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sich lange Zett hingezogen, wo Sie nächste Ruhstatt errich tet werben sollte. Schließlich wurde nach dem Magistrats beschluß vom 8. August 1901 der heutige Platz an der Bautzener Straße in Aussicht genommen. Welch Gegensatz »um alten Friedhof tritt uns in dieser Anlage entgegen. Dort eingeschlossen vom Häusermeer, ruhen die Toten hier umgeben von den grünenden, blühenden, früchtetragenbhn Fluren wie auf einer Insel im weiten Meere. Und indem wir die Grabreihen durchschreiten, begeg nen wir den Toten des letzten Vierteljahrhunderts: mehr als einundeinhalbtausend Erwachsenen, fast achthundert Kindern. Hier grenzt Grab an Grab, dicht bewachsene Efeuhügel wechseln mit überrankten Steinfassungen. Einige Grabkreuze aus Holz weisen auf die Zeit des Weltkrieges hin. Kriegsgefangene Russen sind an dieser Stelle bestattet, während die hier? beerdigten Franzosen im Vorjahre wieder ausgegraben und nach der Heimat überführt wurden. Wie ein treuer Wächter aber waltet über dieser Anlage der spitze Turm der Friedhofskapelle. Einen schönen Anblick gewährt er von Nordosten, wo wir ihn umgeben von den hohen Tannenbäumen erblicken, im Hintergründe die hohen Bäume der Bautzener Kunststraße. Von den Inschriften seien besonders die erwähnt, die dem Gedenken der im Weltkriege gefallenen Angehörigen gewidmet sind. Ihnen allen, hundertdreißig an der Zahl, deren Grabstätte wir nicht schauen können, errichtete treue Kameradschaft des Vereins „Ehemaliger Kriegsteilnehmer" auf der Nordseite des Friedhofes ein Ehrenmal. Welch schöner Brauch, an besonderen Bereinstagen oder am Volkstrauertage hier Kränze zum Zeichen treuen Geden kens nieberzulegen. — Mögen aber Jugend und fernere Generationen der Väter Großtaten stets eingedenk bleiben, und die Reiser, die dem knorrigen Stamme des steinernen Eichbaumes entsprießen wollen, über einem großen Ge schlecht zu starken Zweigen entfaltet, mit einstimmen zur Stunde des Vaterlandes in das mächtige Wipfelrauschen unseres deutschen Eichenwaldes. Zum Abschluß sei noch all den Toten ein stiller Gruß entboten, die das Schicksal nach anderen Gegenden des deutschen oder fremden Landes führte, und die an fremder Stätte ihre letzte Ruhe gefunden haben. Und liegt über dem Dahinscheiden unserer Toten unendliches Leid, will selbst die Zeit den schweren Schmerz nicht stillen — weithin strahlt es mit leuchtenden Früh lingsfarben, trostspendend in der Hoffnung eines Wieder sehens: Auch unsere Toten leben! Georg Werchan. Das Eteinbachtal bei Bernstadt Ein im allgemeinen noch wenig bekanntes und ge würdigtes Ausflugsgebiet der Oberlausitz ist die nähere und weitere Umgebung des Pließnitztal st äütchens Bernstadt. Wenn ihm nun schon seit Jahren die an Wanderzielen wahrlich nicht arme altoberlausitzer Sechs stadt Görlitz zahlreiche Besucher zngeführt hat, so darf ivohl angenommen werden, baß die durch die Einrichtung der Kraftwagenlinte Löbau—Bernstadt seit einigen Jahren somit auch „erschlossene" Gegend um Bernstadt in wei teren Kreisen vberlausitzer Heimatfreunde mehr Beach tung als bisher finden wird. Es ist das Gebiet des sogenannten „Eigenschen Krei ses", dem das „Steinbachtal", dem wir uns heute zu wenden wollen, angehört. Wir befinden uns hier im öst lichen Teile des „Lausitzer Hügellandes". Selten prägt sich der flachwellige Charakter der vberlausitzer Granitplatte so deutlich aus, wie gerade in dieser Gegend. Hier und da überragen kleine Basaltkegel die flachen Granitrücken, sie sind leicht erkenntlich an ihrer steileren Erhebung. Daraus können wir schließen, daß die Entstehung des „Zittauer Beckens" auch im Eigenschen Kreise vulkanische Wirkungen veranlaßt hat. Es läßt sich dieser demnach als der „nörd lichste Rand" des Zittauer Beckens bezeichnen. In dieses ausgedehnte Granitgebiet haben sich nun die Pließnitz und ihre Nebenbäche Täler mit jäh ansteigenden Hängen ge graben. Wie in der Gegend nördlich von Löbau verleihen diese granitischen Engtäler der sonst eine gewisse Ein förmigkeit zeigenden Landschaft einen hohen Reiz. Zu den linksseitigen Nebenbächen der dem Flußgebiet der Neiße angehörenden Pließnitz zählt die „Kemnitz". Diese hat ihren Ursprung nahe den an der „alten Löbau—Bern städter Straße" gelegenen „Vuschschenkhäusern", sie durch fließt das deutsche Reihendorf Kemnitz in südöstlicher Rich tung in einem zuletzt tief etngeschntttenen Tale. Am Dorf ende wenhet sie sich nach Osten, die Talwänöe treten etwas zurück und geben einem feuchten Wiesengrunde Raum. Später richtet der Bach nochmals seinen Lauf nach Süd osten und mündet nicht allzufern davon in Altbernsdorf östlich von Bernstadt in die Pließnitz. Dort nun, wo die Kemnitz das letzte Mal ihre Rich tung ändert, vereinigt sich mit ihr der ihr von Norden zueilenöe kleine Steinbach oder das „Burgberg- flüssel", der das kurze, aber reizvolle „Steinbachtal" durch fließt. Das Bächlein entspringt am unteren Hange des 364 Meter hohen „Kieferberges" südöstlich von Obersohland am Rothstein. Durch sanft geneigte Wiesengelände sucht es südwärts seinen Weg. Da, wo es sich der von Sohland und Deutschpaulsüorf kommenden Straße nähert, stürzt es in einen engen, waldumschlossenen Talgrund hinab, an dessen Ausgang das mit einer „Kleinmöbeldrechslerei" verbundene „Gasthaus zum Stetnbachtal" eine freundliche Raststätte bietet. Der Abfall des kleinen Wasser laufes in die von breiten Granitrücken umgebene Tal- aue des Kemnitzbaches geschieht so schnell und unvermit telt, daß die Entstehung von zwei kleinen „Wasserfällen" möglich war, eine Erscheinung, der wir sonst nirgends in unserer engeren Heimat begegnen. Um das starke Gefälle für seinen Betrieb dienstbar zu machen, hat der Inhaber des „Steinbachtales" neuerdings am oberen Talende eine „Talsperre" angelegt, die trotz ihrer Kleinheit ein ganz gutes Bild einer solchen Anlage zu bieten vermag. Ihr „Stauhweiher" befindet sich nahe der Stelle, wo der ins Tal leitende Waldpfad die oben erwähnte Straße verläßt. Der in Röhren gefaßte Abfluß dieser Talsperre hat nun freilich zur Folge gehabt, daß die beiden kleinen Wasser fälle in der Hauptsache nur Sonntags, wo der Betrieb ruht, ihre Tätigkeit entfalten können. Unterhalb des zwei ten Falles hat eine grünumhegte „Teichanlage" mit einem „Springbrunnen" ihren Platz gesunden. Verläuft der von der Straße talwärts führende Fußweg am linksseitigen Hange, so ist im Frühjahr 1926 seitens des rührigen Wir tes ein neuer, ungemein reizvoller Pfad geschaffen wor den, der die bisher unzugängliche rechte Talseite er schlossen hat und eine Anzahl geschickt angelegter Ruhe punkte aufweist. Von dem bescheidenen Vorgarten des Gasthauses steigen wir abwärts zum rauschenden Stein bach. Ein kleines „Wasserrad", dem noch ein „Glockenspiel" angegliedert werden soll, wird hier besonders bei der Jugend Beachtung finden. Jenseits des Bachlaufes nimmt uns ein ansteigender, im Mischwalde bergan kletternder Pfad auf, dem wir in seinem Verlaufe mehrmals ab- und aufwärts folgen, und der wiederholt Gelegenheit zu lieb licher Waldrast auf ansprechend hergerichteten Bänken bietet. Seine Glanzpunkte sind wohl die Ausblicke, che wir von ihm aus nach dem dichtbewaldeten, von hoch stämmigen Fichten überragten Talgrund genießen dürfen. Wir kennen keinen zweiten Ort in unserer Heimat, der ein solch abgeschlossenes Bild einer tiefverborgenen Wald schlucht vor unser Auge zaubert als das kleine Steinbach tal. Der höchstgelegene Ausguck führt natürlich den Namen „Bastei", an ihr vorbei leitet der neue Weg abwärts zur