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-In aller Herrgottsfrühe eines Wtntertages 1502 jnach andern 1504) bemächtigte sich Georg von Guttenstein, ein böhmischer Edelmann, der Stadt durch einen Putsch nach trojanischem Vorbild. Nicht aus Rache gegen die Stadt, sondern aus Zorn gegen Herzog Georg von Sachsen. Bischofswerda war Aufmarschgebiet) es lag an der Grenze. Mit einem Zug Planwagen kam er als wie ein Kauf mann durch die Tore. In den Straßen aber wurde die Fracht lebendig: Soldaten sprangen aus den Wagen, plün derten die Stadt und drangsalierten deren Einwohner. Ein Ratsbote jagte nach Stolpen und stellte dem bischöf lichen Schösser die Not der Stadt vor. Statt der erbetenen Hilfe erhielt er aber die Antwort: „Wir wollen nur zu vor erst essen!" Da war der Herzog schneller. Ihm war die Sache selbst ein gefundenes Essen. Er besetzte die Stadt, vertrieb den Feind und behielt sie an die drei Jahre. Nicht genug damit, daß dem Bischof während dieser Zeit die Einkünfte aus dem besetzten Gebiet entgingen jauch die feisten Hechte, die aus dem Bischofswerdaer Teich die bischöfliche Tafel schmückten),' der Herzog hatte — nicht ohne Absicht — die geschädigten Bürger entschädigt und die vom Guttenstein weggeführten Geiseln durch hohes Lösegeld freigekauft: das alles mußte der Bischof der herzoglichen Kasse zurückerstatten. Erst dann erhielt er Bischofswerda wieder. Skadtlürche in Bischofswerda Das andere Mal, ein halb Jahrhundert später, ein „Saukrieg". Auf „dem Stolpen" stand eine Truhe voll gefüllt mit Gold, das Bischof Nikolaus von Carlowitz den Seinen hinterlassen. Bischof Johann von Haugwitz gab sie den Erben, unangetastet. Diese aber meinten, der Bischof habe sie damit betrogen, und am 14. September 1558 er schien Hans von Carlowitz auf Zuschendorf mit Roß und Reitern vor Stolpen. Der Bischof hatte gerade noch Zeit, durch eine Hintertür zu entweichen. Er floh nach Prag, und ließ die Dinge im Meißner Land laufen wie sie lie fen. Vielleicht, daß er hoffte, der Kaiser werde ihm helfen. Der Zuschendorfer, ärgerlich über den entgangenen Bra ten, verwüstete das bischöfliche Land, trieb die Säue aus den Vorwerken, schlug die Wälder nieder und sagte auch Bischofswerda Fehde an. Die Bischofswerdaer wandten sich — sehr zum Verdruß der bischöflichen Räte in Stol pen — hilfesuchend an chen Kurfürsten. Aber so wenig Kaiser Ferdinand dem Bischof half, so wenig half Vater August den Bischofswerdaern. Im Gegenteil, er ging von Dresden nach Annaberg, damit ihn die Boten nicht fän den. Daß der Bischof samt seinem Lande geöemütigt würde, war ihm gerade recht. Dreimal ließ er sich bitten, erst am 24. Dezember schickte er Dresdner und Radeberger Bür ger Bischofswerda zu Hilfe und machte dem „Saukrieg" ein Ende. Das war ein rechtes Weihnachtsgeschenk für die Bischofswerdaer. Nicht so sehr für den Bischof. Ob gleich Carlowitz im Unrecht war und für seine Ver wüstungen eher noch hätte Buße zahlen müssen, wurde der Bischof zu 4000 Gulden verurteilt — vom Kurfürsten. Und was das Schlimmste war, er mutzte dem Amt Stol pen entsagen. Damit kam Meißen mit Stolpen und Bischofswerda an Kursachsen. Und Bischofswerda war es, das dieses geschichtlich so wichtige Ereignis herbeigeführt hatte. Es muß vordem eine schöne Stadt gewesen sein. „Ein Ehrbarer Rath und Stadt haben auf schöne Gebäude viel gehalten," sagt die Chronik. „Der Gasthofs zur Sonne und auch die Häuser am Markte bezeugen, daß dieser Ort mit zierlichen feinen Gebäuden geschmückt gewesen." Vor nehmlich muß das alte Rathaus, das mitten auf dem Markte stand, stattlich gewesen sein. Eine Zeit lang hatte die Stadt gar zwei Rathäuser. Die Stadtkirche, in der Bischof Benno selbst predigte, war Wallfahrtskirche. Vier Tore führten zur Stadt hinaus, das Dresdner, Kamenzer, Bautzener und Badertor,' die Mauer war fest und sicher. Von allen dem ist nichts geblieben. Doch sind die Gassen traulich) Beschaulichkeit träumt zwischen den Häusern) hier und da tut sich ein malerischer Winkel auf. Fehlt ihnen auch altmeisterliche Kunst, so blüht darinnen doch Gewerbefleiß und Handwerkskunst. Grüne Waldberge schauen zur Stadt herein: der Vutterberg, zu dem all sonntäglich die Bischofswerdaer mit Kind und Kegel pil gern, der Klosterberg, tief angenagt von der Hacke des Steinhäuers) in der Ferne der Valtenberg, Wiege zahl reicher Flüsse, auch der Wesenitz, die nachher ihren Lauf an der Stadt vorüber nimmt. Nordwärts breitet sich Ackerland, südwärts rauchen Fabrikschornsteine in den Dörfern. So zwischen Bauerntum und Industrieland liegt die Stadt, auch an der Grenze, wenngleich im andern Sinne als einst. Ein Strom des Handels geht von der Elbe zur Oder und von der Oder wieder zur Elbe, mitten durch die Stadt, auf Schienenweg und Straße, rastlos. Bauern bringen Früchte der Scholle zum Markt, Industrie volk tauscht hier seine Waren aus. So im Schaffen und Handeln ist die Stadt vorwärts gekommen trotz Not der Zeiten. Neue Gebäude in den Straßen reden davon. Im Schaffen und Handeln wird sie weiter aufwärts streben, unentwegt, auch in künftigen Tagen. Herbstgefuyt Vie Zeit ist bin, das sjakr vergebt, Ls muh scbon spät im Sommer sein. Wie kerbstssbunt der Sorten siebt! — — Und volden blükn am Vckerrain. Oer Wind gebt nickt mekr sonnenwarm, Cr iäbrt scbon strenge übers §e!d Und kalt ins Serz, Nun küktt sick arm, Wer Saus und löerd nock nickt bestellt. Wenn dann Las §locksnspiel beginnt, Siebst du vor fremden Türen stekn ven Bettler, dem die Träne rinnt, Weil er den Sommer lieh vergekn. Gustav Wolf, Wella.