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244 GberlarMer HelmatzeUung Nr. 16 Gommer Nun still, nun will es sackte reifen, ver Sommer nakt, druckt ward der keim. Du mutzt nun bald zur Sicbel greifen Und kakren Deine Sckätzs keim. Du lausckest auk des Donners Srollen, Schaust, ob der Dropfen labt das Land, Mit Sinnen, mit gedankenvollen, Der Mücke Spiel im Sonnenbrand. Du bangst, ob auch die druckt gedeike, Die Deine Sande ausgestreut, Und betest, dntz ikr Sott verleibe Die Neikekratt fürs goldne Seut'. - — Sab Llcdt, es kommt des keimens Lnde, Ls reikt die druckt auch Deinem Kind, Sib ikm die Sichel in die Sande, Wenn krucbisckwsr seine Lis Kren sind! Du bangst vvokl, wenn ein Wetter leuchtet, Lin seinem Simmel Wolken ziekn, Siebst, wie sein Llugs still sich feuchtet Und betest ksitz: „Latz lZösss kliekn!" Sorg, datz ins Serz, in dessen Scholls Du koffnungsvoll Len keim gesenkt, Sott seine reiche, gabenvolle, Lillgütge Liebe fruchtend lenkt! Und wenn von einem Wetterschlage Sein junger Körper stumm erbebt, Lrzäkl ikm von dem Sonnentage, Der alle Kräfte neu belebt! H-I-ns H-Ibig-Tränkn«- Großschönau Die Schriftstellerin Margarete Reichel- Karsten, eine Teilnehmerin an der letzthin in Großschönau abgehaltenen Schriftsteller tagung, widmet dem bekannten Jndustrieort folgende Schilderung: Durch liebliches Berggelände bringt uns der Zug von Zittau nach Großschönau. Das liegt so lang gestreckt und weit verzweigt, daß die Augen es nicht mit einem Mal umfassen können. Vom Bahnhof führt die Straße ein wenig abwärts, dem Innern des Ortes zu. Ein paar mo derne, große Bauten, die so garnichts dörfliches an sich haben (Post, Commandite d. Großschönauer Bank), verraten uns gleich, daß hier die Zeit nicht still gestanden hat. Die Mandau, der sich die Lausur zugesellt, teilt den Ort in zwei Hälften. Uns erfreuen die schönen, gut erhaltenen Häuser in der Lausitzer Bauart. Sie liegen meist in ge pflegten Gärten. So ist jeder Besitz für sich ein Schmuck stück des Ortes. Manch schön gemeiselter Sandsteintür pfosten trägt die Jahreszahlen, wir lesen 1780, 1810 usw. Wem gehts da nicht durch den Sinn: „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen!" — Die Kirche überthront den Ort. Sie ist nach Art aller südlau- sitzer Kirchen gebaut. Ein kantiger Turm mit grüner Turmlaterne, ein hohes, großes Kirchenschiff, über den hohen Fenstern die kleinen, runden Barockfenster. Um die Kirche der Friedhof, ihr Garten, ernst und schön. Wir finden das Grabmal des für Großschönau berühmten Malers Schenau. Auch die alten Barockgrabmäler an der Kirchenmauer sind des Ansehens wert. Sie verkünden uns die Namen alter, angesehener Großschönauer Fami lien. — Ein wenig von der Dorfstraße erhöht, ein wenig abgesondert, liegt im Grünen das einstmalige Schönauer Schlößchen. Die großen Fabriken sind zumeist Webereien, Frottierstoffe werden hier gewebt. Einst war Großschönau berühmt durch seine Damastwebereien, denen es seinen Wohlstand verdankte. Alte Namen mit gutem Klang, wie Goldberg, Wäntig, sind für immer in die Entwicklungs geschichte Großschönaus eingewurzelt. — Schönaus Park ist der Hutberg. Promenadenwege führen zu seiner guten Gaststätte. Ein herrlicher Ausblick aus die Berge läßt uns alles andere vergessen. Hochwald, Lausche, Tannenberg, ein markiger Gebirgszug, der sich über Großschönau er hebt. Wenn wir vom Hutberg weiter wandern nach dem Forsthaus auf dem Spitzberg zu, wird das Bergbild aus gedehnter. Dann grüßt von der Höhe Schönbronn, ein böhmischer Ort, der Burgsberg bet Warnsdorf, zwischen Lauschekamm und Tannenberg reckt sich der Tollenstein hervor, leicht kenntlich an seinem Spitzdreieck. Alles böh misch, schneidet doch hier Böhmen mit einem Zipfel ins Sachsenland. — Wandern wir am Weinhaus vorbei rechts nach Großschönau hinein, bleibt uns die Mandau Geleite. Still und sanft, als könnte sie nie überschäumen; und doch verrät uns schon der Steinschotter in ihrem Bett, baß sie ein wildes Bergkind sein kann, ebenso wie ihre Genossin, die Lausur. Immer wieder ruhen unsere Augen wohlgefällig auf den schönen Bauernhäusern, die so schmuck im sommerlichen Frieden liegen und denen wir wün schen, daß sie nie durch nüchterne Allerq?eltsbauten ersetzt werden mögen. — Wir kommen am Kupferhaus vorüber, einem Patrizierhaus, dessen Dach einst mit Kupfer gedeckt war. — Im Krumbholzmuseum, das in der großen Schule untergebracht ist, fällt uns die gute Anordnung der untergebrachten Schätze auf, ebenso beispielsmätzige Sau berkeit. (übrigens Sauberkeit scheint ein Wahrzeichen Großschönaus zu sein.) In Schränken und Kästen sind wertvolle Heimataltertümer zusammengestellt. — Alte Damaste zeigen die Webkunst früherer Jahrhunderte (Abendmahl, Jakobs Traum), Stücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert. — Eine reiche Silbermünzensammlung er weckt unser besonderes Interesse darum, weil sie von einem einfachen Manne in Großschönau herrührt. — Malereien und Zeichnungen des Malers Schenau, dar unter ein köstliches Bild eines jungen Mädchens, von einem Münchner Maler gemalt, die Braut Schenaus. — Naturwissenschaftliche Sammlungen füllen das Museum. Sie sind gewiß der beste Anschauungsunterricht für die Großschönauer Schulen. Ein altes Weberstübchen ist auf dem Boden untergebracht. Trotz allen Erklärens am alten Webstuhl, scheint mir doch das Weben eine unbegreifliche Kunst, besonders wenn ich mir die dürftigen Beleuchtungs mittel dazu denke, bei denen damals gesponnen und ge webt wurde. — Ein reges geistiges Leben blüht in Groß schönau. Musikalische, wissenschaftliche Vorträge, von be rufenen Männern dargeboten, Wanderungen in die Lau sitzer Heimat und nach dem Grenzland hinüber sorgen da für, baß Geist und Herz nicht Not leiden. — Daß Groß schönau auch wirtschaftlich auf der Höhe ist, beweist die Einwohnerzahl 7000. Schon hats ein leises Lüstel, sich zur Stadt gemeinden zu lasten, Vorbilder sind ringsum. Und doch, und doch, wenn ich an bas Alte, Schöne, das Dörf lich-Friedliche in Großschönau denke, möchte ich ihm sagen: „Halte, was du hast" — „bleibe, was du bist: eine Perle im Lausitzer Bergland!" Heimatfest in Neuleutersdorf Der Aufsatz in Nr. IS erfordert im Interesse der Ein wohnerschaft von Neuleutersdorf und der Heimatfvrschung einige Richtigstellungen, wobei auf „Kleinigkeiten" nicht eingegangen sei. Die Überlieferung meldet, daß das Haus des Herrn Johann Neumann — E. Nr. 25 — das älteste ist. ISO Jahre sind ein verhältnismäßig kleiner Zeitabschnitt, in welchem die mündliche Überlieferung wohl kaum irre gehen kann, zumal unter den ältesten Einwohnern kein einziger diese Annahme bezweifelt. Ohne Widerspruch wurde an diesem Hause auch die 100-Jahrfeier begangen. Es gibt keine Tatsache, die ein anderes Haus als das älteste feststellen könnte. Daß die Flurkarte später dieses