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Schon seit Jahren hat der überaus gesund und aus sichtsreich gelegene Ort Weifa als gern besuchte Sommer frische und gelegentliches Ausflugsziel Ruf und Namen sich erworben. Ein im Jahre 1819 ins Leben getretener Orts verein „Heimatluft" machte es sich unter anderem zur Auf gabe, den Ort und seine nächste Umgebung durch Auf stellung von Bänken, Wegemarkierungen und ähnlichem dem Verkehr immer mehr zu erschließen. Die Wcge- markierungsarbeiten sind in den darauffolgenden Jahren dann vom „Bautzener Gebirgsverein" in groß zügiger Weise ausgenommen und dnrchgefnhrt morden. Alle Bestrebungen zur Förderung des Fremden- und Wanderverkehrs haben nun eine Krönung erfahren durch den Bau der im vorigen Jahre auf der Höhe nahe dem Waldrandc errichteten stattlichen, mustergültig eingerichte ten „Schurig-Baude". Seit Weihnachten 1926 bewirtschaftete sic bereits ihr Erbauer, Bäckermeister Schurig, sie geht iu ihrem Innern gegenwärtig der Vollendung entgegen und die entsprechende Ausgestaltung ihres großen Vorplatzes steht bevor. Ihr Äußeres trägt die deutlichen Kenn zeichen der freundlich anmutenden heimischen Bauweise, das hohe Mansardcndach weist einen schmucken Aus- sichtstnrm in Form eines „Dachreiters" ans, und ein „sportgerecht" angelegter „Kegelschub" schließt sich im Westen an das Gebäude. In seinem Erdgeschoß befindet sich außer einer geräumigen Gaststube und einen: großen Ge sellschaftszimmer ein geräumiges Erkerzimmer, das sich der Bautzener „Ricsengebirgsverein" in Gestalt einer schlesischen G e b i r g s b a u e r n st n b c höchst gemüt lich und anziehend ausgestattet hat und das als künftiges Heim des Bautzener „R. G. V." am 19. März dieses Jahres seine Weihe empfangen hat. (Bericht darüber siehe „Bautzener Tageblatt" Nr. 74, 1927.) Die oberen Räume der Baude bergen eine größere An zahl Fremdenzimmer und eine Jugendherberge. Der Aussichtsturm, den zu besteigen niemand versäu men sollte, ist bis oben geschlossen, so daß man sich dem Ge nüsse der ungeahnt fesselnden Rund- und Fernsicht auch bei stürmischem Wetter ungestört hingeben kann. Der Blick reicht im Südwesten über die Orte Weifa und Stei nigtwolmsdorf hin in Sie Bergwelt Böhmens bis zn den Höhen des Elbsandsteingebirges und dem Saum des öst lichen Erzgebirges. Weiter südlich gewendet zeigt sich uns der langgezogene Tanzplan und die Kuppe des Nosen- berges bei Letschen. Ans dem „Kreibitzer Gebirge" treten hervor der Kaltenberg, der Tannenberg und der Tollen stein. Im Vordergründe gewahren wir den Spitzberg und Botzen bei Schluckenau, dahinter ragt der hohe, flache Rucken des Pirsken empor. In dieser Richtung liegt auch die Wolfsbergspitze bei Schöuliudc. Vom „Zittauer Ge birge" kommen Finkenkuppe, Lausche und Hochwald zur Geltung. Im äußersten Südosten cntragt die Jeschenkuppe dem Duft der Ferne. Ostwärts haftet das Auge auf dem breiten Waldrücken der Kälbersteine, dem Bielebohgipfel und dem Kötzschauer Berg. Nach Norden übergehend bietet sich dem Auge der waldreiche Czornebohzug in seiner gan zen ausdrucksvollen Form, dem sich der Mönchswald und Große Picho anreihcn. Im Westen schließt das Gesichts feld der gewaltige Walöesdom des Baltenberges ab. Be sonders hervorzuheben ist an der hier nur ganz kurz ge schilderten Aussichtsmöglichkeit der Eindruck der näheren l und weiteren Umgebung als ausgeprägte wald- und ? kuppenreiche Berglandschaft. Als Ausgangspunkt für den Besuch der „Wei- j faer Höhe" kommt wohl in erster Linie Bahnhof § Wilthen in Frage, von wo die „Schurig-Baude" bequem l in 40 Minuten zu erreichen ist. Eine grüne Wege- s bezcichnnng folgt zunächst der Wilthen—Weifaer Ge- s meindestraße aufwärts dem Walde entgegen, berührt den s Hochbehälter der 1923 errichteten Wilthener Wasserleitung s und einen tief ins Gestein des Berges dringenden Stein bruch. Oberhalb desselben verfolgen wir einen rechts ab zweigenden Fußweg in den Wald, in dem wir in sanfter Steigung unserem Ziele zustreben. Unser Wanderweg führt an mehreren gefaßten „Brunnen" mit Inschrift, welche die gedachte Leitung mit Wasser versorgen, vorüber und trifft dann später auf eine rotweiße Markierung, die zur Rechten nach Ringenhain leitet. Die in dieser Rich tung an den Bäumen befindlichen weißen „N" verweisen wohl nach dem „Naturfreundehaus" am Valtenberge. Wir halten uns jedoch an die grünweißeu Wegmarken und ge langen mit ihrer Hilfe in nicht allzu langer Zeit zu unserer Baude. Als Rückweg sei der eine reichliche Stunde in Anspruch nehmende Abstieg nach Schirgiswalde vorgeschlageu. Er führt von unserer Berggaststätte aus auf aussichts reichem Pfade, zunächst am Waldrande hin, nach Weifa. Vom neuen schönen „Erbgericht" des Ortes an halten wir uns an die (zur Zeit freilich sehr verblaßte) Mar kierung des „Lausitzer Weges" (2 blaue —auf weißem Grunde), die uns im Walde abwärts nach Nenschirgis - walde leitet. Hier hatte vor reichlich 100 Jahren der gefürchtete Näuberhauptmann Wenzel Kummer, genannt der „Böhmische Wenzel", seinen Schlupfwinkel. Das Gast haus, in dem er sich damals meist aufhielt, ist in den sech ziger Jahren durch das heutige Gebäude ersetzt worden. Nur noch eine kurze Wegstrecke, und wir sind im oberen Teile des aufstrebenden Spreetalstäütchens Schirgiswalde. Selbstredend kann der Ausflug nach der „Weifaer Höhe" auch in umgekehrter Richtung, demnach von Schir giswalde aus, unternommen werden. So oder so, eine lohnende Wanderung darf sie auf alle Fälle genannt werden. O. Sch. Die Mondviole blüht Alle Zeitungen schrieben davon: Die Mondviole steht in Blüte. Wer die ^>tütenpracht anstaunen will, der sattle schnell Schusters Rappen. Leider haben die letzten Regen tage viel zerstört. Das ahnte ich wohl. Aber immer wieder zieht cs den, der schon einmal das Blütenmeer geschaut. Die Bahn bringt uns von Rumburg nach Teichstatt, die Stätte der Teiche. Die locken heute nicht. Ruhig liegt der Wasserspiegel. Am Bahnhöfe wartet ein Auto, das bis nach Kreibitz-Stadt fährt. Gefahren ist immer besser als gelaufen. Vertrauen wir uns ihm. Steil, fällt die Straße ab. An den Kurven wird man nach der Seite geworfen. Was schadet es. Bald landen wir auf dem freundlichen Marktplätze. Wir überqueren die Vachbrücke und wandern nun die Kemnitzer Straße entlang. Hier möchten wir nicht im Auto sitze». Die Straße ist sehr ausgewaschen, Mulde reiht an Mulde. Desto schöner ist die Wanderung. Vor uns lagert sich breit und behäbig der Kaltenberg, vor ihm seine Trabanten: Ahrenberg, Roll bet Limpach und der Buchhübel. Zur Linken ragen die Waldkuvven des Tannenberg, des Schindelhengst und des Breiteberges aus dem hügeligen Gelände hervor. Etwa eine halbe Stunde von Kreibitz entfernt führt zur Rechten ein Waldpfad am Abhänge vom Buchhübcl. Dichter Wald nimmt uns auf. Wir überqueren einen Holzschlag und haben Glück, denn wir landen am Carlswege, auch Dorflehnh geheißen. Als angenehmer Spaziergang lehnt er OL, an den Abhängen des Breiteberges und des Kleinen Ahrenberges hin. Wir wollen schon fast unwillig werden, denn noch immer sind die Riesenblumen nicht zu sehen. Der Mischwald endet und hochstämmige Fichten ersetzen ihn. Die Strahlen der Nach mittagssonne streifen durch die Luken und gießen ihre goldenen Schimmer freigebig ins Gelände. Tiefe Stille herrscht hier, kaum ein Vöglein läßt sich vernehmen. Ein Bild des Friedens. Schiestlmotive. Da breitet sich vor uns ein Blütenmeer aus. Keine Riesen blumen, wie manche sich dachten. Kleine hellviolette Blüten-