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ale Krohe Hot uff unfern Bome su gegajgt und zun Nubbr hie genickt." Eine schlechte Vorbedeutung hat's, wenn eine Henne kräht oder wenn in ihrem Gelege normal großer Eier ein recht kleines liegt. „Dvas is a Drachnä. Dvas mußte übersch Haus schmeißu!" Die Herme, die ihre Eier verlegt, schreit, wie der Kindcrreim meint, wie folgt: „Gacke, gacke Nast! Jich btis ni gewast, iich hoas ni gelät, iich hoas ni versträt." Unverbindlich sollen dem Nachbar meine Hühner sein: „Wajgn menner Hühner falte Form: Hindert hoalbn braucht dr Nubbr kenn Hoahn." An die Gans erinnert, wer „weder Gicks no Gacks" zu sagen wußte. Da ist die „Schlossermeese" ein besserer Rufer mit ihrem „Sissebier, Sissebier!" Aber ihr Haus, o weh! „'s roicht wie a dr Meesehitte." Zum Schluß — es sei auch an die Hütereime erinnert — stehe hier eine in Eibau gebräuchliche Form vom Kinderreim „Hühnl und Hahnl". „Hühnl und Hahnl ging minander uffs Planl. V Hühnl foand a Kürnl, Hoahnl foand v ees. Hühnl sojte: Jich aß meis! Hahnl sojte: Jich ga meis 'n Müller! Woas füll dr denn dr Müller gähn? Dr Müller gibt mer Schrut. ' Woas füll dr denn doas Schrut? Doas Schrut, doas willch 'n Schweine gähn. Woas gibt dr denn doas Schwein? Doas Schwein, doas gibt mer Vorschtn. Woas sulln dr denn de Vorschtn? De Vorschtn willch 'n Schuster gähn. Woas füll dr denn dr Schuster gähn? Dr Schustr macht mer Schuhe. Woas sulln dr denn de Schuhe? De Schuhe willch dr Braut gähn. Woas füll dr denn de Braut gähn? De Braut, die gibt mersch Kränzl. Woas füll dr denn doas Kränzl? Doas Kränzl gach dr Kuhn. Woas füll dr denn de Kühe gähn? De Kühe gibt mer Milch. Woas füll dr denn de Milch? De Milch, die willch 'n Katzl gähn. Woas füll dr denn doas Katzl gähn? Doas Katzl gibt mer Mäuse. Woas sulln dr denn de Mäuse? Die Mäuse willch 'n Hunde gähn. Woas füll dr denn dr Hund gähn? Dr Hund, dar gibt mer Hoasn. Woas sulln dr denn de Hoasn? De Hoasn willch 'n Jajgr gähn. Woas full dr denn dr Jajgr gähn? Dr Jajgr gibt mer Hulz. Woas füll dr denn doas Hulz? Doas Hulz, doas willch 'n Bäckn gähn. Woas will dr denn dr Bücke gähn? Dr Bäckn gibt mer Brut. Woas füll dr denn doas Brut? Doas willch 'n oarmen Leutn gähn, die warn mer a Bezvahlchs Goot gähn. Dann warch mer mit an Himml nei nahm." LrevessMek veendet war des Lages Lauk Und langsam über Wald und §lur Zog nacb und nacko dis Dackt ksrauk Und bullt in Dunkel die Natur. Da scbritt ein Mensckenpaar ganz sackt Beim trauten <ZIanz vom Stsrnsnkesr, Nui seine Liebe bloß bedackt, Dis samtnsn Wiesenwege Ker. Und kintsr dunkler vergeswand Drang scklistzlick Silberscksin kervor. — Der Mond in straklendem Sewand Stieg kern zu löimmslskSkn empor. In dieser weikevollen Stund' Umscklang der Mngling dann sein Lieb Und suckte ikren sützen Mund, Wokin ibn seins Liebs trieb. Llls er gar innig sie geküßt, Da lackt' der Mond am löimmslszelt; Von kern Kat beide er gegrüßt! „Wie sckön ist's dock auk dieser Welt! 0. W. Dr) Zweitausend Kinder tragen Blumen Von Otto Flösset Kamenz, im August 1927. Das ist keins von den üblichen Sommerfesten. Sie gibt es in den Hundstagen wie Sand am Meere. Aber Forst fest gibt es nur eins: in Kamenz. Alljährlich, wenn die Sense im Felde ihr Lied zu singen anhebt, kehrt es ein in die Stadt. Die Kamenzer haben Glück. Unbe rufen — toi — toi — toi. Da können alle Laubfrösche einen kühlen und regnerischen August verordnen: In der Forstfestwoche scheint die Sonne. In Kamenz wenigstens. Macht das die „Kamenzer Nase"? NB. Die Kamenzer Nase ist nicht nur sprichwörtlich, sondern auch historisch. Sie vermag viel. Aber ob sie das vermag, daß sie Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn —? Sondern das ist einfach selbstverständlich. Und wenn der Teufel selber Wettermacher wär, er könnte gar nicht anders als für die Forstfesttage den Hebel auf „Schön Wetter" zu stellen. So viel Tücke gibt es nicht, im Himmel und auf der Erde nicht, das Kamenzer Forstfest zu verhageln. Schon das Städtchen! Die Häuser am Markt tragen ihre bunten Kleider noch von der Jahrhundertfeier her. Sie haben sie sich geschont, das muß man sagen. Was bleibt den Kamenzern noch übrig? Sie hängen Rüschen aus Tannengrün darauf und stecken Tupfen von knall roten Ebschbeeren hinein, baß man glauben soll, es seien eitel Backfischkleiber. (Und dabet sind sie doch schon alt, so alt. Aber die Kamenzer verstehen es eben.) Sie heften Reihen von Eichenkränzen darauf, und es sieht aus, als hätten sie die Knopflöcher frisch nachgenäht. Und in die Knopflöcher stecken sic Masten mit bunten Fahnentüchern. Gar der Btedermeierrock des Rathauses hat Schleifchcn bekommen. Aus den Taschenbatten der Balkone hängen ganze Schnüre blühender Bethunien heraus, und gar der Turm hat eine waldgrüne Halskrause bekommen. Ganz zu schweigen vom Brunnen. Aber nicht nur am Markt. Auf allen Straßen, in allen Gassen Laubgewinbe, Reisig kränze und Fahnen, zu Tausenden. So etwas bringt nur die Kleinstadt fertig. Nur dort ist jeder ganz dabei, mit Herz und Gemüt. Die ganze Stadt feiert. Am Forstfest wird in Kamenz die Wochenuhr angehalten. Vier Tage ist Sonntag. Wem's behagt, der gehe hin und tue desgleichen. Er braucht nicht einmal Geld einzustecken. Das heißt: Man muß sich aus kennen. Es gibt ein Forstfest in der Stabt und ein Forst fest im Forst. Jenes ist gratis. Und dabei ist es das schönste von beiden. Seinetwegen kommen Tausende als Zaungäste von nah und fern. Seinetwegen stehen auf dem Markt ungewohnte Parks von Autos aus Schlesien, der Weüde! und dem Elbetal. Seinetwegen eilen alljährlich