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Arbeit, der Wald ist sein Gesundbrunnen, Blumen und Vogelsang erfrischen das Herz. Möge darum der Forst mann, möge der Landwirt nie vergessen, daß er bei seinem Werk dem Vaterlands und der Freuds an ihm viel geben, aber auch viel nehmen kann! Möge vor allem an6tätten schwerster wie auch einförmigster Arbeit frische Natur umgebung erhalten werden? — Man kann von niemand Vaterlandsliebe verlangen, der in einer «Umwelt leben muß, die nicht liebenswert ist. 7. Die Natur soll auch das eigentliche Volksmuseum jein. In ihr kann jeder ohne Kosten und Äeisen sehen und lernen, was zu verstehen auch dem einfachsten Mann gegeben ist. Darum muß unser Land reich sein an Tieren und Pflanzen aller Art. Warum können «Staat und Ge meinden, die jährlich für ihre Kunstmuseen so hohe Sum men aufbringen, nicht auch einmal für die Erhaltung seltener und fesselnder Tiere in der Natur sorgen, indem sie etwaigen Schaden durch diese Tiere ersetzen? Welch Erlebnis wäre es, wieder einen Adler in den Lüften mit dem Auge folgen zu können, dem Vogel, dec zudem unser Wappentier ist und unserer besonderen Verehrung bedürfte? 8. Wenn aber die Natur ihre Aufgabe als (Quelle der Gesundheit, Freude und Belehrung erfüllen soll, so muß unser Volk die furchtbaren Fesseln der Naturent fremdung endlich von sich abjchütteln. Noch sehen die meisten von der Natur das Außere; sie gleichen Leuten, die an einem Buche nur den Einband bewundern, es aber nicht zu lesen verstehen. Dis Natur spricht eine Sprache! Sie fesselt durch einen unendlichen Äeichtum an Erzählungen von Wunderwerken und Heldentaten kleinster Lebewesen, sie erweckt Ehrfurcht in uns vor der großen Harmonie, in die auch unser Schicksal sich ein fügt, und indem sie uns das Leid offenbart, das auch das Leben der Tiere durchzieht, führt sie uns durch Mit leid zur Liebe. 9. Darum soll schon die fugend lernen, mit den Gegen ständen der Natur nicht die Tasche, sondern Herz und Kopf zu bereichern. Tiere und Pflanzen sollen unsFreunde werden, durch die uns die Heimat vertraut wird. Die Knaben sollen ihre Serstöcungslust nicht an Kröten und Eidechsen auslajsen, sollen nicht Schmetterlinge fangen, um sie zu Hause aufzustecken, die Mädchen nicht büschel weise Blumen ausraufen, um sie doch bald wegzuwerfen. Die Natur sei uns erweitertes Heim! Ihr Schmuck sei dort, wo er steht, uns heilig und eine reine Freude! fh. Eine deutsche Wiedergeburt ist ohne den Weg durch die Natur nicht möglich. Nur auf ihrem Boden, wo es keine Partei- und Klassenunterschiede gibt, kann Deutschland einig werden. Sudem lernen wir aus deut scher Kultur, besonders aus Lied, Märchen und Sage, daß Naturempfinden von jeher unser Volk ausgezeichnet hat, und am meisten in Seiten inneren Aufstiegs. Deutsch sein heißt, Natucsinn haben! «eftettungen auf Cinvunddeeken dec GtzZ. wolle man uns baldigst zukowmen lasten, damit wir einen Überblick über die Gesamtzahl der gewünjchten Exemplars gewinnen — Das Inhaltsverzeichnis des Jahrganges 1S2S wird einer der ersten Nummern des neuen Jahrganges beigelegt werden. Der alte lZergwirt (Lzornebok) Von Lkeodor Lckütze, Lcnnitz Ob auck dis Stürme wettern um Lürm und Siptelkaus, wie auck die blitze scbmettern aus Wolkennackt und (Zraus: Oer Olts auk dem berge, der kält getreullck stand, bis einst der graue §erge ibn kükrt zum öckattenland. Oes bergwalds keitre Küble, die ist sein Leick, sein Schutz, » kern bleibt der Welt Sewükls, kern Lieklands Lug und Scbmutz, In seines bsrges Klüften lukt ein gekeimer Lort, dringt aus granitnen brüllen der Sage Zauberwort. Oie alten bucken klüstern ikm treue Mär ins Okr, aus vämmern und aus vüstern manck Sckatten sckwebt kervor. Verklungen sind dis Lags der fugend und der Kraft; Leid kam und kerbe Klage, viel blück ward weggerattt. Oer Orsis in stiller Stunde siebt Sästs alter Zeit, manck kroke Latelrunds, nun längst vom lod zerstreut Viel tausend lust'ge Zecker, die sind jetzt stumm und kern, sie ließen ikren Lecker und ikren berg nickt gern. Ls wucks ksran im Lande ein trotzig neu besckleckt, Vas löste alte bcmde und sckuk sick andres Leckt. Oer Lite siebt es bandeln, oft läckelt sein besickt, mag neue Zeit sick wandeln, sein löerz gekört ikr nickt. Wie §els und Lurmsszinns keslsteken fakr um jjakr, so bleibt in seinem Sinne er standkak, frei und wakr. Lr lebt auf seinem berge, ein silberbaar'ger Sreis, bis jener graue Serge ibn wegkükrt kreundlick, leis. Die Zwölfnächte in der Oberlausitz Von O. Schöne, Sohland a. N. ganze Fülle der volkstümlichen Bräuche des Jahreswechsels häuft sich auf die Zeit des christlichen Weihnachtsfestes und Neujahrstages. Namentlich sind es die zwölf Tage und Nächte vom 25. Dezember bis zum 6. Januar, die einen der wichtig sten und bedeutsamsten Abschnitte des Jahres umfassen. In dieser Zeit wird der „Kalender für das ganze Jahr gemacht", indem man aus dem an den einzelnen Tagen herrschenden Wetter auf die kommenden zwölf Monate des neuen Jahres schließt. Allerlei Spuk und unheim liche Mächte treiben in diesen Tagen ihr Wesen; und Glaubensvorstellungen, die in der Vorzeit unseres Volkes ihren Ursprung haben, werden im Dolksbewußtsein leben dig. Freilich hat der frische Atem der Neuzeit, der un bestechliche Geist naturwissenschaftlicher Aufklärung, schon vieles und vielerlei von den altüberlieferten Glaubens äußerungen ferner Zeiten für immer hinweggeweht; doch lebt im heutigen Volkstum immer noch mancher Rest uralter Sitte und vorchristlichen Glaubenstums. Dies trifft auch auf unsere Oberlausitzer Heimatland schaft zu. Hier sind wir außerdem noch in der Lage, aus dem Schatze schriftlicher Überlieferungen einer volks kundlich ertragsreicheren Zeit schöpfen zu können. Ein solcher Bericht liegt uns aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts aus der „Slldlausitz" und zwar aus der Umgebung der Stadt Zittau vor. Wir entnehmen ihm einen Teil der folgenden bemerkenswerten Mit teilungen. Für äußerst wichtig hält der Bewohner jener Gegend den Zeitraum vom „Christtage" bis zum „Hohen oder Großen Neujahr". Dieser Iahresabschnitt gilt ihm im wahren Sinne des Wortes für „hehr", weshalb er ihn auch die „heiligen zwölf Nächte" nennt. Von dem Wetter dieser zwölf Tage — weshalb man sie als „Nächte" be«