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Gbevlauflher Helmarzettung 13S Döbschütz am Mönchswald Zur Erinnerung an den Brand vor 125 Jahren (8. Mai 1802) Don Siegfried Störzner, Dresden ^niivÜsL" dunklen Hänge des Mönchswaldes nord, wärts bis zum grünen Tale der Spree hinab- reichen, breiten sich auf beiden Ufern des Flusses die Häuser des Dorfes Döbschütz aus und zwar liegt Klein- döbschütz links und Großdöbschütz rechts des Wassers. Zwischen den Orten kreuzt die von Bautzen über Singwitz und Großpostwitz nach Wilthen führende Bahn auf mäch tigem B'adukte das Tal. Großpostwitz selbst, das sich in den letzten Jahren zu einer stadtähnlichen Gemeinde ent wickelt hat, liegt nur 20 Minuten entfernt. Leider hat Döb schütz immer noch keine Bahnstation erhalten, trotzdem sich in nächster Nähe eine ganze Anzahl kleiner Ortschaften be findet, wie Berge, Hainitz (mit seiner großen Spinnerei), Lehn, Mönchswalde, Blumenthal, Obergurig und Schwarznauslitz. Es ist ganz auffällig, wieviel Dörfchen sich hier am Nord- und Ostfuße des Mönchswaldes und des benachbarten Adler waldes im Spreetale zusammendrängen. Ihre Erklärung findet diese auffällige Erscheinung in der Tatsache, daß sich dicht westlich von Großdöbschütz seit uralten Zeiten einer der wichtigsten Spreeübergänge befindet. Er gab Anlaß zur Gründung der zahlreichen Siedlungen. Noch heute finden wir neben dem vielbesuchten Kuchenhäusel, einer reizend gelegenen blitzsauberen Gastwirtschaft, die uralte Spree- brücke, welche der Überlieferung nach von den Bantzner Bischöfen erbaut sein soll. Dor ihrer Errichtung und auch noch später hat hier eine Furt durch den Fluß geführt. Die Stelle ist noch heute deutlich zu sehen und zwar dicht west lich der Brücke. Noch immer ist der alte Name des Bauwerkes den Leuten vertraut: Die Böhmische Brücke; führte doch hier schon im Mittelalter von Budissin eine wichtige Heer- und Handels straße über die Spree. Sie stieg — wie noch heute — zwi schen Adler- und Mönchswald steil zum Sattel zwischen den beiden Waldrücken hinan, wo heute das Jägerhaus, auch die Adlerschenke genannt, zur Rast einladet. Die alte Straße zog dann hinunter nach Wilthen, über die Grenze nach Hainspach und Nizdorf und weiter ins Böhmische hin. ein. So führt das ehrwürdige malerische Bauwerk, dem jeder das hohe Alter ansieht, seinen Namen „Böhmische Brücke" mit Recht. Ziemlich betagt ist auch die Großdöbschütz mit Klein- döbschütz und Lehn verbindende Spreebrücke. Sie wurde 1739 erbaut. 1889 machte sich eine umfangreiche Erneue rung nötig. Spree und Mühlgraben bilden hier eine Insel, über die die Brücke führt. Dicht daneben liegt am rechten Flußufer gegenüber vom Gasthof zum Erbgericht die Großdöb- schützer Mühle, die wohl auf die Bautzner Bischöfe zurllckgeht. Just vor 125 Jahren, am 8. Mai 1802, wurden die alten Fachwerkgebäude zur Nachtzeit das Opfer einer Feuersbrunst. Wer heute an dem Gehöft vorübergeht, nimmt sich wohl Zeit, die drei Hausinschristen zu lesen, die an jene Echrcckensstunden erinn- rn. Sie geben Zeugnis von dem unerschütterlichen Gottvertrauen des Besitzers, der Ae.S trotz des schweren Schicksalsschlages mutig in die Zukunft blickte: Die Mühle hier behüte Gott für Feuer- und für Wassersnoth, allen, die gehn aus und ein, woll' er seine Gnad verleihn, abwenden Schaden und Gefahr, ihm sei Prei- ui d Ehre immerdar!' 1802, den 8. Tag des Monats Mai, zur Nacht ward dieses Mühlenhaus verz- hrt im Feuer aanz durchaus. 12 Tage nach dem Brande schier lag der Grundstein bereit- schon hier durch Gottes Hilf und Menschenhand, die ihren Fleiß dran angewandt. Im August vorerwähnten Jahr das Mahlen schon im Gange war. Wir preisen Gottes Güt und Gnad, die er uns hier erwiesen hat. Psalm 30,6: Des Herrn Zorn währet einen Augenklick, doch lebenslang seine Gnade. Den Abend lang dauert das Weinen, aber des Morgens ist Freude. Wir wandern zwischen Mühle und Erbgericht ein kleines Stück die Dorsstraße aufwärts. Hinter einer schönen Wasser stelle biegen wir links ab und steigen zwischen Gestrüpp und Dornen den Steilhang hinan zu einer kleinen besuchten An höhe. Sie bietet uns einen reizenden Blick auf das Spree tal mit seinen zahlreichen Ortschaften. Da grüßt im Westen der Bärwald mit dem Kleinen Picho, während wir hinter dem Pichotal, in dem Irgersdorf sich versteckt, den Großen Picho oder Belzberg zu suchen haben. An den Bärwald schließen sich östlich der Adlerwald mit der Teufelskanzel (burgartigen Ruinen) und der viel bestiegene Mönchswald mit seinem Berggasthaus und dem Luginsland ar. Gen Morgen ragt hinter der von Bautzen über Ebendörfel nach Großpostwitz führenden Staatsstraße der saqenreiche Drohmberg aus, der auch als Kronenberg, Thronberg, Traum- oder Frageberg be zeichnet wird. Eine alte Bolksmär erzählt uns hier die Ge schichte von den sieben erschlagenen Wendenkönigen, die in dem blutigen Entscheidungskampfe zwischen den Deutschen und ihrem Volke ibr Leben verloren. Hinter dem Drohmberg versteckt sich der Schmoriz mit seiner alten Heidenschanze und der Liebesbuche. Zwischen ihm, dem rechts aufsteigenden Pielitzer Berge und dem weiter nördlich aufragenden Mehl theuer Berge fanden in der Schlacht bei Bautzen am 20. und 21. Mai 1813 blutige Kämpfe statt. Hier ist auch der Schauplatz der großen Kaisermanöver des Jahres 1896. Die kleine Anhöhe zwischen Erbgericht und Dorf, auf der wir uns befinden, gehört wohl der Gemeinde Großdöbschütz. Sie wurde 1816 auf Betreiben des Erbrichters Johann Kappler bepflanzt und führt seitdem den Namen Kiefern berg. Hier errichtete man im Jahre 1883 anläßlich der 400. Wiederkehr des Geburtstages des Reformators ein Lutherdenkmal. Es steht noch heute und preist mit seiner wendischen Inschrift die kühne Tat des Wittenberger Mönchleins. Die Bevölkerung von Döbschütz ist wie ein großer Teil des Großpostwitzer Kirchspiels, zu dem zahlreiche Orte der Umgebung gehören, ülnrwieaend wend sch. Das Dorf heißt bei den Wenden Debsczy oder Debeezy.