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mit ihm nach München, wo es am Denkmal des Königs Max zu arbeiten gab. Rietschel war inzwischen Rauchs rechte Hand geworden. Während der Meister nach Italien reiste, beaufsichtigte der Schüler die Arbeiten. Ms jener zurückkeyrte, ging dieser nach dem Süden. Rietschel hatte Rauch an den Entwürfen zum Dürer- denkmal nicht nur geholfen, sondern er durfte an Rauchs Statt auch der Enthüllungsfeier in Nürnberg beiwohnen. Noch ein anderes Mal arbeitete Rietschel an Rauchs Stelle. Im Jahre 1849 sollte dieser das Schiller-Goethe- denkmal für Weimar schaffen. Der Entwurf gefiel König Ludwig von Bayern nicht, der an dem antiken Gewands Anstoß nahm und es als „Maskerade" bezeichnete. Er betraute Rietschel damit, und von dessen Arbeit war er entzückt. Kein Geringerer als Berthold Auerbach hat berichtet, welchen Fubel das Denkmal bei der Enthül lung auslöste. Es war nicht das letzte Mal, daß der Schüler dem Meister den Rang ablief. Auf der Pariser Weltausstel lung erhielt Rietschel neben Cornelius als einziger Deut scher den großen Ehrenpreis, obwohl auch Rauch Werke dort ausgestellt hatte. Doch konnte dies das Freund schaftsverhältnis der beiden nicht trüben. Rietschel ver ehrte in Rauch den großen Lehrer, und dieser würdigte in jenem den aufstrebenden Genius. Auch wenn sie fern voneinander weilten, standen sie in engem Gedankenaus tausch. „Ich soll eine Büste für die Walhalla machen", schrieb Rietschel an Rauch, „und raten Sie, welchen Kopj l Luther! Ich bin jo glücklich darüber, 0aß ich es nicht aussprechen kann." Nnd als ihm durch den Tod seiner Frau dis Häuslichkeit zerstört wurde, bezeichnete er sie in einem Briefe an Rauch als „die leuchtende Spitze seines Lebens". An Rauchs Stelle wurde er zum Ritter des Ordens „pour 1s merite" ernannt, er sollte auch Rauchs Wirkungskreis in Berlin übernehmen. Daß er in Dresden blieb, hat ihm die Stadt dadurch ge dankt, daß sie ihm ein schönes Haus auf der Ammon straße einrichtete. All das Edle und Schöns, was Rietschel mit Rauch verband, strahlt in der Rauchbüste herrlich wider, die er im Klahrs 1857 vollendete. Einen goldenen Schein hat er darin um des Lehrers Haupt gelegt, und Rauch, der Achtzigjährige, sagte davon: „Wäre ich jünger, ich würde mich zusammennehmen, den goldenen Schein zu erringen." Wenige Monats später legte der Tod den Meißel ihm aus der Hand. Wie nahe Rietschel das Hin scheiden seines Meisters ging, geht aus seinen Worten hervor: „Mir ist's wie einem jungen Künstler, der — aus des Meisters Atelier entlassen — nun ansängt, allein auf eigenen Füßen zu stehen. Nicht dem Wesen nach ist's so gewesen, denn Rauch dort, ich hier, konnte er mir un mittelbar nichts von dem Ebenerwähnten sein, aber in seiner Liebe, seinem Vertrauen zu mir, seinem Beifall lag etwas, das mich wohltuend und festmachend berührte. Wie zwei, die auf dem Festland, weit getrennt doch das Gefühl haben: wenn es nötig, könnt ihr bald beieinander sein, so war's mit uns — nun liegt das Weltmeer da zwischen." Wie sehr Rauch auch Beifall zollen konnte, zeigte ec bei Rietjchels Lejjingdenkmal in Braunschweig. Er verglich es mit den Parthenon-Skulpturen, än allen seinen Wecken hat Rietschel sich dieses Ruhmes seines Meisters Rauch würdig gezeigt. Der Hutberg bei Ostritz Eine Untersuchung über die Bedeutung seines Namens Don Dc. G. Taute - Leipzig MM^ie höchste Erhebung des Höhenzuges, der sich westlich von der kleinen Stadt Ostritz lrstreckt, führt den Namen Hutberg. Sie teilt denselben mit einer Reihe anderer Berge auf dem Gebiete der Oberlausitz. Die Häufig keit des gleichen Namens regt die Frage nach der Bedeu tung desselben an. Für gewöhnlich begnügt man sich mit der Erklärung, daß früher das Bteh daraus gehütet worden sei, wobei man an die Zett denkt, wo Wald, Wiese und Weide frei waren. Obwohl diese Erklärung für den ersten Augenblick befriedigen mag, so hält sie bei schärferem Nach denken nicht stand. Ich habe zwar auch schon Fachleute die Vermutung äußern hören, daß der Name Hutberg mit dem mittelhochdeutschen Verb Küsten -- achtgeben, wachen, be wachen zusammenhäugen könne. Doch vermißte ich für den einzelnen Fall den nöligen Beweis. Ich will deshalb ver suchen, jene Vermutung durch einige Beweisgründe, wenn auch nur bezüglich des genannten Etnzelfalles, zu stützen. Es bestand bekanntlich in früherer Zett — sagen wir: iw Mittelalter — in der Benützung der Straßen keine solche Freizügigkeit wie heute. Dem Verkehr waren ganz bestimmte Wege gewiesen, die er auch streng einhalten mußte. Die Be nützung von sogen. Bei- oder Nebenwegen, auch wenn sie kürzer und bequemer waren, war durchaus verboten. Es hing das mit der Erhebung der Zölle zusammen, die an gewissen Orten stattfand. Eine ähnliche Einrichtung besteht heute noch in den sog. Zollstraßen, die z. B. sür den Verkehr zwischen Sachsen und der Tschechoslowakei oorgeschrieven sind. Nun bestand von jeher die Neigung, sei es, die Zölle zu umgehen, oder schneller ans Ziel zu kommen, daß der Verkehr aus den „geordneten" Straßen ausbrach und Nebenwege aussuchle. Das wurde aber von den Zollberechligten mit allen Mitteln zu verhindern gesucht. Eine solche Stelle war auch Görlitz, das an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen lag, der west östlichen via rsgin oder Hohen Straße und der süd-nörd lichen böhmischen Straße. Görlitz verlangte unbedingte Ein haltung dieser Straßenzüge. Und so mußten auch die Kauf leute, die von Zittau aus nach Schlesien wollten, den Umweg Glider Ostritz und Göilitz machen und dursten nicht den kür zeren Weg über Friedland oder Seidenberg einschlagen. Da dies aber doch öfters geschah, wodurch Görlitz in seinen Ein nahmen geschädigt wurde, so ergriff cs Zwangsmatzregeln dagegen. Als es ihm z. B. im Jahre 1425 bekannt wurde, daß man wieder die verbotenen Stragen fahre, da schickte es sofort Truppen .in äie kuts" nach Friedland und Mark- ltssa (oergl. Iecht, N. L. Mag., Bd. 87, S. 125 u. f.), die die Straße nach Greiffenberg sperrten. Nun hatte aber auch Ostritz einen Zoll, der im Besitz« der Grasen von Dohna war und der bli der Erwerbung des Städtchens durch das Kloster St. Marienthal nicht mit über ging, sondern 1380 an Zittau verkauft und nach Hirsch felde verlegt wurde. Da ist es durchaus nicht unwahrschein lich, daß der Verkehr hier wie dort die Zollstelle zu umgehen suchte und etwa jenseits des Berges seinen Weg nahm. Um dies zu verhindern, wird man auch hier Gegenmaßnahmen getroffen Haven. Und da sich zur Überwachung ein erhöhter Standpunkt am besten eignet, so wird man als Veste Gelegen heit den Höhenrücken gewählt haben, den man heute noch als Hulberg bezeichnet.