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Gberlauflhsr Heilmatzelturig Ae. Itz kees: „War bist De denn?" 's Gesichte goabs glei, doaß ma a E ivvar. — 's verbei — un 's Geschäft! oo. Dar Bobanz, de Jn- flazion, hoat's mit an Bauche. A oalles Hütte mich heemszu dar Handl uff'n Joahr- moarkte erinnert. Denn oo mir woarn durde etlche 30 Joahre gewasn. Uner dr Brummenoade, va Olivas Schmiede groaderiebr, hoan mer immr gestan'n. A Drasner Räckl uff de Stroaßnseite zu woar immer serr uns Kindr 's Oazeechn ferr unse Bude. Sömd z' Okm" Oberlausitzer Mundart. Bickard Blasius. Secks vag gsckukt, 's ös oallerkand. voack nu wörd §risd gblosn. B paar Moark ok de kucke Kani! Nana, ock oalls mit Motzn! 's ward ju sonst doack ock ronnergkult, Woas nutzt doas scklajckte Lakm? ') löeut warn zwee Beeckerwörsckt verspult,') vo braucki'ck kee Mentsck ne sckam. voalbiern muh mr'ck kibsck adrett, Mr mutz'ck moanierlck mackn. Ond wemmer drbei Osicktsr scknedt, Wie do Le kinnsr lackn! §rau, breng ock 's Ukwoasckiatzl Kar! Nr Wockdreck, dar mutz ronner. Sik nuit! Woas kostn kr a Omakr?^) Breng mr a Semd ronner! Vrdoammt namo, o jedn Sömd ös su Ke menner Nkln, Wemmerck an kriscke klauster') nömmt, muh o a kneppl kakln. .vo kost a annersck ond Lrzu a paar Onnerziekkosn Mack ock ken'n Sums ond gib nu Buk! Sömd z' Okm wörd §r!ed gblosn." ') Sonnabend zum Nbend. ') Leben, 's gegessen. <) Zögern. ') Synonym kür Klunker. Am Fenster Es ist eine Kleinstadtstraße. Ein wenig vorsintflutlich mit dem Rinnstein, der sie zu beiden Setten einsäumt, mit dem holprigen Straßenpflaster, mit den kleinen schlich ten ein- bis zwei Stock hohen Häusern, die rechts und links an der Straße Front machen, lind doch, wie vertrant wird so eine Kleinstadtstraße dem, der sie oft begeht. Jedes Haus, jedes Fenster: alte Bekannte — Bekannte, die oft ihre Geschichte, ihre Eigentümlichkeit haben. Ja, die Fen ster! Spiegel sind sie und Offenbarer, schweigende Erzäh ler. In dieser Kleinstadtstraße war ein Haus mit einem Fenster im Erdgeschoß. Ein paar Blumen standen immer auf dem Fensterbrett, sie redeten in ihrer kindlichen Sprache von schlichter Schönheit, die auch im bescheidensten Raum ein Plätzchen findet. Hinter diesem Fenster, bei den Blumen, saß Tag für Tag ein alter Mann. Von früh morgens bis abends zum letzten Tagesschein saß er dort. Müßig, still, und doch die Augen voll leuchtendem Leben. Er war gelähmt — dreißig Jahre lang war dies sein Platz. Er war die Brücke, die ihn mit dem Leben verband. Was seine verkrüppelten Hände nicht mehr fassen konnten, wo seine lahmen, gichtbrüchigen Füße nicht mehr hingehen konnten, von diesem Platze aus faßte er das Leben mit seinen leuchtenden, blauen Augen. Von diesem Platz aus gingen seine Augen dahin, wohin ihn seine kranken Füße nicht mehr tragen konnten, straßauf, straßab. Es gab ein mal eine Zeit, da konnte er auch seines Weges gehen, rüstig, rasch, dem Ziele zu. Da hatte er noch alles bei sammen, was die Menschen brauchen können aus ihrem Lebensweg: Gesundheit, Schaffenskraft, Hoffnung. Die Krankheit hatte ihm alles genommen, langsam, nach und nach, sie war sehr grausam gewesen. Zu den Schmerzen hatte sie noch die Armut mitgebracht. Aber die Liebe der Seinen konnte sie ihm nicht rauben. Sie hielt ihn mit bei den Händen in der Not des Lebens. Das war es gewesen, was so leuchtend aus seinen Augen sprach, verklärte Güte, die er selbst erfahren hatte. — Jedem, der an diesem Fen ster vorüber kam, war der verkrüppelte Alte, mit den leuchtenden, blauen Augen, eine vertraute Erscheinung. Keiner vergaß, den Alten hinter dem Fenster zu grüßen. Obwohl er nur ein schlichter, jüdischer Mann war, sein Platz war ein prunkvoller Thron, den das Leid erbaut hatte und vor dem die Menschen in Ehrfurcht und Scheu sich neigten, denn das Leid hatte den Mann zum Helden gemacht, zum stillen, tapferen Helden. Wie waren seine Augen in all dem Leid hell geworden für den Flimmer- tand des Lebens. Er wußte, es ging auch ohne ihn. Wie war sein Herz so fromm und gottesfürchtig, wie hing er treu an seinem Gott Israel, der seine Kinder züchtigt, wenn er sie liebt. — Eine schlichte Größe war der kleine verkrüppelte Mann in seinem Duldertum und eine wun dersame Kraft ging von ihm aus. Man dachte es nicht einmal, ihn laut zu bemitleiden und tat man es heimlich, innerlich, dann gestand man sich wohl schämend ein, wie schlecht man selbst ein solches Schicksal getragen hätte. Wie mürrisch und verzweifelt man geworden wäre, und wie undankbar ist es, ob jeder Kleinigkeit, die einem das Leben verbittert, mit seinem Gott zu hadern. Ja, für das Sich- schickenkönnen, Sichfügen und Entbehren war der arme Alte ein gutes Beispiel, und er war es auch als ehrlicher, redlicher Mensch. Nun ist der Tod gekommen und hat ihn von seinem Platz am Fenster abgeholt. Wir hoffen, daß er ihn auf einen guten Platz im Himmel führt, wo keine Schmerzen ihn mehr quälen können und das Leben ihm dünken wird wie ein schwerer Traum. — Der Platz am Fenster bleibt leer. Wer an dem Haus vorüber geht, sucht nach dem Alten mit den leuchtenden Augen. Er tauscht nicht mehr Gruß um Gruß mit den Vorübergehenden und schaut ihnen nicht mehr ernst und sehnend nach. Das Fenster ist seelen los geworden. Marg. Reichel-Karsten. I^oncjiiorei 6üuhen,^Ven6isciie 5ir. Oss gern keluckte laZes- unck Akend-Late OsilllsIliZes Konrert kleinste I^onditoreiErreuZnille kellellungsZesdiätf Verland nach auswärts lei. ZI 16 »srmsnn körrlsk k»isnokvrt«kndrlk L.eiprig Iß 22 llerloösoknstr. 1» ksrnspr. 56979 ». pi»no» in der „vdsrlLllsttrer llviwLkvttuue" dsden besten LrkolZ k