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von den geistlichen und weltlichen Behörden und sämt lichen Unterthanen und Einwohnern gedachter Gebiets teile, daß sie Uns ins künftige als ihren rechtmäßigen König und Landesherrn ansehen und erkennen und Uns vollständigen Gehorsam und Treue erweisen werden, wo gegen Wir sie aller der Huld und Gnade und des landes herrlichen Schutzes und Wohlwollens versichern, deren Unsere übrigen Staaten sich zu erfreuen haben. Zu dessen Urkunde haben wir gegenwärtiges Patent unter Vor- druckung Unseres königl. Siegels eigenhändig vollzogen. Gegeben zu Dresden, am 12. März 1849. Friedrich August. D. Christian Albert Weinling. Patent, die Besitznahme von Nieder- und Neuleuterdorf, Josephs- dors und Neuwalde betr. Man trug sich in den folgenden Jahren, da der Ort an Einwohnern zunahm, mit dem Gedanken, eine eigene Kirche zu bauen. Hochw. Herr Bischof Dittrich erstand im Jahre 1851 für 699 Thaler ein Grundstück, auf das die Kirche gebaut werden sollte. Es machte sich auch gleich zeitig der Bau einer neuen Schule notwendig, da die alte am 7. Febr. 1869 infolge Brandstiftung in Flammen äuf- ging. Am 4. Mai erfolgte der erste Spatenstich zur Kirche. Am 22. Mai legte man den Grundstein zur neuen Schule, die schon am 29. Oktober desselben Jahres durch Hochw. Herrn Bischof Ludwig Forwerk eingeweiht werden konnte. Am gleichen Tage wurde der Grundstein für die Kirche gelegt. Dieselbe wurde im nächsten Jahre mit einem Pfarrhause von Baudirektor Prof. Schramm in Zittau sertiggestellt. Die Glockcnweihe fand am 13. August 1862 statt. Die feierliche Einweihung der Kirche erfolgte am 5. Oktober 1862. Bei einer Einwohnerzählung im Jahre 1864 wurden 381 Katholiken und 73 Protestanten gezählt. Die Zeit schritt vorwärts und die Gemeinden, die Leutersdorf hießen, beschäftigten sich mit dem Gedanken einer Bereinigung. Der Herr Kommerzienrat Gottlieb Henke hatte den Gemeinden ein Kapital von 29 999 Mk. zur Verfügung gestellt, wenn sie sich innerhalb eines Jah res vereinigen würden. Am 18. Februar 1899 in einer Sitzung des Gemeinderates von Oberleutersdorf wurde eine Vereinigung mit 7:5 Stimmen abgelehnt. Und doch haben sich die Gemeinden vereinigt. Zuerst Oberleuters dorf mit Nieder-Lentcrsdvrf, Josevhsdorf und Nenwalde. Neuleutersdorf blieb noch eine Ncihe von Jahren für sich. Es kam der Weltkrieg und mit ihm die große Wirtschafts not. Die Bevölkerung des Ortes sah ein, daß eine Ver einigung mit dem größeren Orte Leutersdorf für die kleinere Gemeinde nur von Vorteil sein könnte. Als kurz nach dem Weltkriege der letzte Gemeindevorstand Stelzig gestorben war, wurde die Einverleibung des Ortes Neu- lentersdorf nach Leutersdorf beschlossen. So ist der Ort Neuleutersdorf aus Leutersdorf hervorgegangen und wie der mit Leutersdorf vereinigt worden. Tatsache ist, daß sich die Neulentersdorfer und Leutersdorfer sehr gut mit einander vertragen. Wollen wir hoffen, daß cs immer so bleibt! * * * Unter starker Beteiligung von jung und alt veran stalteten die Bewohner von Neuleutersdorf am Sonnabend, 16. Juli, einen Fackelzug. Die Häuser waren prächtig geschmückt und das Buntseuer beleuchtete den Zug in roten und grünen Farben. Vor dem Hanse des Herrn Jvh. Neumann am Ltndeberge hielt man an und die Musik ließ ein Ständchen erklingen. Nach der Überlieferung soll das Haus des Herrn Neumann das crsterbaute Haus des Ortes sein. Am Sonntag vormittag um halb 9 Uhr luden die Glocken zum F e st g o t t e s d i e n st ein. Zu dem feier lichen Hochamt mit Tedeum sang der Kirchenchor die Lu- cienmesse von Witt. Eine hierauf folgende Prozession be wegte sich bis zur Totenhalle, in der für die verstorbenen Neulentersdorfer ein Kranz niedergelegt wurde. Das Hauptinteresse des Tages erweckte der Festzug, der nachmittags gegen 2 Uhr abgehalten wurde. Wett und breit aus den Dörfern der Oberlausitz waren die Leute herbeigeeilt. Es war auch bewundernswert, was die Ein wohnerschaft in zahlreichen Gruppen darstellte. Dem Fest zuge voran ritten zwei Herolde, darnach folgte ein unga rischer Honved-Husar in alter Uniform. Ein Schmuggler gespann mit Pascherfriedel und Genossen ließen die alte Pascherzeit wieder aufleben. Dahinter folgten die Gegen spieler der Pascher: die „Grenzer" in ihren alten Uni formen. (Das Paschen war in Neuleutersdorf vor dem Jahre 1849 ein „gutgehendes Handwerk" und für die En klave-Bewohner ein notwendiges Übel. Viele Bewohner hatten im Paschen eine solche Fertigkeit erlangt, daß sie mit großen Wagen auszogen und die Waren über die Grenze schafften. Ein jähes Ende erreichte das Paschen am 31. Januar des Jahres 1835, indem an diesem Tage drei Pascher, es waren Brüder, ihr Leben einbüßten. Die Grenzaufseher hatten von dem beabsichtigten Schmuggler zuge Wind bekommen und den Paschern im sogenannten Höllengrunde aufgelauert. In dem entstehenden Feuer gefechte hatten die Obenerwähnten ihr Leben eingebüßt.) Im Festzugc folgte ans das Schmugglergespann ein Fest wagen, der die „Greibischschänkc" darstellte. Der Schänke folgte Karaseck mit seiner Bande. sWie schon erwähnt, war Karaseck ein Räuberhauptmann, der unzählige Ein brüche verübt hatte. Karaseck war als Deserteur um das Jahr 1759 in Neuleutersdorf eingewandert. Zu dieser Zeit hauste in diesem Orte eine Einvrecherbande, die ihr Quartier in der Greibischschänkc hatte und deren An führer, Hans Georg Palme war. Nach dem Tode dessel ben tat man sich nach einem neuen Anführer nmschaucn. Die Wahl fiel aus Karaseck, der schon früher der Bande bcigctretcn war. Unter seiner Leitung hat die Bande Ein brüche in der ganzen Oberlausitz unternommen. Die ge stohlenen Waren, die gewöhnlich auf Wagen fortgeschafft wurden, wurden von Hehlern für bares Geld aufgekanft. Ganz unerklärlich erscheint es, daß sich niemand gegen die Bande etwas zn unternehmen getraute. Die Mitglieder konnten sich überall sehen lassen. Einmal mußte sogar die Pfarrwohnnng in Oberleutersdorf den' verwundeten Hauptmann beherbergen, da gerade der Sohn des Pfar rers, der Arzt war, anwesend war. Karaseck konnte sein Handwerk solange ungehindert austtben, solange er in den angrenzenden Orten keine Einbrüche verübte. Diesem Grundsätze ist er lange Zeit nachgekommen. Jedoch ver langten seine Leute immer mehr nach einem Einbrüche in das Schloß des Herrn Johann Gottfried Glathe in Oberleutersdorf. Karaseck gab endlich seine Einwilligung zn diesem Einbruch, jedoch unter der Bedingung, daß er in Zukunft mit der Bande nichts mehr zn tun haben will. Dieser Wunsch ist auch in Erfüllung gegangen, wenn auch in einem ganz anderen Sinn für Karaseck. Durch ein so fort herbeigerufenes Dragoner-Kommando wurde die Einbrecherbande an demselben Tage festgenommen. Kara seck, der sich in Seifhennersdorf versteckt hielt, wurde eben falls durch Verrat festgenommen. Zwei Bilder im Ober kretscham zu Leutersdorf und die Karaseckschänkc erinnern heute noch an die damalige Zeit des berüchtigten Kara seck.) Der Fcstzug zeigte noch in bunter Folge Radfahrer auf den ältesten originellen Zweirädern, Handwerker mit ihrem Handwerkszeug im Kuhhautsack. Ein Festwagen stellte die alte Schule dar, die 1869 durch Brandstiftung eines Kindes vernichtet worden war. Ein Brautzug der Kinder in alten Trachten beschloß den historischen Teil des Festzuges. Es folgten zahlreiche Ortsvereine, u. a. Mili tärverein, Turnverein, Radfahrerverein, Schützevgesell- schaft, Gewerbeverein, Obstbauverein mit einem schönen mit Blumen geschmückten Festwagen, die Gemeindevertre-