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Feste den Fremden vorzutäusche», läßt den einsamen Wald mit der lauten Stadt verwechseln. Musik hört jeder gern. Und trotzdem — immer und immer Musik wirkt fürchterlich! Neben bei bemerkt, weiß ich dies leider aus Erfahrung, da fleißige Hände unter meiner Wohnstube unentwegt ein Pianoforte betreuen. Ich will aber die Pläne für die Stadt Pirna weiter spinnen. Die be- und erleuchtete Stadt mit dem hochgelegenen Schloß zeigt sich abends stets in abwechselungsreichen bunten Effekten. Wie in einer Revue. Das lockt. Vielleicht kann auch vom Ufer eine einschmeichelnde, freundliche Musik, die an besonderen Tagen durch Posaunen verstärkt wird, erklingen. Anmutige Jünglinge und Jungfrauen zeigen, wenn es sich lohnt, die allermodernsten Tänze und Schlager in bengalischem Lichte. Einige Fremde, die kein Zutrauen zn sich haben, werden sich dann, wie weiland der weitgereiste Odysseus, auf dem Dampf schiffe festbinden lassen müssen, um den Versuchungen wider- stehen zu können. Ich habe ähnliche Lockungsversuche nicht unter Mitwirkung von Berkehrsvereinen, aber durch die Tätig keit listiger Wirte, die den Rummel verstanden, in den bay rischen Alpen durchgemacht. Sobald einige Fremde in Sicht waren, erklang die Zither, wurde lustig geschuhplattelt und urwüchsige Jodler eines „gesunden" Menschenschlages jauchzten, wenn der Bursch sein Dirndl emporhob. Für diesen Naturgenuß mußte man eine Kleinigkeit opfern, und man hatte ein wirkliches Fest „erlebt". Und die ewigen Berge wunderten sich, wie die Menschen sich gebärden. Die Scheinwerfersache ist nun wesentlich teurer als das Geschilderte, muß aber schließlich auch von den Fremden bezahlt werden. Und die Einheimischen? Ich möchte nicht in einem Hause der Sächsischen Schweiz oder sonstwo wohnen, welches abends feenhaft durch grelle Scheinwerfer beleuchtet wird. Und auf keinen Fall wäre ich zu bewegen, die stillen, feierlichen Schönheiten unserer Berge in den Bezirk dieser belichteten Gedanken zu ziehen. Hier will der Naturfreund, und ein solcher kann ja auch ein Fremder sein — es wird doch nicht alle Tage ein Kongreß mit seinem Festtrubel gefeiert —, auch die wundersamen Naturbilder unverfälscht in nächtlicher Ruhe genießen, die uns das Herz erwärmen und den Sinn weiten, die uns erheben über den Alltag, die uns die Menschen mit ihrer Unrast, mit ihrem Hasten und Treiben, mit ihren Böller schüssen und Scheinwerfern vergessen machen, vergessen auch ein paar glückliche und feierliche Stunden. Und wenn der Mond auf Felder, Wälder und Felsen sein mildes Licht ausbreitet, so umspinnt sich alles traumhaft mit Märchenzauber: ein reiches Geschenk für die Menschheit. Und das andere? Das wird auf die Dauer fauler Zauber. Irgendwo... °' Oie 5ImseI sang es in den Morgen; er wäre da! und nun kinaus, wandern ins grüne Land — irgendwokin - und ibn suchen, den Lenz l Streit kreuz und quer - irgendwo — und find' ibn - überall: im Wiesengrunde, wo die weihen flnemonenköpfchen nicken und die gelben Dotterblumen leuchten, am sonnigen Sang, wo über dem (Zänseblümchenteppich schon bunte Schmetterlinge gaukeln, und im Sebüsch, das sein lichtestes §eierkleid anlegt. Und ich bin müd vom langen Sin und Ser, find ich wokl auch ein Lager - Irgendwo - und lächelnd deckt er mich, der Lenz, mit seinen vlütenträumen sanfte zu. Geologische Naturdenkmäler in der Oberlausitz Bon Hans Naumann, Teichnitz bei Bautzen XI. Der Gleinaer Windmühlenhügel, ein diluvialer Endmoränenrest ^V^^enn uns die Bahn einmal in den Norden - unserer Oberlausitz führt, ins stille Heide- und Teichgebiet zwischen Radibor und Weißenberg, so fällt uns, nachdem wir die einsame Halte stelle Klix verlassen haben, bald zur Rechten südwestlich des Dorfes Gleina ein Hügel auf, der ganz vereinzelt daliegt, und weil überhaupt solche Hügel hier im Tief lande selten sind. Diese Erhebung ist der Gleinaer Windmühlenhügel, der seinen Namen einer Wind mühle verdankt, die bis vor etwa 30 Jahren seinen Gipfel krönte. Aber auch heute noch bildet er mit den alten Häuschen des Windmüllers und den daneben stehenden Pappeln ein Wahrzeichen der Spreeniederung. Obwohl er sich nur etwa 15 Meter über diese erhebt, stellt er doch eine Bereicherung der sonst hier einförmigen Oberflächen gestaltung dar und einen Luginsland für die Bewohner dieser landschaftlich durchaus nicht reizlosen Gegend, wie meist angenommen wird. Weit schweift unser Blick von dem Hügelplateau (168,5 m), wo einst die alte hölzerne Windmühle stand, ins Lausitzer Land. Das alte malerische Bauwerk hat leider dem bil ligeren und schnelleren Dampfbetrieb weichen müssen, der um die Jahrhundertwende aufkam und bald allenthalben eingesührt wurde. Der umständlichere, noch dazu ganz und gar von der Witterung abhängige Betrieb des Wind müllers lohnte sich hier droben, wie auch anderwärts, bald nicht mehr, und so hat er 1899 die Mühle abbrechen lassen. Nur eine kreisrunde flache Mulde im Rasen bezeichnet heute noch die Stelle, da sie einst stand, weit ins Land hinausschauend, und die Bautzener Landschaft ist seitdem wieder um ein altes Wahrzeichen ärmer geworden wie schon um so viele. Die Aussicht ist bei klarem Wetter trotz der geringen Höhe bezaubernd. Im Süden breitet sich die lange Kette des Mittellausitzer Berglandes mit dem Czorne- boh als seiner höchsten Erhebung aus. Davor ziehen sich im Mittelpunkte die Höhen des sagenumwobenen Teufels- steines bei Kleinbautzen und des Bauerberges. Dazwischen ragen die Kuppen der Kreckwitzer Höhen. Weiter rechts glänzen in der Sonne die Türme und Dächer Bautzens mit dem alles überragenden Petridom. Dann schweift unser Blick über die Niederkainaischen Berge. Aus wogendem Grün der Spreeaue grüßt das Malsch witzer Kirchlein, und am Horizont thront die Qua- titzer Kirche. Dahinter taucht in der Ferne die Kette der Kamenzer Berge auf. Nach Norden zu schweift unser Blick über das endlose grüne Wipfelmeer der Groß dubrauer und Milkeler Heide. Hell leuchten die Essen der „Olba" bei Kleinsaubernitz, und in der Ferne blaut die bewaldete Quarzitmauer der Du brau bei Großradisch. Bor uns im Tale des Fließ ziehen sich die Häuser des Reihendorfes Gleina hin. Östlich davon beherrscht der Basaltrücken des Baruther Schaf berges das Gelände. An seinem Südfuße liegt das stattliche Kirchdorf Baruth. Fern am Horizonte ziehen