Volltext Seite (XML)
blätter vvii der Grütze des Naps finden sich in Krenzes- sorni. Dickes, saftiges Kraut mit fleischigen Blättern, etwa 40 Zentimeter hoch, trägt die winzigen Blüten. Wieviel Blumen mögen cs sein? Millionen sicher. Nun, ein An blick gleicht jenen: der, den ein gutes Fernrohr gewährt, wenn es auf die Milchstratzc eingestellt ist. Eine Blüte allein ist unscheinbar. Die Fülle schafft den Reiz. Es ist ivic im Menschenleben: Einigkeit macht stark. Oben am Hange beginnt das Blumenmeer und reicht bis ins Tal, wohl 300 Meter lang und ebenso breit. Ein klares Wässer lein flietzt mitten durch die blaue Flut und netzt die durstigen Wurzelstöcke. Einige frühe Blüher wollten das Pfingstfest schmücken, der Regen ritz unbarmherzig ihre Kreuze auseinander. Nachkommende Blüten ergänzen das Bild. Schon bilden sich durchsichtige Schoten, die im Herbste ihre Samen ins Erdreich streuen wollen. Die Blumen scheinen sich verschworen zu haben: wie mit dem Wasser scharf geschnitten ist die Grenze. Der Gebirgsvcrein lietz ein Schild anbringen, auf dem die Mondviole bittet, daß keine Menschenhand sie pflücke. Ich glaube, alle Wanderer achten das Gebot. Barbaren wären es, die diesen keuschen Zauber stören wollten. Nur die Sonne hat die Rechte eines Verehrers. Sie darf die blauen Sterne küssen. In ihrem Glanze, in ihrer Wärme recken sie sich himmelwärts. Die hochstämmigen Nadelbüume bilden ein weites Dach und schaffen ein geheimnisvolles Halbdunkel. Schumanns wundersames Lied: „Die Lotosblume ängstigt sich vor der Sonne Pracht" glaube ich in dünnen Aetherwellen zu hören. Mir ist, als sei es der Viole gewidmet. Käme ein Dichter an dieses idyllische Fleckchen, die Muse würde ihn segnen. Jugendfrisches Singen weckt mich aus meinen Träu men. Eine Schulklasse nähert sich. Andachtsvoll bestaunen die Mädchen in ihren farbigen Kleidern die Fülle der Pracht, eine beginnt leise: „Weißt du wieviel Sternlein stehen", die andern setzen das allerliebste Lied fort. Eine treffliche Huldigung ans Kindermund. Sie werde» noch lange davon zehren, werden dem Blnmenfeld an der Dorf lehne innig zugetan bleiben. Langsam wandre ich am Waldessaume weiter der Kreuzbuche zu. Fortwährend kommen Wanderfreunde, um sich von dem Reize zu »ähren, neue Freunde werden sie werben, und werden das köstliche Bild als wertvolle Er innerung in sich tragen. Fritz Günther, Leutersdorf. Der Vültenberg-Tmm Zum 1. Jnli 1027 W. Lee der, Lauba Bei Niederneukirch fBahnstativu Neukirch-Westj erhebt sich der granitne Balten- oder Falkenberg (586 Meter). Auf ihm steht eiu Aussichtstnrm, von dem aus der Blick ungehindert in die Ferne schweifen kann. Die Sage will nun wissen, daß dort, wo heute der Valteubergturm steht, vor mehr denn 1000 Jahren eine Burg gestanden habe, die aber wieder zerstört sein soll. Die vielen Steinblöcke, die an den Abhängen des Valteu- bcrges zu finden sind, sollen von dieser Valtenburg her rühren. Mit ihren Türmen und Zinnen schonte sie weit ins Land hinaus. Weit und breit kam ihr nichts an Reich tum und Pracht gleich. Den Hof umzog eine große Ring mauer. Zu dem Hof konnte man aber nur durch eine ganz schmale Pforte gelangen. In dem Rittersaal, der sich in der Burg befand, herrschte immer Finsternis, Dunkelheit und Stille, nur im Hinterhaus loderte eine rotglühende Fackel. Die Wände, Bogen und Pfeiler waren mit vielen tausenden kostbaren Edelsteinen besät und überfüllt,' sic funkelten bei dem Scheine der rotglühenden Fackel. In der Mitte der hohen Halle stand auf dem spiegelglatten Marmorfliese des Fußbodens ein gewaltiger dunkler Steinblock. An einer seiner Seiten befand sich ein ganz merkwürdiges Zeichen: Der Abdruck eines Vogelfußes, vom Volke allgemein als Entenplatsche bezeichnet. Nie mand wußte etwas über das geheimnisvolle Zeichen aus- zusagen. Ein Rätsel war dieser Abdruck und doch sollte er Zauberkräfte in sich verbergen. Man erzählte sich, daß dem, der das Rätsel lösen würde, alles Gold des Balten berges zufallen sollte. Schon lange ist die Valtenburg verschwunden. Im Volksmunde aber lebt sie weiter, er prophezeit von ihr: Wenn Dresden, wenn Bautzen einst werden untergehen, dann wird die Burg des Balten zu neuem Glanz erstehen! Von dem Verschwinden der Valtenburg erzählt eine andere Sage, daß die Burg mit all ihrer Herrlichkeit in den Berg hinabgesunken sei. Die Stelle aber, wo sich der Berg zuzeiten öffnet und einen Einblick in seine unter irdischen Schätze gewährt, bezeichnet heute noch ein Stein mit dem Abdruck des Entenfußes. Sv erzählt die Sage. Mit Bestimmtheit und Sicher heit darf aber wohl angenommen werden, daß die Höhe des Baltenberges in den frühesten Zeiten eine Opfer stätte gewesen ist. Als Zeichen dafür kann man wohl heute noch die Wallfahrten ansehen, die die Umwohner alljähr lich am Himmelfahrtstage und zu Pfingsten veranstalten. Augenzeugen haben auch berichtet, daß sich auf dem höch sten Gipfel des Valtenberges ein Ringwall befunden habe. Zur Zeit des Turmbaues soll er zum größten Teile noch vorhanden gewesen sein. Sein Material hat beim Turm bau Verwendung gefunden. Leider ist heute gar keine Spur von diesem Ringwalle mehr vorhanden. Weiter darf wohl angenommen werden, daß später, als das Christentum in der Gegend des Baltenberges seinen Einzug gehalten hatte, ans seinem Gipfel ein Kreuz oder eine Kapelle errichtet worden sei. Der erste, der vor mehr als 100 Jahren durch Schrif ten und Vorträge seine Leser und Hörer auf den Balten berg aufmerksam »rächte, war der Pfarrer Götzinger in Neustadt. Er war es, der den Baltenberg als einen Punkt mit ganz vorzüglich schöner Aussicht pries. Die Folge war die, daß daraufhin ab und zu einzelne Wanderer aus Neu gierde hiuaufstiegen. Die meisten aber, die zum Gipfel emporgeklettert waren, um von hier oben Umschau zu halten, klagten, daß der Ausblick durch den hohen Wald sehr gehemmt sei. Lange müsse man suchen, ehe inan eine freie Stelle finde, die einen Ausblick gestatte. Habe man aber eine solche freie Stelle gefunden, so sei man von dem Ausblick überrascht. Gar bald wurde nun allgemein der Wunsch laut, ans dem Gipfel des Valtenberges ein Aus sichtsgerüst oder einen Aussichtsturm zu errichten, um die Blicke ungehindert in die Ferne schweifen lassen zu können. Der Plan wurde immer eingehender beraten und er wogen. Im Winter des Jahres 1883 traten mehrere Männer zusammen. Sie berieten, was nun eigentlich zu tun sei. Das Ergebnis ihrer Beratungen war der Ent schluß, auf dem Valtenberge eineu Aussichtsturm zu er richten. Allgemein fand dieser Beschluß bei allen Heimat- und Naturfreunden lebhafte Zustimmung. Um die Ban- summe, die benötigt wurde, aufzubringen, beschloß man weiter, Anteilscheine von je einem Taler herauszugeben. Der Absatz der Anteilscheine war ein ziemlich guter, und so wurde der Turmbau für 1775 Taler in Akkord ge geben. Der Teil, der für den Turmbau in Betracht kam, gehörte dem Baron von Oppen-Huldenberg auf Nieder neukirch. Dieser genannte Herr stellte das betreffende Baugelände unter dem Vorbehalt des Eigentumsrechtes zur Verfügung. Dem Bau stand nichts mehr im Wege. Am 14. April 1856 war die feierliche Grundsteinlegung. Rüstig schritt der Bau nun vorwärts. Am 17. Sep tember 1856 war der 72 Ellen hohe Turm bereits fertig. Der König Johann von Sachsen genehmigte, daß der Turm seinen Namen trage.