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Darauf haben die Landstände von Herren- undt Ritter schaft die hiebeoor gebräuchliche pflicht, welche ihnen durch Herrn Johann Platris Secretarium bei der Bohemischen Hofcanzley oorgehalten, stehend u. mit aufgereckten Fingern geleistet. Denen ist der Herr Decanus mit ezlichen Canonicis gefolget vor I. K. M., welche von Ihrem Kgl. Stuel jeder zeit bey wehrender Pflichtsleistung aufgestanden ».das Haupt entblößet vor den Tabulat niedergeknieet u. die Erbhuldi gung in lateinischer Sprache gethan, wie dann auch zum Dritten die 3 Bürgermeister der Stadt Budissin u. ezliche Rathsherren vor sich u. die ganze Gemeine. Nichts weniger auch zum vierten der andern Städte Abgeordnete außer Zittau, welche zu diesem nctu Anthonium Böhmern, Stadtrichter, ».Herrn Doktorem Johann Fabian zu Budissin bevollmäch tigt, in eociem korma et moäo Knieende die Erbhuldigung prästieret, auch cntlich ein jeder insonderheit aus der Stände mitte Ihre Eidesleistung gegen I. M. mit einem Handschlag bestätiget. (Dieser Procen ist »nno 1637 den 26. Septbr. zu Görlitz auch gehalten worden, bei Ihr Chursürstlich Durchlaucht Sachsen einzuge außer der katholischen Clerisey, welche Ihre durchlaucht als ein ev.-luth. Christ nicht zu halten selbsten begehret, alleine es haben sonsten die Katholischen ihre Pflicht ebener Gestalt auch ablegen mässen. Die Auslösung der Hof- stadt ist aus dem Ambt der Landeshauptmannschaft jederzeit geschehen undt beträgt eine Krönungsfeier, soviel ich Nach richt befunden, 3000 Schock.) Den evangelischen Oberlausitzer Ständen hatte Matthias unter dem 5. Septbr. 1611 einen besonderen Majestätsbrief gegeben, worin er ihnen freie Religionsäbung zusagte. Am 8. September Donnerstag früh um 6 Uhr brach der König von Bautzen wieder aus, nahm der Pest wegen den Weg nördlich von der gewöhnlichen Landstraße und hielt bei Karl von Fürstenau in Döbschütz sein Mittagsmahl. Als er Görlitz näher kam, empfingen ihn die vier Bürger meister mit den andern Rathspersonen, auf deren Ansprache der König selbst, weil der Kanzler nicht zur Stelle war, sehr vernünftig und klug antwortete. In seiner Begleitung be fanden sich der päpstliche Gesandte. Schon am folgenden Tage, 9. September, früh 11 Uhr zog Matthias ab. Der Rat gab ihm das Geleit bis vor das Finstertor außerhalb Sankt Niklas und wurde daselbst gar gnädig verabschiedet. Er zog über Rothenburg und Priebus nach Sorau, wo er die Huldigung der Stände der Niederlausitz entgegennahm, und dann nach Schlesien. Anläßlich dieser Königsreise über schickte der Maler Adam Sembel zu Budissin des Königs Bildnis dem Rate zu Görlitz und erhielt dafür 8 Schock 16 Kreuzer. Hauptstein, Spremberg (Lausitz). Osterretter-Prozession in Wittichenau ei dem diesjährigen Osterreiten haben die hiesigen Kaufleute ein ausnahmsweise gutes Geschäft gemacht, sie setzten eine große Menge Zuckcrkandis um. Nament. lich die unverheirateten Teilnehmer hatten oftmals außer vollen Taschen noch ein großes Bündel mit solchen Zuckertüten auf dem Heimwege mit sich und warfen sie vom Pferde aus Freunden und Bekannten zu. Bon den alten Wenden wurden diese süßen Gaben auch als „Ieruialemski Kamuschki" (Jerusalemer Steinchen) bezeichnet. Die Sitte wird zurückgeführt in die Zeit, in der unsere Vorfahren von ihrer Pilgerreise aus dem Heiligen Lande kleine Steinchen den Bekannten zum Andenken mitgebracht haben. Aus den Steinchen wurde Zuckerkandis, der sich in den Tüten für die Herzaller, liebste zu Pralinees verwandelt hat. Wer weiß für das Werfen von Zuckertüten eine andere Deutung? Vielfach ist man hier der Meinung, daß das Osterreiten sogleich nach den Kreuzzügen im Mittelaller entstanden ist. Es hätten damals die Ritter, nachdem dieselben mit Rotz und Reisigen aus dem Orient wieder in die Heimat zurückgekehrt waren, ihren Vasallen und Untertanen erlaubt, sich auch jährlich einmal, und zwar am heiligen Osterfeste, auf ihren geschmückten Pferden zu Ehren des auferstandenen Heilandes öffentlich zu zeigen. Mit dem Osterreiten sind hier auch sagenhafte Bolksüber- lieferungen verknüpft. Die Prozession soll niemals, selbst in den schlechtesten Zetten nicht, unterlassen worden sein. Während des furchtbaren Dreißigjährigen Krieges wurde auch die Gemeinde Wittichenau, die damals größer gewesen sein soll als heute, arg mitgenommen. Einst zur Osterzeit, so berichtet eine alte, in Salau befindliche handschriftliche Chronik, lagerten gerade Schweden in dieser Stadt. Infolge der vielen Plünderungen verarmt, besaß die einst blühende Gemeinde nur noch 4 oder 5 Pferde, mit denen man betrübt die Prozession unternahm. Der Führer der Schweden, der den sonderbaren Aufzug bemerkte, ließ ihn anhalten und über Zweck und Ziel befragt, stellte er, ergriffen von dem Mut und der Treue, mit denen man der alten frommen Sitte anhing, selbst eine Anzahl seiner besten Pferde zur Verfügung und gewann dadurch di« Herzen der Bedrängten. Auch im letzten Weltkriege sollte sie eingehen: da traten mehrere einflußreiche Personen für ihr Fortbestehen kräftig ein und sie wurde weitergeführt. Mehrer« Kriegsjahre hindurch mußten dann freilich die Reiter für ihr Pferd die Haferration selbst mitführen. Bis zum Jahre 1540 zogen die Wittichenauer Osterreiter über Keula, Dörgenhausen und Klein-Neida nach Hoyerswerda zum Gottesdienste, die Hoyerswerdaer aber über Groß-Neida und Keula nach Wittichenau. Die Reformation errichtete zwischen diesem nachbarlichen Austausch der religiösen Empfindungen eine Scheidelinie. Seit 1541 begibt sich die Wittichenauer Prozession nach dem sächsischen Pfarrdorfe Ralbitz, die Ralbitzer kommt nach Wittichenau. Als am 1. Osterfeiertag des Jahres 1530 die Wittichenauer Osterreiter nach Hoyerswerda zogen, verlor einer mündlichen Überlieferung zufolge im Keulaer Walde bei einem hölzernen Bildstocke das Pferd des Kreuzträgers das Glöcklein, welches diesem früher immer mit einem Leder« riemen am Halse befestigt war. Als nach 10 Jahren, am 7. April 1540, die Wittichenauer Prozession das letztemal von Hoyers werda zurückritt, blieb das Pferd des Kceuzträgers plötzlich stehen, stampfte mit dem Hufe den Erdboden aus und brachte das verlorene Glöcklein wieder ans Tageslicht. Die evangelische Religion hatte Ostern 1540 in Hoyerswerda schon im geheimen viele Anhänger gefunden. Kaum ein Vierteljahr später, am Feste Johannis des Täufers, wurde in der dortigen Pfarrkirche bereits die erste evangelische Predigt gehalten. Die Aufnahme der Wittichenauer Osterreiterprozession war daher in diesem Jahre nicht so gastfreundlich wie früher. Die Teilnehmer sollen sogar bei vielen Hausbesitzern die Türen verschlossen vorgesunden haben. Infolge längerer Regenszeit waren die Wege in einem recht erbärmlichen Zustande. Notgedrungen mußte daher der Wittichenauer Reiterzug auf dem Heimwege bei Hoyerswerda über ein mit Winterweizen besätes Grundstück reiten. Der Besitzer, ein Hoyerswerdaer Bürger, erhob deshalb Klage auf Schadenersatz gegen die Wittichenauer Kirchgemeinde. Diese zahlte gutwillig den geforderten hohen Preis, behielt sich aber den Ertrag auf dem von den Pferden sehr zertretenen Teile des Ackers vor. Aus wunderbare Weise entwickelte sich der Weizen auf letzterem besonders üppig. Zur Zeit der Ernte brachte der Wittichenauer Anteil einen mehr als doppelten höheren als sonst üblichen Ertrag, während der Weizen auf einem großen, unbeschädigten, nebenanliegenden Ackerland des Hoyerswerdaer Bürgers des Abmähens nicht wert war. Solch religiöse Volksfeste haben einen dauernden Wert und eine tiefe Bedeutung: sie spiegeln so recht die echte Frömmig- keit des Lausitzer Volkes wieder. Mag dieser Sinn auch ferner dem Volke erhalten bleiben. Und aus den Volksfesten weht