunnersdorf nicht in dieses System paßt. Das stimmt nur für die Quellmulde und die südliche Flurhälfte, die genannte Nordflur zeigt aber die Längen der fränkischen Hufe. Damit die Bauernwege in allmählicher Steigung die Hänge erklimmen, sind die Hufen in der Quellmulde fächer artig angelegt. Weil sie deshalb kürzer ausfallen mußten, sind sie breiter. Ganz schwierig ist die Vermessung und An- paffung der Hufen an das bewegte Gelände aus dem Südflur teil am schwarzen und weißen Stein gewesen. Deshalb mutz man den mittelalterlichen Vermessern hohes Lob spenden, daß die meisten Streifen auch bei Nachmessung mit modernen geo dätischen Mitteln sich als streng und genau vermessen erweisen.