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Was in anderem volkskundlichen Material an primitiv- - religiösen Vorstellungen enthalten ist, wird in meiner dem- > nächst erscheinenden „Religion der Westslaven" mitgetcilt werden. Soviel sei aber bereits jetzt mitgeteilt, daß es sich dabei um völlig andere Sagen bez. Bräuche handelt, als die immer wieder angeführten von Ostern und ähnlichen Festen, die durchaus christlichen Charakter tragen. Von der „Weisaer Höhe" und ihrer neuen Gaststätte Das Granitgebiet des „Mittellausitzer Berglandes", das in dem Basaltdurchbruch des 805 Meter hohen Pirsken seine höchste Erhebung erreicht, hat bereits eine stattliche Anzahl zum großen Teil mit Aussichtstürmen versehener, vielbesuchter Berggaststütten aufzuweisen. Es besitzt dieses wald- und knppenreiche Höhenland derartige Bergwarten in seinem nördlichen Teile aus dem Czorueboh, Mönchswald und Klosterberg, in seinem mittle ren auf dem Balten berge und Bielebvh, und im südlichen auf einem Ausläufer des Tännichtberges (Friedrich-August-Turm bei Obersohland), dem Pirs ken und Jütte lsberge bei Schluckenau. Zu ihnen ist in neuester Zeit noch getreten die „Schurig-Baude" auf der 506 Meter hohen „Weisaer Höhe", die, annähernd in der Mitte der Linie Baltenberg—Bielebvh (die Ent fernung zn diesem ist größer) gelegen, zweifellos dadurch von vornherein eine gewisse wauderkundliche Bedeutung sich errungen hat. Dies ist um so mehr der Fall, als die neue Berggaststätte auch in der Nord—Südrichtung Mönchs wald — Friedrich-August-Turm einen begrüßenswerten Rast- und Aussichtspunkt einnimmt. Die nunmehr mit einer ansprechenden Bergwarte ge krönte „Weisaer Höhe" bildet den höchsten Punkt eines langausgestreckten G r a n i t b e r g r ü ck e n s, der im Nor den von den Ortschaften Wilthen und Tautewalde, im Süden von Neuschirgiswalde, Weifa und Ringenhaiu be grenzt wird. Dieser Bergzug gipfelt in mehreren Einzel kuppen, von denen noch der an unseren Höhepunkt nach Westen anschließende breitgelagerte „Dahrener Berg" be sondere Erwähnung verdient. Bisweilen wird auch der gesamte Bergrücken als „Weisaer Höhe" bezeichnet, so von H. Schulze in seinem Valtenbergbuche (1883). Hier lesen wir Seite 31: über den Steinberg gelangt man zur Wei- faer Höhe mit dem Dahrener und dem Pietzschwitzer Walde und der Kottelbauk (?), getrennt vom Picho durch das Tautewalder Tal. Eiue vielerwähnte Bezeichnung für die Weisaer Höhe im engeren Sinne ist ferner „die Heide". Das Grundgestein unseres Höhenrückens bezeichnen die Geologen als „Kleinkörnigen Lausitzer Gra nit mit Schlieren von gröberem Korn". Er ist von bläu lich-grauer Färbung, besitzt vorwiegend kleinkörniges Ge füge, in dem sich zahllose Schlieren von gröberem Korn bis mittlerem Korn von sehr schwankendem Umfange vor finden. Dieselben sind zumeist nur 0,3 bis 1 Meter laug, erreichen aber auch örtlich 20 und mehr Meter Länge. Diese Führung von grobkörnigen Einsprenglingen ist eine so häufige, daß man nur selten umfangreichere Granit blöcke von durchgehend gleichmäßigem Korn antrifft. Am Nordwesthange des „Dahrener.Berges" tritt dagegen so genannter „M i t t e l k ö r n i g e r Lausitz er Granitit" zutage, ein gleichmäßig mittelkörniges, lichtgraues Ge stein, das im Gegensatz zu dem stets „Muscovit" führen den Lausitzer Granit als muscvvitfrei oder -arm zu gelten hat. Das Korn dieser Granitart zeichnet sich durch große Gleichmäßigkeit aus, die bei der Verwitterung in einen braunen, lockeren Grus zerfällt, der festere Gesteinskerne in Form rundlicher Blöcke umschließt, die beim Granit iu der Regel größere Ausdehnung erreichen als beim „Mittel körnigen Granitit". Solche Reste der Verwitterungserschei- nungen bedecken als Blöcke in großer Menge unsere Höhe und ihre Nachbarberge. Die Weisaer Höhe im weiteren Sinne des Wortes ist mit Ausnahme ihres südlichen, den Dörfern Weifa und Ringenhain zugekehrten Hanges als „waldreich" zu be zeichnen. Deu Hauptanteil an der Bewaldung des ganzen Gebietes hat die Fichte. Doch sind M i s ch w a l d b e st ä n d e, allerdings mit Vorherrschen der Fichte, noch in erfreu licher Zahl vvrhandeu. Sie sind es ja gerade, die einer Wanderung durch unsere Bergwälder einen außerordent lich belebenden und wechselvvllen Reiz verleihen. Auf einer Waldkarte des „nördlichen Hauptzuges" (Bautzener Jris- bericht 1016-1018) ist der östliche Teil unseres Höhen rückens als bäuerlicher und Gemeindebesitz eingetragen, während wir für größere Waldgebiete der Westhülfte die Namen Dranschkowitzer, Dahrener und Pietzschwitzer Wald eingezeichnet finden. Aus einer vor ungefähr 50 Jahren entstandenen gro ßen, mit peinlicher Genauigkeit hergestellten „Rundsichts zeichnung vom Czornebohturm" (von Stephan) lesen wir die Namen „der Weisaer Berg oder die Heide" und der „Dahrener Berg oder Bern-Dietrichstein". Letztere Be zeichnung bezieht sich auf die in unserer Gegend verbreitete „Pan Dietrich"- oder „Bern-Dietrich-Sage". Mit erstgenanntem Namen bezeichnet das Volk von alters- her die westliche Nachbarhöhe des „Mönchswaldes" und verbindet damit die Sage von der Burg eines wilden Raub ritters, der zur Strafe für sein gottloses Treiben in Ewigkeit dazu verdammt sei, zur Frühlings- und Herbst zeit als Nachtjäger mit seinem unheimlichen Gefolge die Umgebung ruhelos z» durchstreifen. Nun finden wir die Ortsbezeichnung „Pau Dietrich" wie auch „Bern-Dietrich- steiu" außerdem auf unseren Weisaer Höhenrücken bezogen, gewiß ein Beweis dafür, daß die „Wilde-Jäger-Sage" auch hier örtlich gebunden ist. Bezeichnend ist, daß aus der nörd lichen (Wilthener) Bergseite der wendische Name „Pan Dietrich" bevorzugt wird, während auf der südlichen der deutsche „Bern Dietrich" bodenständig ist. In dem vortrefflichen Flechtnerschen „Heimatbuche von Wilthen" (1922) sind ferner eine Anzahl Flur- und Orts namen des Nordabhanges der Weisaer Höhe verzeichnet, von denen hier nur einige genannt werden sollen. Zu ihnen gehört, unfern des „Pan Dietrich" befindlich, ein Waldfleck mit Namen „Eiselts Brand". Eine alte Eiche ragt daselbst über die Umgebung hinaus, an ihr ist eine leider nicht mehr lesbare Zahl eingebrannt. Weiter kennt man einen Ort der „Gruhl", den ein einzelner Stein kenn zeichnet und ivo sich ein ehemaliger Waldbesitzer erhängt haben soll. Der Geist jenes Unglücklichen soll heute noch nicht zur Ruhe gekommen sein, darum herrscht hier be ständig heftiger Sturm, so berichtet wenigstens der Volks mund. Schließlich sei noch die Bezeichnung „Weisaer Vie- big" am Wilthener Gemeindesteinbruch erwähnt. Bei dieser Gelegenheit mag noch des „Weisaer Re formationsgedenksteines" gedacht werden. Derselbe liegt ziemlich versteckt im Walde unseres Berges nach Taute walde zu und ist umgeben von einer Steinsetzung und be schattet von schönen Buchen. Er trägt die Inschrift „Jubilo. 1817-1517." Auf seiner Rückseite ist die Bezeichnung „Denk mahl des I. G. W." entziffert worden. (Bautzener Ge schichtsblätter 1912, Nr. 2.) Daß die Gegend des Bergdorfes Weifa schon in vor geschichtlicher Zeit bewohnt oder wenigstens vorübergehend besiedelt gewesen ist, das bezeugt der Fund eines vor geschichtlichen Steinbeiles. Man fand dasselbe im Jahre 1888 bei Anlegung einer Wasserleitung in der unter der Humusdecke lagernden Lehmschicht etwa einen knappen Meter tief in der Erde. Über den Verbleib dieses aus heimischem Grünstein hergestellten bemerkenswerten Fundgegenstandes ist uns leider nichts bekannt.