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Nr. IS GberiauMer Helmaizettung 2SS kanten abgekiefert, die auch die Minderbemittelten mit Wirtstühlen versorgten. Einem Aktenstücke des Dresdner Hauptstaatsarchivs (Loc. 14 346) entnehme ich, daß zu Elstra im Jahre 1766 nicht weniger als 43 Handwerker vorhanden waren. Von diesen standen die Schuhmacher mit 14 selbständigen Gewerbetreibenden an der Spitze. Es folgten 6 Fleisch hauer, 5 Schneider, 4 Stricker, ebensoviel Mäu rer, je 3 „Kirschner" und Leinweber, 2 Töpfer und 2 andere Handwerker, bei denen eine nähere Berufs angabe fehlt. Daneben zählte man u. a. 4 Kaufleute und Krämer und den Dresdner und den Budissiner Boten. — Die Familien, in denen nur nebenbei gewebt und gestrickt wurde, sind hier nicht mit gerechnet, auch nicht die Ge sellen und sonstige nicht selbständige Gewerbetreibende. Die genannten Handwerker baten im Jahre 1766 ihren Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn, den Kammerherrn Hannß Ernst von Knoch auf Elstra, Reichenbach, Reichenau, Kvitsch und Gödlau, um Erlaß des sogenann ten Stuhlgeldes. Sie waren durch den großen Stadtbrand in bitterste Not geraten, hatte doch am 27. Sept, genannten Jahres ein hinter der Pfarre aus gebrochenes Schadenfeuer in wenig Stunden 70 Bürger häuser, Pfarre, Diakonat, Schule und 22 Scheunen völlig zerstört. Mit äußerster Mühe hatte man nur die Kirche retten können, deren Türen schon brannten. Allein der schöne, erst vor 16 Jahren erbaute Turm stürzte zu sammen — zu allem Glück so günstig, daß er das Kirchen dach nicht traf. Die Namen der Handwerker von 1766 zeigen uns, daß ihre Nachkommen zum Teil noch heute in Elstra zu finden sind. Es waren u. a. die Schuhmacher Haacke, Dietrich, Volckeld, Leßke, Rebling, Thränitz, Schu rig, Appitz, Maultzsch, Großmann, Semdner, die Stricker Nädisch, Richter, Stephan, Hausse, die Fleischer Mi- risch, Semdner, Piesold, Jänichen, Hempel, die Lein weber Vogel, Schulze, Nadler, die Maurer Hache, Eberhardt, Rude <Rudo?), Stephan, die Kürschner Häntzsch, Mager, Springsklee, die Schneider Haacke, Schiele, Scheltzig, Traber (Trüber?), die Töpfer Schild bach und Haacke. Es wundert uns, daß nur zwei Töpfereien ge nannt werden, hat doch Elstra seit alten Zeiten gleich den Nachbarorten guten Ruf als Töpferstaöt. In den letzten Jahrzehnten ist hier besonders die Fabrikation von Drä- uier-Röhren aufgekommen. Töpfereien befanden sich auch etwas außerhalb des Städtchens bei der an der Roten Elster gelegenen Roten Mühle, wo der Weg nach Kriepitz abzweigt. Sie wurden mehrfach von Bränden heimgesucht. So berichtet der Chro nist, daß Anno 16S8 am Sonntag Cantate zur Nachtzeit des Töpfers Zachäus Keßler Haus bei der Roten Mühle und 1776 im Oktober die ebenda gelegene Näthersche Töpferei in Flammen aufgegangen sei. Zum Schluß noch ein Bericht über das schwere Un glück, so am 30. Juni 1782 die brauberechtigte Bürger schaft betroffen, wie es uns Christian Gottlieb Heydrich in seiner „Kurzen Topographie von dem Land städtchen Elstra", 1794, berichtet: Früh zwischen 4 und 5 Uhr erstickten in einem Keller an den schädlichen Dünsten eines neugebrauten Bieres in Elstra drei Per sonen, nämlich Meister Johann Gottlob Semdner, Bür ger nnd Fleischhauer, alt 38 Jahre 4 Tage, seine Ehefrau Johanne Sophie, im Alter von 37 Jahren, und d/kren Vater, Meister Johann Christoph Hempel, ein Witwer, 71 Jahre alt. Ob man sie anch gleich gefunden, so waren sie doch, aller angewandten Mühe vhngeachtet, nicht wieder zum Leben zu bringen, und es wurden daher ihre Körper am 2. Juli als am Fest Mariä Heimsuchung zusammen in einem Grabe beerdigt. Die Graugans LN8er) in der Lausitz Von Rud. Zimmermann, Dresden Von den für die nordlausitzer Niederung bezeichnen den Vogelarten sind einige der auffallendsten Gestalten, wie z. B, der Schwarzstorch, im letzten Jahrhundert aus gestorben, andere wieder, ich erinnere an den Fischreiher und den Hausstorch, bedeutend seltener geworden. Nicht immer geht das Verschwinden dieser Vögel auf ein direktes Eingreifen des Menschen, auf Nachstellungen und Verfol gungen durch ihn zurück. In klarer Erkenntnis der hier wirkenden Ursachen sagte z. B. bereits William Baer vom Kolkraben, daß dieser in unserem Gebiet nicht der Ver folgung durch den Menschen erlegen, sondern der Lichtung der alten Waldbestände gewichen ist. Und das gleiche gilt auch vom Schwarzstorch,' sein Verschwinden in der Lau sitzer Niederung war besiegelt, als eine immer rascher sich vollziehende Bevölkerungszunahme zu einer immer inten siveren Bewirtschaftung des. Bodens, zu einer größeren Nutzbarmachung der natürlichen Schätze dös Landes zwang. Daß der letzte Schwarzstorch in der Lausitz dann schließ lich einer Kugel zum Opfer gefallen ist, ist zwar bedauer lich, ändert aber an dieser Tatsache nichts. Und auch das Verschwinden des Hausstorches werden wir vielleicht hinausschieben, aber nicht aufhalten können. Wir kennen ja die Ursachen seines Aussterbens bei uns noch nicht; die dafür angeführten und von jedem, der sich mit unserem Bogel beschäftigt, in bequemer Weise immer wieder nach gebeteten Gründe erklären die so rapid vor sich gehende Abnahme des Vogels noch nicht, sie setzte ja bereits ein, als die angegebenen Ursachen noch gar nicht wirksam waren und wirksam sein konnten und wir beobachten sie auch dort, wo diese Ursachen heute noch nicht wirksam sind. Wahrscheinlich handelt es sich bei unserem Vogel um eine allmähliche Verlegung seines Verbreitungsgebietes ost wärts; wir wissen durch uns zugänglich gemachte faunisti- sche Untersuchungen russischer Forscher, daß in Rußland der Storch sich immer weiter nach dem Osten zu aus breitet und daß er dort etwa seit der Zeit, in der im Westen die Abnahme unseres Vogels fühlbar wurde, ein weit größeres Gebiet neubesiedelt als er im Westen aufge geben hat. Trotz dieses Verschwindens so manches schönen und stattlichen Vogels, an den heute der Kundige nur noch mit stiller Wehmut denkt, birgt die Lausitz doch immer noch eine Menge vogelkunölicher Besonderheiten und Selten heiten, die dem Gebiete im Kranze deutscher Landschaften eine bevorzugte Stellung sichern. Erwähnt seien hier nur der Kranich und die Rohrdommel, genannt auch die Grau gans. Vom Vorkommen dieser letzteren im Gebiet wieder holen die meisten der älteren Ornithologen der Lausitz immer wieder, daß sie vor Entwässerung der großen Brüche im Innern der Moorheiden ein charakteristischer Brutvvgel derselben gewesen sei, ohne jedoch diese Be hauptung durch sichere Brutnachweise zu bekräftigen. I. G. Krezschmar war dpr erste der Lausitzer Vogelkundigen, der 1823 ein wirkliches Brutvorkommen nennt; er sagt, daß unser Vogel im genannten Jahre in zwei Paaren ans dem Wohlen (ea. 25 Kilometer nordöstlich Görlitz) ge brütet habe und fügt dieser Angabe noch die Bemerkung hinzu, daß dies „aber zu den Seltenheiten gehöre". Spä tere Schriftsteller nennen nur immer wieder den Wohlen als Brutplatz und erst von William Baer hören wir 1898, daß „nur noch ca. 1874 eine einzelne Brut mit 5 Jungen im bruchigen Jungfernteiche von Lohsa" aufkam. Stolz be stätigte 1917 den Wohlen erneut als Ntstort und nennt in den Speer Heidehüusern einen zweiten, erst wenige Jahre vorher erwählten Brutplatz. Beide Orte sind auch heute noch Brutstätten unseres Vogels. . ..