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n hat Welche einen wertvollen Baustein zum Wiederaufstieg unseres - Volkes, zur innerlichen Bindung des Einzelnen an sein Volk, Volkstum, an seine Heimaterde, die ihn ernährt, geschaffen! Dr. Loh. Langer. crilvendttev Sin stiller Hag gebt nun zur Nüsts, Sckon liegt im Dunkel rings da» Land, sslck, wenn ick müder Pilger wühle, Ob ick die reckte Strohe kandl Dort unten sek' ick traulick blinken Vieltausendtacken Kellen Scksin, vurck Lusck und Saum die Licktlsin winken: Wird eines auck kür mick wokl sein? Lin stiller Hag gskt nun zur Neige, Ls klingt sein leises Liedlein aus. Lluck ick verstumme und ick sckweige Und sucks still den Weg nack Saus. S-ujtav Wolf-Weifa. Vor fünsundzwanzig Jahren Von Adelbert S e i tz in g e r - Erfurt In meine Büchereinsiedelei, in mein Altersheim im Herzen deutschen Landes, dorthin, von wo ich einst auszog, um in dem östlichen Grenzland für Jahrzehnte die Stätte beruflichen und gesellschaftlichen Wirtens zu finden, sind in diesen Tagen die Worte freundlicher Frage gedrungen: Denkst du daran, wie es vor fünfundzwanzig Jahren war? Bor fünfundzwanzig Jahren, als in Zittaus stillem Wei- naupark ein liebes, kleines, lustiges Reich aus dem Boden wuchs, eine bunte Märchenstadt, der ihre Väter den viel zu nüchternen Namen gaben: Oberlausitzer Ge werbe- und Industrie-Ausstellung Zittau 19 0 2 ? Wohl, du treuer Gefährte von damals, Arno Zschuppe, der du nun an der Waterkant daheim bist, ich denke daran, und ich richte das innere Auge und schrift liche Anfrage nach dem unvergeßlichen, gemütlichen Nest am Manöaustrand und zu einem alten Freunde, den ich dort noch habe und der ebenfalls an dem schonen Bau vvu einst mitarbeitete,' Oskar Rauch ist sein ehrengeachteter Name. Ein Buch schickt er mir auf meine Bitte mit An merkungen von seiner Hand zurück, den amtlichen Katalog der Ausstellung, und ich schlage Blatt für Blatt um, sehe die vielen schwarzen Kreuze neben den Namen der Mit arbeiter, und die Lippe flüstert: Viullw all supoios, tranÄw all inloras! Doch die Kreuze verblassen, verschwinden, da Schleier von Farben und Tonen sich darüber breiten. Zierliche und stattliche Bauten steigen empor, aus erfindungsreichem Künstlergeist gebvren. Hundert Bogenlampen strahlen über den Wegen. Ketten von unzähligen buntfarbigen Glühlümpchen verbinden die Stämme der prächtigen alten Eichen, die in langer Reihe am Wege hin und um den Teich führen. Auch der Teich ist vvn einer lustigen bunten Lampenkette eingesäumt. Der mächtige Leuchtspring- brunneu wirft seine vielfarbigen, glitzernden, sprühenden Massen hoch zum dunklen Abendhimmel empor. Die weiße weibliche Gestalt vorn am Bug des „Reichsschiffes", die eine Fackel in der hvchgereckteu Rechten hält, spiegelt sich in der Wasserfläche, über die sanftplütschernd Kähne mit fröh lichem Jungvolk hingleiten. Unter den alten, knorrigen Eichen aber bewegt sich bei Lichterglanz und Konzertweisen ein buntes, lustiges Menschengewühl, im „Viktoria-Salon" in der „Maffersdvrfer Bierhalle" läßt zu der einschmeicheln den Weise des „Loin du bal" die liebliche Ada Francis ihren artigen Elfenzauber spielen, und in all den gastlichen Stätten, auf dem „Reichsdampfer", den Martin Lorenz erdacht und ins Leben gerufen hatte, in dem allerliebsten Rokokoschlößchen der „Konditorei" am Weinauteich, im -Nr. Weinaurestaurant selbst, im „Alpenpanorama", in den Kost hallen der Brauereien, überall herrscht buntbewegtes Leben und ausgelassene Lustigkeit. So sah es in der Ausstellung Zittau 1902 am Abend aus. Wohl mochte der Tag mehr den durchreisenden oder die Stadt auf längere oder kürzere Zeit besuchenden frem den Gästen gehören- der Abend war den Einheimischen. Die Zittauer haben ihre Ausstellung nicht im Stich ge lassen. Ein würdiger alter Herr, er war Justizrat seines Zeichens, gestand nachher, daß er nicht einen einzigen Tag den Besuch der Ausstellung, richtiger: ihres abendlichen Teils versäumt habe, und ein anderer treuer Besucher, ein bekannter und beliebter Arzt, verriet dem, der diese Er innerungen niederschreibt, am vorletzten Tage der Aus stellung, daß er an drei von den 93 Ausstellungstagen hätte fernbleiben müssen und arg zwickte ihn die Gicht,' aber von „übermorgen" an wolle er sich pflegen und der schlimmen Berfühererin Ausstellung den Rücken kehren. Die Männer, die die Ausstellung ersannen, vor bereiteten und durchführten, haben ein schweres Stück Arbeit auf ihre Schultern genommen, und eine Kette von Sorgen, Kämpfen und Enttäuschungen ist es, wovon die Vorgeschichte der Ausstellung berichtet- ja, es war ihrer noch kein Ende, als die Übergabe des Unternehmens an die Öffentlichkeit vor sich gegangen war. Noch klingt mir die Spottweise in den Ohren, die ich von einem Zweifler an öffentlicher Stätte hören mußte. Er meinte, er und seine Gesinnungsgenossen würden einmal singen: O, wir sind froh, daß wir nicht dabet gewesen sind In eine Zeit wirtschaftlichen Niedergangs schien die Vor bereitung und Durchführung des Ausstellungsunterneh mens zu fallen. Dann kam der sächsische Bankenzusammen bruch, der Vermögenseinbußen und eine nachhaltige all gemeine Verstimmung im Gefolge hatte, und als endlich die Eröffnung der Ausstellung vor sich gehen sollte, trat der Tod des Landesherrn, Königs Albert, und Landestrauer ein. So mußte die Ausstellung ohne Feiergepränge, ohne Musik und Gesang eröffnet werden. Die Eröffnung geschah in aller Stille am 21. Juni, und erst am 29. Juni, dem zweiten Ausstellungssonntag, konnten die ersten Konzert weisen auf dem Ausstellungsplatz erklingen. Aber für alle Mißhelligkeiten, für alle Sorgen, Kämpfe und Mühen sollten die Männer au der Ausstellung reich entschädigt und belohnt werden. Die Ausstellung hatte einen unerwartet guten Erfolg und konnte nach einem Zuschuß, der für die elektrische Ausstellungsbahn über die Lutherallee in Höhe von 6500 Mark geleistet worden war, noch einen Überschuß von fast 31000 Mark erzielen. Dabei war der Sommer von 1902 alles andere nur kein richtiger Ausstellungssommer. Das Wetter war fast immer kühl und naß, und doch war die Ausstellung immer rege besucht. Der Sonntag des wundervollen Trachten festes, zu dem die jungen Dame» Zittaus und der Um gebung den Schränken und Truhen des Elternhauses Ur großmuttergewänder und -schmuck entlehnten, und die Sonntage der beiden großen Vtehausstellungen, auch die Wochentage mit außerordentlichen Veranstaltungen, Mon- strekonzerten und dergleichen, ergaben besonders guten Be such und große Einnahmen. Was gab es aber auch in der Haupthalle, in der Maschinenhalle, der Binüehalle, den offenen Hallen, im Musterhaus, im Penegal - Panorama und auf Schritt und Tritt im Freien zu schauen und zu be wundern! Wohl wurde der Vorwurf laut, die Haupt industrie der Oberlausitz, das Textilgewerbe, sei nicht in vollem Umfang ihrer Bedeutung vertreten gewesen. Mag sein- aber es waren doch mehrere FUmen von ganz hervor ragender Bedeutung und von Weltruf als Aussteller vor handen, und Gewerbe und Handwerk konnten jedenfalls mit Recht Beachtung für sich in Anspruch nehmen. Ich denke noch der Vormittagsstunde, wo mich die feier lichen Klänge eines Harmoniums anzogen- sie kamen aus Gberlaufltzer Helmatzettung