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Nr. 20 8. Jahrgang Gescr)icr)ie nst ^Litepcrtu^ Dnucf u.VersogiÄlwin Marx (Jntj.VstoMcu^) Sü-iausi'tzer Nachnichien, Reictzena^Scr Ii«iiu!!il^mi k i-lli!i Bloitex fün F)elmcitkunöe Schrtstleitung unö Geschäftsstelle «r- Reichenau,Sa. Fernsprecher Nr. ris Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Anthropologie und NrgsschichteZder Gberlausitz-Dautzsn, der Mittslftells für Heimatforschung im Mark graftum Gberlausiß (Bautzen, Stisberftrape 3ö), der Gesellschaft für Heimatkunde, Hoyerswerda sowie des Verbandes „Lusatia" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gebirgsvereins der Gbselausitz. Hauptschristleitung Gtto Marx, Reichenau, 6a., unter Mitwirkung bewährter Heimatjchriftsteller. Manuskripten ist Rückporto bsizusügsn, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gberlausitzsr Heimatzeitung" wird strafrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Reichenau, 6a. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gswerbebank und Girokajjs Reichenau Nr. IS. Dberlausitzee Bank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Eredit-Anstalt, Sittau. 2. Götober (Gilbhart) 1927 F Verband Lusaka. 5onnai>encl, cjenZ.I^IovemIoer, naciimittags 4lliir, in cier Lahnjiosswirtsciisit I^euZersciori Herbst-Dertretervsrsammlung. psgesorcinunZ: Ausnahmen, Berichte cler Aus schüsse, Kopfsteuer, Programm 1928, Anträge, Verschiedenes. O r. O. ^Ve cl e r. Richard Blasius, ein Lausitzer Dichter Biographische Skizze von Herbert Henkner, Bautzen Unter den Lausitzer Schriftstellern und Dichtern nimmt der in Bad Schandau an der Elbe lebende Reichenauer Richard Blasius eine besondere Stellung ein. Er hebt sich in seiner Eigennote wesentlich von allen andern ab, ob er sich als gefälliger Plauderer, fesselnder Schilderer, tiefsinniger Theosoph, unterhaltsamer Humorist oder gar derber Satiriker zeigt. In jeder Beziehung äußert sich sein ganzer, geschlossener Charakter, dessen Schaffen nicht Liebhaberei, sondern das Spiegelbild innersten, ehrlichen Dranges ist. Daher ist er auch in der Satire ein mutiger Verfechter unverhüllter Wahrheit, ein Gegner jeglicher Gefallsucht, ausgezeichnet durch eine natürliche Bescheiden heit und ehrliche Selbstkritik. Der Plauderer und Schil dere! läßt ein warmes, von echtem Heimatgefühl erfülltes Herz und manchmal auch eine leise Sehnsucht nach seiner engeren Heimat, nach schönen Kindertagen und nach dem stillen oft verborgenen, traulichen Glück seiner ihm wohl bekannten Landsleute erkennen. Die Geschichte seiner Hei mat mit all ihrem Glück und ihrer Not ist ihm vertraut. > Darüber hinaus findet er jedoch den Weg auf das Ge biet allgemeinen schriftstellerischen und dichterischen Schaf- s fens und das nicht ohne besonderen Erfolg. Der Theosoph in ihm zeigt sich als ein ernster Suchender nach dem gro ßen Wahren und Schönen, nach der Lösung seelischer Pro bleme. Als Humorist weiß er sich mit Lebenslust und wür ziger Frische über die Mühsal des Alltags hinwegzu setzen. Als Satiriker aber schreckt er nicht zurück vor un verblümter Wahrheit, ganz gleich, ob er auch einmal mit ihr anstöht und etwas Unangenehmes sagen muß. Hinter allem aber steht der lebendig Gestaltende, der aus einem schier unversiegbaren Born zu schöpfen scheint. * Aus seinem Leben Richard Blasius wurde am 19. Februar 1885 im groß väterlichen Hause in Reichenau geboren. Dort achteten seine treusorgenöen Erzieher und Verwandten noch auf alte Lausitzer Sitten und Bräuche, sodaß der junge Blasius mit ihnen auf's engste vertraut wurde. Frühzeitig ent wickelte sich seine reiche Phantasie und gar bald regte sich in ihm ein Suchen nach zunächst noch unbekannten, aber doch schon geahnten Gütern und sein Geist lieh ihm oft keine Ruhe. Ähnlich wie wir es bei Fritz Bertram fest stellen können, fühlte sich auch das Knabengemüt des jun gen Blasius durch die Religion bewegt, und nicht selten mußten seine Schulkameraden sich eine tiefempfundene Predigt anhören, die er ihnen von einem Steinhaufen herab hielt. Einige seiner Zeitgenossen wissen sich noch ge nau zu entsinnen, daß es ihm dabei sehr ernst zu Mute war und nicht bloß auf unberechenbare Kinderlaune an kam. Auch ohne diese Zeugen würden wir diesen Worten Glauben schenken, wenn wir uns den Theosophen genauer betrachten. Nach dem Besuche der Volksschule siedelte der junge Blasius nach Bautzen über, um sich hier in sechs Jahren ernster Ausbildung auf dem Landständischen Seminar für den Lehrerberuf vvrzubereiten. In Kamenz und Groß naundorf übte er dann zuerst seine Tätigkeit aus und von 1999 ab in Rathmannsdorf. Der Weltkrieg rief auch ihn 1914 zu den Waffen, bis er 1918 verwundet in franzö sische Gefangenschaft geriet, aus der er erst 1929 zurück kehrte.