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„Sperrmauer" und dann wieder hinauf nach dem „Stau weiher" der Talsperre. Von da gelange« wir an den „Wasserfälltzn" vörüber nach unserm Ausgangspunkte zurück. Können diese Fälle gegenwärtig, wie gesagt, nur in geringem Maße ihren Zweck erfüllen, so mögen sie in früherer Zeit, als die ganze Gegend und besonders auch der Oberlauf unseres Baches noch bedeutend Wald- Und somit wasserreicher war, einen entzückenden Anblick ge boten habe«, wie dies ein im Besitze des Verfassers dieser Zeilen befindliches großes Bild „Wasserfall im Stein bachtale" (gezeichnet von Levi 18st6) beweist. Das Gebäude der heutigen Gastwirtschaft ist im Jahre 1840 erbaut worden, und zwar ursprünglich als „Spinne rei", 1869 wurde es in eine „Horndrechslerei" und „Stock fabrik" verwandelt, welches Gewerbe bis 1900 darin be trieben wurde. Aus jener Zeit stammt die Bezeichnung „Stöckfäbrik", die sich bis heute im Völksmnllde erhalten hat. In den Anfang der 80 er Jahre fällt die Einrichtung einer Gastwirtschaft innerhalb deS Eiehäudes. Seit 1900 ist der Betrieb in eine Möbeldrechstekei (Herstellung von Kleinmöbeln) umgewandelt worden. Ihr jetziger In haber sMauermann) hat sie seit 1914 im Besitz. Das Halls ist zweimal abgebrannt, das erste Mal in den 60 er Jah ren des vorigen Jahrhunderts und das zweite Mal im Mat 1916. Das „Steinbachtal" gilt als beliebtes und meist besuchtes Ausflugsziel der Bernstädter Einwohner schaft. Seit Jahren schon hat es Nuf als einfache, bil lige Sommerfrische für ruhebedürftige Stadt bewohner. Ein Stückchen unterhalb der Gastwirtschaft erhebt sich über die Talhöhe hinaus ein bewaldeter Hügel, der „Burg berg" Es ist dies ein vermutlich von den Wenden er richteter, zum mindesten von ihnen benutzter, noch gut er haltener „vorgeschichtlicher Wall", l^n die darin gemachten Funde in die Gruppe der „slawischen Wälle" unserer Oberlausitz verweisen. Seine Höhe mag in frühe rer Zeit weniger bewaldet gewesen sein. Im „Bernstädter Heimatmuseum" wird eine Aussichtszeichnung „Panorama vom Burgberge bei Bernstadt" von der Hand des rühmlichst bekannten Heimatforschers „Advokat Karl Lange" aufbewahrt, auf dem besonders die bildliche Dar stellung des nunmehr längst verschwundene^ „Galgen" auf der Höhe nordwestlich von Bernstadt auffällt. Bei einer von uns bei Gelegenheit einer Ausholzung vor Jahren vorgenommellen Aufnahme der Burgberg- Aussicht könnten wir folgende sichtbaren Punkte fest stellen: Kottmar, Tannenberg, Tollenstein, Herrnhuter Hutberg (mehr im Vordergründe), Königsholz, Groß hennersdorfer Berge (hinter dem Kirchturm des im Tale verborgenen Bernstadt),' am Rande des Gesichtskreises: Ftnkenkuppe und Lausche) jenseits des Pließnitztales: Kleiner Nonnenwald, Knorrberg und Quärgelberg,' weiter südöstlich Schönauer Hutberg und Lohnberg, im Hinter gründe das Jsergebirge, vor uns Altbernsdorf, im Nord osten das weite Waldgebiet des „Großen Nonnenwaldes". Diese Fernsicht bietet sich übrigens auch auf der Höhe der oberhalb des Burgberges nach Altbernsdorf führenden Straße. Erwähnung verdient ferner, daß ihr Burgberg bis ins vorige Jahrhundert der Schauplatz eines alten Frühlingsbrauches, der „Osterfeuer" am ersten Osterfeicrtag, war. Als im Jahre 1831 die Cholera in Deutschland aus trat und sich der sächsischen Grenze näherte, wurden an geeigneten Orten in mäßiger Entfernung längs der säch sisch-preußischen Landesgrenze besondere Wachthäuschen mit Ofen und Fenster erbaut. Soldaten rückten zu deren Besetzung in die Grenzbezirke, aber auch Bürgerwachen der Städte wurden zu diesem Dienste herangezogen. Auch in dieser Gegend wurden mehrere solcher „Cholera wachthütten" errichtet, so eine bei unserm Burgberge und eine nahe dem Gasthaus „Zum Lindel" (heute „Zwei Linden") am unteren Ende der Kemnitz. Die Bevölkerung war wenig erbaut von diesen Maßnahmen, deren Wert sie begreiflicherweise nicht einsehen konnte. Der damals in Bernstadt lebende „Naturdichter" Tuchmacher „Brunslow" gab der herrschenden Volksstimmung in einem weitver breiteten Gedicht Ausdruck, in dem es von dem angeord. neten Aufenthalt in einem solchen „Wachthäuschen" unter anderem heißt: „Wohin gehen? Dort inss Lindel, Da gibt's guten Cholera-Wein. Hier ergreift mich ja der Schwindel Und der Regen dringt herein. Dritthalb Ellen Höh' und Länge, Dabet knapp dreiviertel breit, Ist dies Hüttchen mir zu enge Und durchlaugt zu jeder Zeit. Mancher muß von seiner Arbeit Hungrig in die Kält' hinaus. Bringt er nicht durch solche Tollheit Selbst die Cholera ins Haus?" — Wenn wir nun schließlich noch all der Wander, wege gedenken, die nach »nserem lockenden Ausflugs, ziele führen, so ist deren eine ganze Anzahl zu nennen. Der Weg vom Bahnhof Bernstadt nach dem Steinbachtal beansprucht kaum mehr als eine halbe Stunde. Man wendet sich in diesem Falle zunächst dem Markte zu, folgt dann der „Görlitzer Straße" bis an deren unteren Ende und gelangt dann auf einer linken Seitenstraße nach einem hinter einem Gute aufwärts führenden Weg. Er leitet an der „Moltke-Eiche" und dem „Bismarck-Platz" vorüber, bei welch letzterem Bänke zum Verweilen und zu einem fesselnden Rückblick auf das malerisch ins Pließ nitztal gebettete Städtchen einladen. Wir überschreiten darauf eine breite Feldhöhe und steigen dann immer im Anblick des landschaftlich hervorragend schönen Bildes, das uns hier Steinbachtal, Burgberg und ihre Umgebung bieten, in das Tal abwärts. Als zweiter Ausgangspunkt käme das bereits ge nannte Gasthaus zu den „Zwei Linden" in Kemnitz in Frage, das Haltestelle der Kraftwagenlinie Löbau —Bernstadt mit täglich viermaliger Fahr gelegenheit in jeder Richtung ist. Dieser sehr empfehlens werte Weg, dessen Länge auch eine halbe Stunde betragen dürfte, lernt uns das reizvolle „Kemnitztal", das gegen wärtig gleichfalls Steinbachtal genannt wird, kennen. Dort, wo die Staatsstraße in steilem Anstiege den Rücken zu überwinden beginnt, der Kemnitz- und Pließnitztal trennt, schlagen wir einen bequemen Weg am linken Bach ufer, die „alte Straße", ein, der sich dem Laufe der Kem nitz anschließt. Schon oberhalb dieser Abzweigung und auch weiterhin engen hohe, über 10 Meter sich erhebende Granitwände das Tal ein, kahle, steile Felsklippen wer den zwischen den Wohnungen sichtbar, später begleitet uns der bewaldete Steilhang des „Heideberges". So gelangen wir zu der sogenannten Franzosenmühle (nach einem früheren Besitzer so bezeichnet). An dem „Freibad" mit „Naturbühne" der Stadt Bernstadt vorüber wandern wir teils in der breiter werdenden „Talaue" der Kemnitz, teils an dem unteren nördlichen „Hange" nach Osten. Unter den Granitwänden, die hier noch bisweilen die Aue begrenzen, verdient eine 10 Meter hohe, senkrechte Mauer, deren vom Hochwasser unterwühltes Gestein vollständig zu Grus verwittert ist, unsere besondere Aufmerksamkeit. Sehr schön läßt sich hier der Übergang vom festen Gestein unten zum Ackerboden darüber beobachten. In kurzer Zeit winkt uns die gastliche Einkehrstätte im Steinbachtal aus Wiesen- und Waldesgrün entgegen. Von Görlitz und Reichenbach her läßt sich daS Steinbachtal auf markierten Wanderwegen erreichen. Für die Görlitzer Besucher kommt die rot-gelbe Wege markierung von der „Landeskrone" beziehentlich von