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Bon der Großen Rohrdommel (8o1auru8 8t6ilüri8) Von Rud. Zimmermann, Dresden Zu den interessantesten Vogelgestalten der Oberlau- sitzer Niederung gehört die Große Rohrdommel, der Wumpak der Wenden. Der Bogel, den man in den Frühjahrsmonaten in den Teichlandschaften etwa von Königswartha an ostwärts zwar recht oft hören kann, aber umso seltener einmal zu Gesicht bekommt — es gibt sehr viele und fleißige Vogelbeobachter, die ihn im Freien noch niemals gesehen haben —, ist hier erfreulicherweise auch noch nicht selten, wenngleich ihn mancher sächsische naturkundliche Schriftsteller auch „den auf dem Aussterbe etat stehenden" Tieren der vaterländischen Fauna ange gliedert hat, und er wird, wenn der verständnisvolle Schutz, den bereits seit langem die Mehrzahl der Grund herren der Lausitz der Rohrdommel erfreulicherweise zu teil werden läßt, ihr auch künftig gewährt werden wird, wohl auch auf längere Zeit hinaus dem Gebiete in ähn licher Häufigkeit erhalten bleiben, zur Freude zünftiger Vogelkundiger und all derer, die auf ihren Wanderungen durch die stimmungsreichen Lausitzer Teichlandschaften den so eigenartigen Rufen unseres Vogels haben lauschen dürfen. Gern denke ich zurück an so manchen schönen Frühlingsabend in Königswartha, wenn in das laute Froschgequarre das dumpfe ui-hump ui-hump der Rohr dommel klang und sich mit den hohen Rufen eben flügge gewordener Waldkäuze im nahen Kiefernwald und den von fernher tönenden lieblichen Weisen der Heidelerche zu eiuein Konzert vereinigte, wie es passender zu dem Cha rakter der Landschaft kaum abgestimmt sein konnte. Das Hauptverbreitungsgebiet der Großen Rohrdommel in der Lausitzer Niederung liegt heute in deren mittleren Teilen, in den Teichlandschaften, die sich etwa von der Westgrenze der Amtshauptmannschaft Bautzen an ostwärts bis zum Weißen Schöps erstrecken. Früher war sie auch in den westlicher gelegenen Landschaften häufiger und bewohnte, von den Moritzburger Teichen angefangen, auch die grö ßeren Rohrteiche der Amtshauptmannschaften Großen hain und Kamenz, auf denen sie jedoch heute nur noch als Durchzügler beobachtet wird oder nur ganz vereinzelt und höchst unregelmäßig einmal zu einer Brut verschrecken mag. Es will mir manchmal scheinen, als ob in diesen westlichen, heute von ihr nahezu gemiedenen Landschaften ehedem sogar das Schwergewicht ihrer Verbreitung ge legen und im letzten Jahrhundert erst seine Verlegung ostwärts stattgefunden habe. Schade nur, daß bei den dürftig fließenden Quellen vergangener Zeiten es uns nicht möglich ist, dies in wünschenswerter Klarheit heraus zuarbeiten'. — 1924 hatte ich im Königswarthaer Herr schaftsgebiet Gelegenheit, an zwei Nestern unseres Vagels längere Zeit hindurch Beobachtungen vorwiegend brut biologischer Art zu machen und konnte dadurch Lücken in der Kenntnis der Rohrdommel ausfüllen helfen *). Die Jungen in den beiden Nestern wurden von mir beringt. Bereits im darauffolgenden Frühjahr, am 28. April 1926, wurde einer der beringten Vögel bei Pisa in Norditalien erbeutet, er war noch in der Winterherberge, als die Lau sitzer Brutvögel längst schon wieder an ihren Brutplätzen (Anfang März) etngetroffen waren. Möglicherweise dür fen wir daraus schließen, daß lwte bei vielen anderen Vögeln auch) die einjährigen Rohrdommeln noch nicht fortpflanzungsfähig sind und daher noch in der Welt um herbummeln, möglicherweise aber auch, daß sich die jungen Rohrdommeln (vielleicht zum Teil nur) gar nicht wieder in der Heimat ansiedeln. Ein zweiter der 1924 beringten Vögel hat ein etwas höheres Alter erreicht, er wurde am 14. November 1926 am Flusse Oslawa in Mähren ge schossen. Auch er gibt uns Rätsel auf: wo hat er gebrütet? In der Lausitz, um dann auf der Reise ins Winterquartier von der tödlichen Kugel getroffen zu werden, oder fern von ihr, in Mähren selbst, das ihm verhängnisvoll wurde, oder anderswo? Wir wissen es nicht. Von einigen Nestjungen unseres Vogels, die Oberlehrer P. Bernhardt-Dresden im Frühjahr vorigen Jahres in Mittel beringt hat, wurden zwei Vögel zu fast der gleichen Zeit, aber an zwei weck auseinandergelegenen Orten gefunden, nämlich am 12. September 1926 bei Clowig, Kreis Wittenberg, und am 15. September bei Köben an der Oder, Bez. Breslau: der eine hatte sich also nordwärts gewendet, der andere war in östlicher Richtung abgewandert. Eine ähnliche Erschei nung, wie sie diese zwei Rohrdommeln anzuöeuten schei nen, beobachten wir auch beim Fischreiher, dessen Junge, sobald sie selbständig geworden sind, die Heimat verlassen und weit, aber regellos umherstreifen, um dann im Herbst, anscheinend in südwestlicher Richtung, den Winterquar tieren zuzustreben. Sonst liegen Wiederfunde der ja selten beringten Rohrdommeln noch nicht vor: zwei in verschiedenen Jahren in Ostpreußen gezeichnete wurden in dem auf die Berin gung folgenden Herbst in Nordwestfraukreich, die eine bei Dünkirchen, die andere an der Oise (40 Kilometer nörd lich Paris) geschossen. *) Näheres hierüber: R. Zimmermann, Am Neste der Großen Rohrdommel, Botaurus stellaris L. In: Pal- lasia 2 (1924-25) S. 185—194. Schatzsagen aus Lausitzer Dörfern Die Schütze, die in der Erde liegen und von denen die Bolkssage erzählt, haben dem Volksglauben nach einen dreifachen Ursprung. Einmal liegt Geld in der Erde, das in Kriegskünsten oder sonstigen unsicheren Zeiten von den Besitzern vergraben wurde. Mit dieser Angabe beruht die Bolkssage auf geschichtlichem Grunde. Denn aus zahlreichen Funden wissen wir, daß dies in der Tat geschehen ist. Zum andern wurde dem Volksglauben nach der Besitzer un rechtmäßigen Geldes mit seinem Gute auf einen Bannfleck verwünscht und wartet dort auf Erlösung. Dann erscheint gewöhnlich ein kleines Graumännel und bittet einen, der dazu berufen ist, doch mitzukommen, um Geld und Seele zu lösen. Zum dritten sind die Schätze im Innern der Erde Eigentum der Zwerge und liegen seit Urzeiten dort. Dann ist gewöhnlich an einem bestimmten Tage des Jahres die Schatzhöhle geöffnet und ein Begünstigter findet den Ein gang. In der Lausitz gibt es für alle drei Arten von Schatz sagen zahlreiche Belege. Einige Schatzsagen unsrer Heimat, die zum Teil bei alten Leuten noch bekannt sind, wollen wir erzählen. Der Verfasser würde sich freuen, sollte durch diesen kurzen Bericht die Überlieferung noch einmal leben dig werden und dem oder jenem Leser etwas Entsprechen des oder Ähnliches einfallen. Er bittet dann zu Nutz und Frommen der heimatlichen Sagenforschung ihm das mit zuteilen. Als im Juni 1757 preußische Soldaten auf dem Hut berge bei Niederoderwitz lagen und dort eine Schanze bauten, haben sie dabei auch eine Krtegskasse vergraben. Seitdem flimmern an dunklen Abenden dort blaue Flämm- chen, und das heißt: Dort liegt Geld! Da ist einst zu einem Niederoderwitzer ein graues Männchen gekommen und hat gesagt: „Komm mit, du sollst das Geld haben!" Der Mann hat es morgens seiner Frau erzählt. Die hat gesagt: „Daß du mir d'rheeme bleibst!" In der Nacht drauf ist das Männel wieder gekommen. Nun ist der Mann zum Pastor gegangen. Der hat gesagt: „Da der Geist nicht schwarz war, können Sie ruhig mitgehen. Sie werden keinen Schaden nehmen!" In der folgenden Nacht, als das Män nel wieder kommt, geht der Niederoderwitzer mit. Als sie