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<62 Gderlaufltzer Helmatzettung Äe. nur dort werden, wo ihr Freiheit gegeben ist und wo sie einzeln dasteht, um sich ausbreiten zu können. Gewaltig wirken nur die Kiefernwälder, die über 100 Jahre alt sind. Sie reden von Waldesstille und Waldeseinsamkeit und er freuen den Wanderer, der aus dem Gewühl und Lärm der Großstadt kommt, um für sich Ruhe und Erholung zu finden. „O wundervolles tiefes Schweigen, Wie einsam ist's noch auf der Welt, Die Wälder nur sich leise neigen, Als ging der Herr durch's stille Feld." So singt Eichendorff vom einsamen Kiefernwald. Wenn auch Tanne und Fichte eine untergeordnete Rolle im Kiefernwald spielen und infolge Armut des Heidebodens sich niemals zu freudigem Wachstum entfalten können, so kommen sie doch hier und da einzeln und versprengt in der Heide vor. Gern möchten wir dem Kiefernwald mehr Licht und Freude geben, und dankbar kommt uns hier die ebenso an spruchslose Birke zu Hilfe. Sie bringt durch Stamm und Blätter leuchtende Farbe in den düsteren Kiefernwald. Wie belebend wirkt sie im Frühling, wenn der Kiefern wald ganz dunkelgrün sich zeigt und die Birke ihr hell schimmerndes Laubwerk entfaltet, wenn der weiße Stamm der im Kiefernwald versprengten Birke leuchtet und zwi schen dem zarten hellgrünen Laube die niedlichen Blüten kätzchen hängen. Selten haben wir größere geschlossene Birkenbestünde in unserer Heidegegcnd; aber auch wenn sie in kleinen Trupps die Vorhut bilden und den Kiefern wald umsäumen, wirken sie belebend und lassen den Wald licht erscheinen. Auch die einsamen Heidewege werden von der Birke wirkungsvoll begrenzt. Sehr alt wird die Birke nicht, aber gerade in unserer Heidegegend finden wir bis weilen recht starke Bäume dieser Art, die vereinzelt in einer Ortschaft oder am Wege stehen. Manche haben sich zur Hängebirke ausgewachsen, die einen eigentümlichen An blick gewähren. Tief hängen die Spitzen ihrer ausgebrei teten Zweige herunter und wehen im Winde wie loses Haar. Also prangst du an den Wegen, Bis der Frost dich hat entlaubt, Und es fällt ein goldener Regen, Wenn ein Lüftlein wiegt dein Haupt. Oft Hai uns die Birke den Weg gezeigt nach Bruch und Moor und an die sumpfigen Niederungen der Teiche. Auf den Teichdämmen herrscht freudiges Wachstum. Verweilen wir bei der Eberesche oder dem Vogelbeerbaum! Mit unse rer eigentlichen Esche hat der Vogelbeerbaum im Aussehen wenig gemeinsam. Die gefiederten Blätter beider Bäume sehen einander ähnlich, aber Blüten und Früchte und der Wuchs sind durchaus anderer Art. Sie hat ihren Namen davon, daß sie in ihrem Aussehen erinnert an die eigent liche oder echte Esche, mit der sie gar nicht verwandt ist. Die echte Esche zählt zur Familie der Ölbaumgewächse, während die Eberesche aus der Familie der Rosenblütigen stammt. „Eber" ist dasselbe wie „Aber" in den Wörtern „Aberglaube" und Aberwitz, es wird daher damit das Un rechte bezeichnet. Als Straßen- und Alleebaum wird die Eberesche häufig infolge ihres schönen Aussehens ange- pslanzt. Hauptsächlich werden durch unsere heimischen Drosselarten die Früchte der Eberesche, die ihnen eine will kommene Nahrung sind, verschleppt, und so erklärt sich das Anwachsen derselben an so verschiedenen Stellen unserer Heide, wenn nur der Boden zur Fortpflanzung der Esche geeignet ist. Den Namen „Vogelbeerbaum" verdankt sie ihren Früchten, die als besondere Lockspeise von Vogel fängern bei der Anlage des Dohnenstieges im Kiefern wald benutzt wurden. Der Vogelfänger rechnete hierbei mit starkem Herbstzuge unserer Krammetsvögel, die, von den roten Beeren angelockt, im Dohnenstieg gefangen wur den. Viele unserer besten Sänger unter den Drosselarten fanden früher auf diese Weise ein trauriges Ende. Es ist mit Freude zu begrüßen, daß der Dohnenstieg in unseren Kiefernrevieren fast gänzlich verschwunden ist. Wir sehen die roten Ebereschbeeren lieber am Stamme der Eberesche prangen und nicht als künstliche Lockspeise im Kiefern stangenholz. Hübsch an den Ebereschen sind die grünen, gefiederten Blätter, die weißen Blütendolden, die sich im Mai und Juni entfalten, und die Büschel scharlachroter Beeren, die im August und September reifen und den Tisch für die Vögel decken. Von der mit Früchten prangenden Eberesche kann man wohl sagen: „Du standest in des Lenzes Sonnenglanz Mit weißen Blumen schön geschmückt,- Von roten Früchten einen Kranz Hat Herbst dir jetzt anf's Haupt gedrückt. Und mit der roten Bccrcnlast, Die Seine Zweiglein niederziehn, Schaust du dem Blick noch schöner säst. Als da du prangtest weiß und grün." Noch drei bescheidene Bäume oder Sträucher wollen wir erwähnen. Das sind Stechpalme, Wacholder und Ho lunder, drei Kinder der deutschen Heide, von denen jeder seine besonderen Reize hat. Die Stechpalme ist ein immer grünes deutsches Laubgewächs, das als Baum oder Strauch bis in die Mark Brandenburg hinein vvrkommt. Der Wacholder mit seinen dunkelgrünen Nadeln und schwarzen Beeren ist ebenso volkstümlich geworden wie der Holunder. Der Holunder kommt überall als Baum und Strauch vor. Bekannt ist er unter dem Namen Flieder, und jedes Dorf kind der Heide kennt den Strauch mit den schwarzen Beeren, der wild oder verwildert vorkommt aus Friedhöfen, in Gärten, gern sich an alte Mauern anlehnend. Er ist ein Liebling des deutschen Volkes geworden und spielt eine Nolle im Volkslied. Der Kindermund kennt ihn als Holder und Holderbusch. Nun wollen wir zum Schluß noch der vierfüßigen Be wohner der Heide gedenken. Allen bekannt ist ein munteres Tierchen im roten Pelz mit listigen, kleinen Augen. Es ist das Eichkätzchen, das hier und da den einsamen Kiefern wald der Heide belebt. Schon als Kinder haben wir an . dem fröhlichen Spiel sich jagender Eichkätzchen viel Freude gehabt. Auch der Jäger und Forstmann wird sie nicht ganz ausrotten, auch wenn sie ihm hier und da durch Ver beißen frischer Triebe an den Kulturen viel Schaden machen. Dem fröhlichen Spiel der Eichkatze sieht auch der Jäger gern zu. Unruhig rückt sie auf dem Aste hin und her, schnuppert an der Rinde, knabbert ein paar dünne Knospen ab und ist mit einem jähen Satze in der nächsten Krone. Dünn und brüchig sind die Zweige, aber ehe sie dazu kommen, abzubrechen, sind sie die Last schon wieder los, federn wieder empor, und die Eichkatze rennt schon über einen Zweig in den nächsten Baum, wirft sich in den folgenden, schlüpft einen dünnen Ast entlang, daß er sich tief biegt und wirft sich mit einem eleganten Schwung in die Krone einer alten Kiefer. Hastig geht es einen langen Ast hinunter, fast bis an die Spitze, wo die Zapfen hängen, die ihm willkommene Nahrung geben. Einen nach dem andern holt sich das Eichkätzchen, bis der ganze Boden unter der Fichte mit rostroten Schuppen bedeckt ist. Überall liegen die Zapfenquirle. Und heute noch nennt der Volks mund diese Lager von Zapfenschuppen und -quirlen „Eich hörnchenschmiede". Der größte Feind des Eichhörnchens ist wohl der Marder, der im Kiefernwald immer seltener ge worden ist. Der Jäger unterscheidet Edel- und Stein marder, auch Gelb- und Weißkragen genannt. Groß ist die Freude, wenn es ihm im Winter bei Spurschnee gelingt, den wertvollen Pelzträger in dem Wipfel oder im Stamm einer alten Heidekiefer fest zu machen und zu erlegen.