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Nr. 18 fest rittermäßig öurchgeführt, wobei ein Mädchen als Preis ausgesetzt war. 1387 wurde in derselben Stadt ein Bogenschießen abgehalten. Als Preis winkte dem Sieger wieder eine Jungfrau. Seit 1800 entstehen in den deut schen Städten Genossenschaften oder auch Bruderschaften der Schützen. 1873 fand in Zwickau ein Schießen statt, wo bei aus 39 Ortschaften 187 Armvrustschützen zugegen waren. In Straßburg waren 1876 70 Orte vertreten, in Regens burg 1686 216 Schützen aus 35 Städten. Nach Augsburg kam 1508 sogar ein deutscher Schütze aus Paris. Die älteste Waffe war der Handbogen mit Pfeil, nach 1400 kommt das Feuerrohr auf, doch wurde die Armbrust beibehalten. Geschossen wurde nach dem Vogel auf der Stange, nach schwebenden Scheiben, nach der Schietzwand, nach der ge malten Holztafel. 1517 wurde in Zittau ein Schießen ab gehalten. Als Preise winkten ein Hengst, ein Ochse und anderes. 1528 folgten Grafenstein bei Zittau, 1536 Schweid nitz, 1543 und 1574 wieder Zittau. In Rnmburg nahmen auch Leutersdorfer am Schießen 1576 teil, wobei der Be sitzer von Niederleutersdorf, Joachim von Milde, mit Preisen heimkehrte. 1644 schoß man in Zittau nach einem gemalten Manne. In Zittau durfte der Schützenkönig frei Bier brauen, war er nicht ansässig, so durfte er dieses Recht einem Zit tauer Bürger verkaufen. Der Landesherr hat oftmals den Gesellschaften besondere Privilegien verliehen. So erließ die Kgl. Böhmische Kammer in Prag 1578 eine Verord nung, wonach in den Sechsstädten der Vestschütze ein Jahr lang steuerfrei bleiben sollte, war er ein Auswärtiger, dgnn erhielt er 10 Taler aus dem „Kayserlichen Ober- lausitzischen Einkommen". Mit der Einführung der stehenden Heere verloren die Schützeugesellschaften etwas von ihrer Bedeutung, wurden aber als Hilfsorgane der Polizei oftmals in Anspruch ge nommen, so 1734 und 1809 in Dresden. Die Aufrecht erhaltung der Ordnung ging auf die 1830 gebildeten Kom munalgarden über. Alle wehrfähigen Männer bis zum SO. Jahre mußten ihnen beitreten. Zur Pflege der Ge selligkeit und des Schießsports blieben die Schützengesell schaften als private Vereinigungen erhalten auch über diesen Zeitpunkt hinaus. Durch Gesetz vom 22. November 1848 wurde bestimmt, daß iu allen Orten eine Kommunal garde gebildet werden mußte. Ausgenommen waren kleine Gemeinden, die noch nicht 10 Wehrfähige anfbringen konn ten. Offiziere und Unteroffiziere wurden als Instruk toren zugeteilt. Die Gemeinden hatten für die Bewaff nung zu sorgen. So entstand auch in Ober- und Mittelleutersdvrf eine Kommnnalgarde. Der in Mittelleutersdvrf statio nierte Grenzaufseher Lange hatte die Ausbildung zu übernehmen. Nach der Einverleibung von Nculeuters- öorf, Niederleutersdorf und Joscfsdorf ersuchte das Kgl. Landgericht Löbau diese nun sächsisch gewordenen Orte, eine Liste der wehrfähigen Männer einzureichen. Gühler berichtet in seiner Ortschronik, daß 1850 die Kommunal garde Paradeaufstellung genommen hatte beim Besuche des Königs Friedrich August. Hauptmann Fr. A. Neu mann brachte dabei ein Hoch auf den König aus. Dabei spielte sich eine Episode ab, denn der Adjutant bat, biie Fahne jschwarz-rot-goldj wegzunehmen, da das Pferd scheu würde vor jeder Fahne. 1849 wurden bei den Unruhen die Reservisten einge- zvgen. Lange, der Leutersdorfer Instruktor, mußte nach Dresden einrücken. Die Leutersdorfer brachten ihn mit Musik zum Bahnhof Oberoderwitz. Die dortigen Ein wohner aber vermuteten, man wolle auf die Barrikaden ziehen, waren jedoch nicht schecht erstaunt, als der Zug „Kehrt" machte nach der Abfahrt Langes. Die Leuters dorfer waren gut königstreu. Die Ausführungsverordnung wegen der Kommunal!- garden vom Juni 1849 ließ die Schützengesellschaften weiter 277 bestehen. Sie durften mit Waffen bei ihren Aufzügen an treten, Hatten aber dem Ortskommandanten der Kommu nalgarde Gehorsam zu leisten. 1851 wurden die Kommu- nalgarden aufgehoben. Das war der Anlaß zur Bildung der hiesigen Schützengesellschaft. Pf. Gühler berichtet näm lich von einer Spende der „aus der ehemaligen Kommu nalgarde sich bildenden Schietzgesellschaft" für den Bau der Kirche. Die öffentliche Gründung erfolgte erst im nächsten Jahre. In einer Niederschrift vom 30. April 1852 wird die Bildung der Schtttzengesellschaft ausdrücklich er wähnt. Die behördliche Genehmigung traf am 28. Dezem ber 1852 ein. Die Verordnung des Kgl. Ministeriums forderte aber, daß die Mitglieder für polizeiliche Zwecke Assistenz leisteten. Am 2. April 1853 wurde das erste Komitee gewählt. Es bestand aus den drei Schützenälte sten Joh. Benj. Neumann, Gottfried Kühnel und August Hübner. Die Wahl der Vorstandsmitglieder muhte wieder holt werden, da die Erwählten Bedingungen an die Über nahme knüpften. Wahrscheinlich handelte es sich um die Aufnahme von Mitgliedern der eben sächsisch gewordenen Ortschaften. Bei der zweiten Wahl am 1. Mai 1853 wur den gewählt als Kommandant Rittergutsbesitzer Schöbel auf Oberleutersdorf 2, Vizekommandant wurde Fabrik besitzer Jährig, Oberleutersdorf. Die Behörde genehmigte die Wahl beiötzr. Die erste Uniform bestand aus licht grünem Tuchrock mit schwarzem Samtkragen und gold gelber Tresse, schwarzen Hosen, Felbelhut mit Krempe, weiß-grüner Kokarde mit schwarzer Feder auf dem Huts, Patronentaschen, Ober- und Untergewehr. Das erste Königsschießen wurde am 17. Oktober 1853 abgehalten auf dem Kretschamgrundstück in Mittelleuters- dorf. 79 Schützen beteiligten sich am Lagenschießen. König wurde Wilhelm Kreutziger, Marschall Kretschambesitzer Wiedner, beide aus Mittelleutersdvrf. 12 Preise wurden verteilt. 40 Taler erhielt der erste, 6 der zweite. Der Schloßmüller C. G. Richter schenkte auf seine Kosten eine Fahne. Sie ist heute noch vorhanden und wurde beim Festzuge mitgeführt. Diese Fahne zeigt außer den Landes farben den zweiköpfigen alten Reichsadler mit offenen Fängen auf gelbem Grunde, die Zunge ist rot, während der Adler in schwarz gehalten ist. Sie trägt die Inschrift „Einheit macht stark", in einer Ecke trägt sie den Namen des Stifters. Leider fehlt die Jahreszahl der Anschaffung. Auch die Protokolle erwähnen nichts davon. In den ersten Jahren borgte man sich ein kleines Zelt, das als Hauptwache diente. 1861 wurde das erste feststehende Zelt aufgebaut. Baumeister Weise aus Eibau war der Erbauer. Es war mit Leinewand! gedeckt. 1861 wurde es zum ersten Male beim Schießen benutzt. Am 4. Februar 1889 brannte es nieder. Am 14. Mai schon legte mau den Grundstein für ein Schützenhaus, am 15. Juni wurde das Richtfest abgehalten, und am 4. August fand die Einweihung statt. 1873—75 wurde die Uniform geändert, später wurde dann die Joppe angeschafft. Zur alten Fahne gesellten sich neue in den Jahren 1878 und 1908. Sturm- und Drangzeiten hat die hiesige Gesellschaft öurchgemacht, wie wohl alle ihre Schwestern. Nicht er storben ist der alte Geist, die Teilnahme der Bevölkerung. So lebt das Leutersdorfer Schützenfest weiter als wahres Volksfest. Als der Redner seine fesselnden Ausführungen be endete, da stimmten all die Hunderte begeistert ein in bas von ihm ausgebrachte Hoch auf das deutsche Schützenwesen. Fritz Günther, Leutersdorf. Weevt für dte Dverlausitzer Helmatzettünak Probenummern werden aus Wunsch kostenlos und portofrei zugesandt. Gbsvlauflher He!matzs!tung