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sich im duftigen Blau die Königshainer Berge. Da vor grüßt das hochgelegene Gröditz, und weiter rechts liegen der Strohmberg und dann der Doppelgipfel des Löbauer Berges. Wenn wir uns in den geologischen Aufbau des Windmühlenhügels Einblick verschaffen wollen, klettern wir in die ausgedehnte Kiesgrube an seinem Südhange. Dadurch, daß fast die ganze obere Hälfte des Hügels abgetragen worden ist, ist hier ein Aufschluß in den diluvialen Ablagerungen entstanden, wie er lehrreicher und anschaulicher kaum in der Oberlausitz zu finden ist. Das hatte schon Her m. Naumann 1878 erkannt, dem wir die erste glazialgeologische Aufnahme der Umgebung von Bautzen verdanken. Die Arbeit steht allerdings noch im Banne der Lyellschen Dristtheorie, die ja heute längst überwunden ist, damals aber, kaum drei Jahre nach An erkennung der Glazialtheorie Torells (3. November 1875) noch vielfach verfochten wurde. Die Grube beginnt dort, wo der Weg von Malschwitz auf die Straße Guttau —Preititz stößt. Hier lagern Diluoialschotter auf tertiären Sanden auf. Die Schotter bestehen aus weißen Quarzen und schwarzen Kieselschiefern, sind sämtlich gerundet bis zu Taubeneigröße und weisen auf Absatz durchs Wasser hin. Dazwischen erkennen wir deutlich Einlagerungen von hellgrauen Tonschmitzen. Instruktiver ist das Profil des Steilhanges unterhalb der einstigen Windmühle. Wir verfolgen dorthin den Weg, der von hier unten durch die ganze Grube aufwärts führt. Die Kiesabsuhr ist in ihrem mittleren Teil wieder eingestellt worden. Seitdem hat sich eine dem Sandboden angepaßte etwas einförmige Flora angesiedelt, vorherrschend Kiefern und Birken. Dazwischen stehen struppige Ginster büsche, die im Frühjahre die Grube in flammendes Gelb tauchen. Auf den Hängen blühen die anspruchslose Heide und andere Pflanzen der trockenen Sandhügelflora. In der Mitte der Grube aber hat sich ein stagnierendes Ge wässer gebildet. Dicht nördlich dieses Tümpels liegen mächtige Blöcke von Ras en eisen stein, große durch Sand und Ton verunreinigte schwammartig durchlöcherte Eisenausscheidungen des Wassers mit organischen Bei mengungen, die meist von Pflanzen herrllhren. Leider ist das Profil des Steilhanges durch die starken Regengüsse des letzten Jahres, die vielfach Einstürze her vorgerufen haben (sogar der Triangulierungsstein ist ab gestürzt) stark verwischt. Immerhin können wir noch an der Hand der Beobachtungen von März (3), der das Profil 1908 eingehend untersucht hat, feststellen, daß zu unterst mächtige Lagen von Sanden, Granden und Kiesen lagern, die, namentlich die Kiese, gelbe oder branne Farbe zeigen, je nach ihrem Lehm- oder Eisengehalt und bei Trockenheit außerordentlich fest sind. Die zahllosen ein gebetteten Gerolle, die sämtlich gerundet sind, und durch eingeschaltete Kieslagen eine mehr oder weniger aus geprägte Schichtung aufweisen, setzen sich aus weißen Quarzen und schwarzen Kieselschiesern zusammen mit vereinzelten Feuersteinen und nordischen Geschieben. Nach den Rändern des Hügels zu verläuft die undeut liche Schichtung etwa parallel zu den Hängen. März spricht diese Schotter als präglazial an, obwohl ihre Zu sammensetzung und auch die undeutliche Schichtung nicht vollkommen mit der Natur der echten präglazialen Schotter übereinstimmen. Diese enthalten nämtich in der Regel kein nordisches Material, insbesondere keine Feuersteine, die sonst als „Leitfossil" der echten glazialen Ablagerun gen dienen und treten ungeschichtet aus. Da hier diese Feuersteine und nordischen Geschiebe nur sehr selten vor kommen und auch die Schichtung nur undeutlich aus geprägt ist, erscheint diese Annahme durchaus nicht gewagt. Uber diesen präglazialen Schottern lagert nun auf hori zontaler fast durchweg ebener Fläche über einigen etwa? 50 cm mächtigen Bänken eines sandigen Geschiebelehms?, also Grundmoränenmaterial, der Rest einer Endmoräne, kenntlich an der groben Blockpackung mit großen nordi schen Geschieben und Geröllen. Daraus ist zu schließen, daß das Inlandeis sich über die bereits abgelagerten an sich lockeren Schotter ausbreitete und sie nur leicht zu einer kuppelförmigen Wölbung aufstauchte. Demnach müssen die Schotter einst eine weiter ausgedehnte Decke»? gebildet haben, die dann später durch die Spree bis auf den Rest im Windmühlenhllgel zerstört worden ist. Gleich-- zeitig aber bildet dieser Endmoränenrest ein Beispiel dafür,, „daß die Gletscher vielfach sogar über lockere Massen? hinweggehen können, ohne sie zu zerstören." (3. S. 34.)i Somit bildet der Gleinaer Windmühlenhügel mit seiner Kiesgrube ein überaus wertvolles Naturdenkmal aus der diluvialen Eiszeit. Ähnliche Gebilde, also Beweise einer einst größeren bis ins Urstromtal reichenden Ausdehnung der Schotter decken (Höhendiluvium), die bis auf kleine Reste durch die nachfolgende Erosion wieder zerstört worden sind,, stellen der Radisch bei Kleinsaubernitz und der Wolfsberg bei Zschillichau dar. Die altdiluvialen Absätze werden nach Süden von einen dünnen Lößlehmdecke überlagert, die zahlreiche große nor dische Geschiebe enthält. Bei aufmerksamem Suchen finden? wir auch hin und wieder einen „Dreikanter" darunter,, nämlich Gerölle mit zum Teil rundgeschliffenen Flächen.. 2m Zusammenhangs mit der vorstehenden Erkenntnis des geologischen Ausbaues des Windmühlenhügels, di-e Inlandeiswirkung während der diluvialen Eiszeit ooraus.-- setzt, ist die Ansicht Her m. Naumanns noch erwähnens wert, der, wie schon gesagt, von der alten Lyellschen Treibeistheorie ausgehend, annahm, „daß der Diluvial hügel durch Erosion früherer Flußläufe isoliert wurde: dafür spricht schon die deutliche horizontale Schichtung, namentlich der unteren geschiebefreien Sande" (1. S. 25).. Das ganze Gebiet hier um Gleina ist nur der Teil einer breiten zwischen Guttau und Wittichenau nach Süden vorgestreckten Bucht des südlichsten mit seiner eigentlichen Talaue schon jenseits der Landesgrenze ver laufenden Breslau —Magdeburger Urstromtales. In Zeiten, wo sich der Zuwachs der Eismassen und ihr Abschmelzen etwa die Wage hielten, flössen die Schmelz wässer an dem sich von Südost nach Nordwest hinziehen den Eisrande entlang nach Nordwesten ab und bildeten? riesige, jetzt sandersüllte bis zu 20 km breite ebene Tal^ auen, in denen noch unsere heutigen Ströme und Flüsse streckenweise dahinsließen und hier infolge des geringen Gefälles vielfach Allwässer und Sümpfe bilden (Spree). Auch die zahllosen Teiche der Niederung verdanken zu ihrem größten Teile jenen diluvialen Urströmen ihre Ent stehung. Der weite Talboden ist von Talsand bedeckt, der meist nur Kiefern, Birken und Heide Nahrung gewährt. Oft finden auch diese anspruchslosen Pflanzen hier keinen Halt mehr, und dann haben wir weite Sandflächen, aus denen der Wind den losen Sand zu Dünen (Wander-