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258 Gbsrlaufltzer Heimatzeltung Nr.N O neigefoalln! H. Schneider, Bautzen A Nummer zwiä der „Oberlaufitzer Heimatzeitung" hoa ihch kürzlich die schiene Geschichte gelahsen: „Neigefoalln". Ja, jo, kommt ock dann „Seckendorfern", ihch meene, überhaupt su dann Iäberlausitzern, die ne weit vu dr bihmschen Glanze wohn'n! Oder woarsch ock a Seckendorfer Mundoart derziählt? Na, doas is ju aber egoal; schiene is die Geschichte uff jeden Foall, eb se nu a Seckendorf oder a Dürche boassiert is oder sonstwuh. Nu göbts aber doche a Schbrihchwurd, doas heeßt: Hinnern Bargen wohn'n o Loite. Doas wöll do su vill soaihn wie: Anderschwuh, ne ock a dr Ostlausitz, su a dr bihmschen Ecke, gibts o siche, na, manchmo spricht mer Würgeluder, die siche hibsche Sachen aushecken. Do fällt mer anne Geschichte ei, die kennt mer richtg a „Bangdang" zu dr Gschichte: „Neigefoalln" nennen. Die is aber ä dr Wcstlausitz boassiert, und wuhr is se oh, doderfir koan'ch garangdiren. Und die Beeden, vu dann'ch o no andre schiene Dinger derziähln kennte, ihch meene, die doas Ding oah- gedriäht hoan, labn heute no. Also, do is a dr Westlausitz a schieh grüß Dorf. D'Noam will'ch ne nenn, aber de beedn Haupthelden woll'n mer amo Robert und Gustav heeßn. Die woar» nodierlich oh Mödgliedr vum Gesangvereine. Denn doas is do anne bekannte Doad- sache, daß'ch alle schinn Seelen aus enn Urte an Gesangvereine vereingcn. Wenn die Beedn nu abends su raicht gemiedlich, enner aus'nIäberdorfe, dr andre aus'» Niedsrdorfe as „Deutsche Haus", wuh de Singestunde zo dar Zeit obgehahln wuhr, schlenderten, do ließ'n se no dann schinn bekannten Liede ihre Augelein um und um gehn, aber nodierlich ock doderzu, ömm auszuspionieren, wuh se uffm Heemwaige, dan se derno ge- wehnlich zesamm'n machten, irgend anne Deifelei aushecken kennten. Und woahs honn die Beeden minander ausgehcckt! A Buch kennte doriber geschricbn warn. Aber die Geschichte, die ihch itze derziähln wöll, boassierte ne haußen an Freien, doas woar su mih anne Geschichte des Inneren. Ihch komme no a mo uff dann Gesangverein, 's woar a dichtger Verein, und se hoattn dozumo o enn dichtgcn Diri genten. Wie a dann Vereine geihbt wuhr, dodervone ock e gleenes Beispiel. Emo hoatte dr zwiäte Boatz anne raichte schwiäre Stelle. A darselbn Singstunde woahr nu groade a Fasse! Freibier uhfgcliäht, vu en frihern Ständchen har. Dr zwiäte Baß ibt und ibt, und wie's nu endlich giht und se könn'n bahle ne mi ver Durscht — denkt ock: Zwiäte Bässe — und gihn as Fasset, do is es liär! Also, a dannselbgen Gesangvereine woar o a ahler, ehe- molcher Musikante. Heeßn mern August. Wenn 'ch ne ganz örre, hott'r de Klarinette geblosn. Doas woar anne Seele vu en Menschen, woahrscheinlich a bissel zu gutt, und doas soall besonders ba sicher Umgebung ne immer gutt sein. Noa Schluß dar ehnen Singstunde machn'ch mei Robert und Gustav a dann Mufikannten-Sangesbruder besonders roah, duhn gutt möt'n, keefn ehn Schnitt und eh Bullchen noahn andern, wufihr o mei August siähr empfänglich is. 's Ende koann mer'ch ja nu schun denken. Hibsch oage- nibbelt und a wundervollster Laune über su anne schiene Sing stunde ziehn endlich die letzten Sänger Oarm a Oarm und tber de ganze Strohe schwankend as Iäbcrdorf und brängn iähren Sangesbruder August oh bis a de Hausdiere. Dar zoiht nu hibsch sachte seine Stiefeln aus, friät'ch, wie a's Schliffellohch endlich gefunden hoatt und grabbelt nu su raicht leise de Drebbe nuff. De fümfte Stusse iberkroicht a ganz virsichtg, denn die qnoarrt oallemo, wemmer druf dritt, und seine Korline soall'n do ne Kumm hier». De Koammerdire giht o ganz leise uff, und endlich leid'r su raicht wohlg a senn Nahste und seine nemie ganz kloaren Gedanken soin: Doas woar do wiedcramo anne schiene Singe stunde, und dar Robert und dar Gustav sein do a boar seelns- gute Karin. De Nacht vergiht, 's wörd Morgen. Off emo duts enn fürchterlichen Bröll'ch. August fiährt a de Hthe und sitt naben siech seine Korline mött gerungnsn Händen und a boar Ogen, su ängstlich und derschrocken, os wenn se a Gespennst siähk. „August", schreit se, „August, wie sist'n Du aus? Du böst ja ganz schwarz wie der Deisel! Und mei schienes, weißes Bette!" Ann nächsten Ogenblicke aber verwandelt sich iähre Angst a Wut. „Wu bist'n Du gewast? A dr Singstunde erne? Do seins de Sänger gewast, die Dich su zugericht hoan. Aber doas soall'n ne gutt bckommn. Doas zeig'ch oah! Doas muß zum Schangdorm!" August koan ne zo Wurte komm'; anne Flut vu Schmeichel worten wie: Saukarln,Schweinigel,Dreckfinken,Nitwel, Runkse überschitt'n, und a is hellsch früh, doaß se ne no froit, mit wam a zerletzt zesoamm gewast is, denn 's kömmt'n leise a schreck- . licher Verbucht. Derweile nu Korline iähre Ziegen siddert und melkt und 'n Kaffee zoraichte macht, versucht August möt vill Mihe und Heeßen Woasser und vill Seese sich wieder a enn weißen Euro- büer zu verwandeln. Heute wuhr dr Kaffee ohne jeden Disch- Kur gedrunken. Aber kaum woarn se sertg dcrmöt, stiht Kor- line uff und fängt oa, sich oazeziehn, oas wenn se as Dorf gihn welle: se wohnten nämlich a bissel außerhalb des Dorfes. Wie August no enner Weile froit, wuh's denn higihn selle, brüllt se'n oa: „Nu, zun Schangdorm, Du ahler Iäsel! Mahrt'ch ock aus und zoig'ch oa, Du mußt oh müt. Doasmo war'ch j'n schun weisn!" Wie nu August aus senner gebuhrn'n Gutmitgkeet raus de Korline berutzgen und de ganze Sache fer en Hibschcn Sänger- schboaß histelln wüll, weisst se mütt'n Finger ock uff iähren grüßen Droikorb, dar schun na n'r stiht, und do sitt August senn schinn schwoarz und weiß marmorierten Bettüberzug drinne liegn. Korline hockt iährn Korb uf, August muckst ne mih und de Reese giht oab. Wie se nu su ungefähr a dr Mütte des Dorfes sein, wu giht meine Korline hi? A de Schuhle. Nanu, denkt August, woas würd'n doas? Aber wie a Bählamm de Stuffn müt nuff, die ver dr Dire sein. A dr Hausflur nümmt Korline ürscht iähren Korb vom Buckel, derno klobbt se, aber ganz gehirg, a de Schulstubendire. War kümmt raus? Dr Dirigent vom Gesangverein. Und nu entwickelt sich folgendes Zwiegespräch: „Ne wuhr, Sie jein do dr Dirigente vom Gesangverein?" „Ja, der bin ich." „Künn'n Sie mir vielleicht soaihn, woas gestern dort o!r- gegangn üs?" „O ja, mir haben fleißig gesungen." „Doas kann'ch mer allecnc denken, aber woas'n derno?" „Nachher haben wir noch ein Weilchen gemütlich bei sammen gesessen." „Und derno?" „Nu, dann sind wir nach Hause gegangen." „Su. Und wu is'n doas boassiert?" Und doderbei reißt se a Zudcckcdichel vom Korbe und weist'n Dirigenten dann schinn weiß und schwarz marmorierten Iberzug. Dö floit su a kleenes Lächeln iber dessen Gesichte; aber Korline müt iähren Luchsoogen hoats schun gesahn und fiährt „Su, nu weeß'ch schun genung. Also Sie sein o derbei gewast. Do Is ja ne andersch ze denken. Wenn a Gesang verein su en Dirigenten hoat, woas soiln denn do ürscht de Sänger fer Karin sein!" „Aber meine liebe Frau" — wüll se der Dirigent be- sänftgn. Aber Korline schreit 'n oah: „Woahs, ihch Iähre liebe Frau? Nee, do is mer mei schwoarzer August ümmer no lieber wie Sie — Sie — Sie — Dirigente!" Und dodermitte nömmt sc iähren Korb, dar floit ock suh müt en'n Schwünge uf iähren Buckel; und wenn dr Dirigente