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20S Gberlaufltzer He!matze!tung das Dom st ist zu Bautzen. Einige Besitzungen der Kirchgemeinde standen unter der Aufsicht des Bautzener Burggrafen, worüber eine Urkunde der Gemeinde Säuritz vom Jahre 1665 Aufschluß gibt. Kirchlich gehörte das Dorf nach Crostwitz. Bei der großen Entfernung von der Pfarrkirche, deren Sprengel weithin reichte, ge dachte der damalige Bischof und Domdekan Woski von Bären stamm lgeb. 1660 in Crostwitz, gest. am 3. Dezember 1771 in Bautzen) Hierselbst eine selbständige Pfarrei zu gründen. Doch dieses wohllöbliche Vorhaben stieß auf unüberwindliche finanzielle Schwierigkeiten. Das Volk war nach dem 30 jährigen Kriege vollständig verarmt. Dazu kamen noch die Wirren des 7 jährigen Krieges. So wurde zunächst die Pfarrei gebaut (1756) und in ihr vorderhand eine Kapelle untergebracht. Freigebige Gläubige statteten sie - mit den notwendigen Inneneinrichtungen (Altar, Taufstein, Orgel, Glocken usw.) reichlich aus. Die ersten heiligen Handlungen in ihr nahm der Pfarrer Kobalz (geb. in Wittichenau, 1769—1814) vor. Geweiht hatte sie noch der Bischof Woski (1757). In jener Zeit gab die kirchliche Behörde (das Domstift zu Bautzen) die Ge nehmigung zur Bildung einer eigenen Kirchfahrt, be stehend aus den Ortschaften Ostro und Säuritz, die sich also von der großen Crostwitzer Parochte loslösen sollten. Als geeigneten Bauplatz hatte der Bischof den an den Pfarrhof angrenzenden Garten des Gutsbesitzers Barch mann ausersehen. Doch der damalige Besitzer ließ sich nicht zum Verkauf bewegen, auch dann noch nicht, als ihm die Befreiung vom Getreidezehnten in Aussicht gestellt wurde. So mußte der Kirchenneubau auf dem gegen wärtigen Platze aufgeführt werden, der der Gemeinde ge hörte und für gedachten Zweck unentgeltlich überlassen wurde. Im Mürz 1771 war der romanische Bau in seiner jetzigen Gestalt zum größten Teil vollendet und zugleich der die Kirche umgebende Friedhof angelegt, der erst 1839 von einer steinernen Mauer aus Horkaer Granit umfriedet wurde. Hier ruhen die Gebeine hervorragender Geister und Leuchten des Wendentums, so des Bischofs Wu sch ans ki, des bis jetzt größten wendischen Dichters Cisinski (Pseudonym für den Pfarrer Jakob Barth, geb. in Kuckau) u. a. m. Der bischöfliche Fundator, näm lich Woski von Bärenstamm, erlebte den Neubau der Kirche nicht mehr, was sein sehnlichster Wunsch gewesen war und dem er sein ganzes Vermögen in Höhe von 7762 Taler geopfert hatte. Er starb bekanntlich 2 Jahre vorher und sein Nachfolger konsekricrte das neue Gotteshaus. Freilich hatten auch die Gemeinden durch freiwillige Fuhren und Lieferung von Baumaterialien wesentlich zur Errichtung des Kirchleins beigetragen. Für die innere Ausstattung spendeten verschiedene Ortsfamilien reichliche Geldmittel. Der kleine, grünbedachte Turm, der eine ver wechselungsfähige Ähnlichkeit mit dem Uhyster (am Taucher) hat, wie ebenfalls die beiden Kirchen, erhielt gleich anfangs 4 Glocken. Zwei wnrden in Dresden bei Wein hold gegossen, die beiden anderen schenkte der damalige Bautzener Domdekan. Eine derselben zersprang beim Läuten und wurde 1862 bei Gruhl in Kleinwelka bet Bautzen umgegossen. Im Jahre 1917 wurde sie für Kriegszwecke geopfert. Damals beabsichtigte die Gemeinde die Anschaffung einer neuen größeren Glocke, wofür auch reichliche Spenden gesammelt wurden. Aber sie alle wur den ein Raub der Inflation. Die erste Orgel erbaute ein gewisser Renner in Bautzen (1815). Sie wurde aber „der ungünstigen Witterung" wegen erst 1817 fertiggestellt unter einem Aufwand von 319 Talern. An Stelle der im Laufe der Zeit sehr besserungsbedürftigen Orgel wurde 1880 eine neue für 2127 Mark (ohne die erheblichen Neben kosten) von Eule-Bautzen errichtet, deren Prospekt pfeifen (13 an der Zahl) ebenfalls dem Krieg zum Opfer fielen. * » * Ar. 14 Mit Genehmigung der kirchlichen Behörde wurde im Jahre 1821 der Kreuzweg auf dem Kirchhof gebaut. Die Bilder für die 14 Stationen stellte Florian Liebsch aus Nixdorf (Böhmen) her. Um diese Zeit erhielt auch der Turm eine Uhr und zwar aus den Händen des Crost witzer Meister und Künstler Johann Kießling. Was würde er wohl sagen, wenn er jetzt sein Werk sehen und hören würde? Auf eine lange und segensreiche Wirksamkeit in Ostro konnte der Pfarrer und Kanonikus Jakob Herrmann (1871—1909) blicken, der für kirchliche und Gemeindezwecke 10 000 Mark stiftete und gelegentlich seines goldenen Priesterjubiläums 9. Novbr. 09) der Kirche ein kostbares Fenster mit wendischer Inschrift schenkte. Die vielfachen wendischen Aufschriften zeugen davon, daß das angestammte Volkstum noch hoch in Ehren gehalten wird. Schon 1894 erkannte die Kirchenbehörde die Unzuläng lichkeit des jetzigen Gotteshauses an. Auch die Innenein richtung bedarf einer gründlichen Erneuerung. So muß über kurz oder lang an einen Neubau gedacht werden. Freilich ist die kleinste unter den wendischen katholischen Parochien nicht imstande, dieses aus eigenen Kräften durch- zuführen. Ansehnliche Mittel waren dafür schon gesammelt. Aber einige unzufriedene Parochianen beschwerten sich wegen des beabsichtigten Baues bei dem damaligen Bischof Dr. Wahl. Bei der herrschenden Uneinigkeit geschah nun das Unglaubliche: Den Spendern wurden ihre Gelder zurückerstattet und die bereits angefahrenen Steine von den Gebern weggeschafft. Das alte Kirchlein wurde not dürftig ausgebessert, dadurch aber der längst fühlbare Übel stand, nämlich die räumliche Unzulänglichkeit, nicht behoben und so ist der Gedanke eines größeren Neubaues schon längst wieder akut geworden. Hier hat christliche Nächsten liebe ein schönes Arbeitsfeld. Die Opferwilligkeit der Parochianen ist zwar vorbildlich, bei der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage ist aber die Errichtung eines neuen Gotteshauses aus eigenen Mitteln nicht möglich. „Und alle, die da kamen, opferten freudigen Herzens ansehnliche Gaben für das Haus des Herrn." Bischof Woski sorgte auch für schulische Unterweisung der Heranwachsenden Jugend. Die erste Schulstube wurde in einem Privathause untergebracht (in der jetzigen Scholzeschen Gastwirtschaft). Da die Räumlichkeiten nir gends zureichten, wurde ein besonderes Gebäude für diesen Zweck errichtet. Das mar im Jahre des Heils 1820. Schon 1836 machte sich wegen Unzulänglichkeit ein Neubau not wendig. Doch dieser dürftige Bau stürzte 1841 in sich zu sammen. Aber neues Leben erstand aus den Ruinen. Das Gebäude wurde von Grund aus neu aufgerichtet. Da die Zahl der Schulkinder beständig stieg, so wurde am West ausgange des Dorfes im Jahre 1905 ei» neues Schul gebäude aufgeführt. Schon nach 20 Jahren, also 1925, machte sich eine abermalige Erweiterung notwendig. So ist nun ein neuzeitiger Schulbau entstanden, der den modernen Anforderungen allenthalben entspricht und ein monumentales Werk des Architekten R. Ziesche in Crost witz ist, der bei verschiedenen Wettbewerben in Schulneu bauten mehrfach die Palme des Sieges davon getragen hat, zuletzt beim Bau der Oklassigen Schule in Radibor. Trotz der Erweiterung präsentiert sich das Schulgebäude als ein einheitlicher Bau im ländlichen Stil mit einfachen Formen und ist ein Schmuckkästchen für den ganzen Ort. Und in der Nachbarschaft, wo fast ein ganzes Jahr aus schwarzen Fensterhöhlen das Granen schaute, dem Ort jenes gräßlichen Verbrechens des Winters 1925, da erhebt sich ebenfalls ein Neubau und paßt sich dem Dorfganzen an. So gewinnt das Bild immermehr an Schönheit, wozu die gutgepflasterte Dorfstraße wesentlich beiträgt. Die Gärten sind vielfach von lebenden Hecken begrenzt und die schmucken Häuser fast durchwegs massiv. Die eigene Scholle ernährt noch ihren Mann. Hier liegen Bauerngüter, die