Volltext Seite (XML)
Ausspruch ein Korn Wahrheit. Wir müssen versuchen, das verschwinden zu lassen, um der Ehre unserer Heimat und ihres wahren Schrifttums willen. In Nr. 11 der OHZ. hat sich nun ein Schreiber, dem es anscheinend selbst davor graute, mit seinem Namen für seine Arbeit einzustehe», ein rechtes .stuckncksei geleistet. Ich fühle mich insofern veranlaßt, darauf einzugehcn, als ich wahrnehmen mußte, daß von verschiedenen Seiten die Vermutung laut wurde, ich sei der Verfasser dieses Ar tikels, da ich vor langer Zeit einmal über Bautzener Kunst leben in der OHZ. schrieb. In einer so kunterbunten Art und in seiner so geradezu widerwärtigen Lobhudelei, die auf jeden nachöenkenden Menschen abstoßend wirkt, möchte ich mir nicht erlauben, die Verdienste unseres Bautzener Stadttheaterdirektors anfzuzählen. Es sei nun folgendes richtig gestellt: In Ermangelung genauer Kenntnis nennt der Artikelschreiber die Gesell schaft für Lausitzer Schrifttum, deren Namen er für sich als Reklameschild aushängt und außerdem noch falsch schreibt. Die Gesellschaft hatte zu ihrer letzten Tagung in Görlitz nicht nur Direktor Jrmler, sondern auch die Direktoren des Zittauer und Görlitzer Stadttheaters eingeladcn. Er schienen war allerdings nur Direktor Jrmler. Seine an erkannten Verdienste nm die Geltung Lausitzer Schrift tums war hierbei nicht allein maßgebend. Dem unwissen den Artikelschreiber sei — falls er wieder einen solchen Aufsatz schreiben will — mitgeteilt, daß Direktor Jrmler bereits zur Wahl als Mitglied der Gesellschaft vorgeschla- gen ist. Weiter wird in dem Artikel in Nr. 11 behauptet, daß von den Uraufführungen am Bautzener Stadttheater zwei dem Oberlausitzer Schrifttum angehörcn. Das ist falsch. Nur Rudolf Gärtners „Glocke von St. Peter" fällt unter diese Bezeichnung. Das Robert Schumann-Liederspiel „Die Anbreasnacht" hat mit dem Oberlansiher Schrifttum eben sowenig zu tun, wie sein Verfasser Krnschwitz. Daß Krasch witz in Bautzen wohnt und seine Arbeit daselbst uranfge- führt wurde, besagt noch nicht, daß er und sein Werk zum Heimatschrifttum gehören. Er gehört der Gesellschaft für Lausitzer Schrifttum nicht an. Unwissenheit zeigt der Artikelschreiber auch insofern, als er nicht anzugeben weiß, daß die Stucke Wilhelm Fried richs durch den Bühnenvolksbund und einmal auch durch den G. D. A. im Bautzener Stadttheater zur Aufführung gelangten. Außerordentlich vvrbcigelungen ist die im Rahmen des heimatlichen Schrifttums vorgenommene Aufzählung der verschiedenen Morgenfeiern im Bautzener Stadttheater. Was haben das Griechcndrama, Zerkauten, die Musik von Hoch und Horst Schneider mit Heiinatschrifttnm und L>et- matkunst zu tun. Gustav Wolf aber, unfern gegenwärtig besten Lyriker der Lausitz, hat der Artikelschreiber vergessen. Sehr gesucht und herbeigezogen ist auch die Urauf führung der beiden Operetten von Dr. Döring und der Operette des Dresdner Klavierkünstlers Feigerl. Sie stehen mit Heimatknnst in keinem Zusammenhang und sind übrigens bereits im Herbst 1921 und im Frühjahr 1922 unter der Direktion Löschte in Szene gegangen. Die im vorigen Jahre anfgeführte Operette von Jve Becker ist jedoch nicht genannt. Wenn man schon einmal dnrchein- ander schreibt, sollte man wenigstens vollständig sein. Von Manfred Reiche ist keine dramatische Arbeit am Bautzener Stadttheater an die Öffentlichkeit gekommen. Er war Lyriker und nur gelegentlich einer Morgenfeier gelangte meines Wissens eines seiner Gedichte zum Vortrag. Diese Richtigstellungen lassen vielleicht erkennen, wie oberflächlich das Thema Heimatknnst in dem Artikel in Nr. 11 behandelt ist. So kann nur schreiben, wem das Heimatempfinden nicht im Herzen ankert, sondern im Hvno- rarsatz. Die Verdienste Direktor Jrmlers werden trotz der Richtigstellungen nicht geschmälert, nur sind sie auf einer anderen Seite zu buchen. Wir sehen daraus, baß unser gutes Heimatschrifttum nicht eine so übermäßige Fülle aufweist, um einem Theaterdirektor überhaupt die Mög lichkeit zu geben, allzuoft mit ihm hervorzutreten. Alles andere müssen wir allgemein betrachten. Artikelschreiber, die alles durcheinander werfen, tragen aber dazu bei, daß auch das ernste Heimatschrifttum nur zu leicht von einer scharfen Kritik erdrückt wird, die dann allerdings sich von dem Begriffe Heimatknnst abwendet, rote dies bei der Aufführung von Gärtners „Glocke von St. Peter" in Zittau geschah. Das danken wir solchen un verantwortlichen Schreibern wie in Nr. 11. Sich vor ihnen zu hüten, sei empfohlen. Wer wirklich Heimattum emp findet, meidet es, aus oberflächlicher Behandlung klingende Münze zu schlagen. Herbert Henkner, Bautzen. Ostern im Lausitzer Volke! (Kurze Betrachtung zu den Erwiderungen in Nr. 11 und 13 der OHZ.) Von Georg Melzer, Panschwitz Jeder unbefangene und vorurteilsfreie Leser hat in dem Flössel'schen Artikel: „Ostern im Lausitzer Volke" sofort gemerkt, daß es sich hier um keine wissenschaftliche, sondern um eine rein f e u i l l e t o n i st t s ch e Arbeit han delt. Deshalb habe ich als Wende an der Reminiszenz aus heidnischer Vorzeit keinen Anstoß genommen, da aus dem ganzen Zusammenhang zu entnehmen war, daß F. nicht im geringsten an irgendwelches Nenheidentum unter den Wenden gedacht hat. Wenn die Herren Kritiker sich so sehr als Kenner wendischer Ethnologie aufwerfen und alles verdammen, was nicht wissenschaftliche Volkskunde ist, so möchte ich ihnen den Aufsatz in Nr. 10 „A B'gräbnis ann Windschn" zur Kritik und Beurteilung angelegentlichst empfehlen, über den sich die wendischen Leser der OHZ. sehr empört haben.*) Freilich, hier handelt es sich um eine Verhöhnung des Wendentums, dort — nämlich bei Flösse! — um eine schöne Sitte, die nicht wendischen Ursprungs sein soll. Dabei spricht er nicht einmal von einem „echt wendischen Brauch", sondern schreibt: „überall in den Dör fern, wo Wenden wohnen, übet man den Brauch. Man heißt ihn Osterreiten." Durch die Tagespresse, durch mündliche Überlieferung und heimatkundliche Besprechungen in der Schule dürfte es in der Oberlausitz hinlänglich bekannt sein, daß diese Sitte nur noch bei den katholischen Wenden sich erhalten hat. Warum soll ein Brauch, der nun schon Jahr hunderte lang in der Wendei geübt wird, dem die Wen den ihr eigenartiges Gepräge gegeben haben — vielfach abweichend von deutscher Art — nicht von Wenden herrühren, zumal er sich in der Oberlausih er halten hat, die doch früher wendisch gewesen ist, woraus schon der Name Zittau hinweist. Es ist gar nicht ausge schlossen, daß die heidnischen Wenden zu Ehren ihrer Göt ter solche und ähnliche Reiternmzüge veranstaltet und die christlichen Sendboten unter geschickter Ausnutzung dieses Kults ihm allmählich ein christliches Mäntelchen umgehängt haben. Ähnlich verhält es sich mit dem „Segen Swantewits über Sorabiens Fluren". Freilich gaben die einzelnen wen dischen Stämme, die aber von jeher unter dem Kollektiv namen „Wenden" bekannt waren, ihren obersten Göt tern verschiedene Namen svergl. hierzu Boguslawski und Hvrnik). So hieß er auf Rügen Swantewit, bei den Redariern und Lutizen Swarozic— auch Radohosc —, in der Gegend von Stettin, Wollin und Brenabor Triglav (Dreihanpt) und bei den Wenden, „die an die Deutschen grenzten", Jarowit. Der bekannteste unter ihnen war Swantewit. Ist es denn nun ein wissen schaftliches Verbrechen, wenn dessen Name mehr verall gemeinert wird und F. in einem f e u i l l e t o n i st i s ch e n Artikel Swantewit die Fluren des Wendenlandes segnen