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der unreifen Heranwachsenden, ferner die Abneigung der evan gelischen Kirche gegen vernünftige Reformen, die einseitige Ein stellung der Iiinglingsvereine zur Kunst. Der klaffende Zwie spalt zwischen Bühnenvolksbund und freier Volksbühne ver eitelt das, was im Grunde beide wollen. Viel Schuld an dem Vorfall haben auch die Theater selbst. Die Überzahl der Bühnen in den Großstädten, die leidige Ausländerei, das kindische Nach äffen alles Fremden, das Schielen nach Amerika, die Dollaritis der Künstler, das heiße Bemühen der Schauspieler um Bomben rollen ohne Rücksicht auf den innern Wert der Stücke, die Sucht nach Massenwirkungen und haarsträubenden Neuerungen iHamlet im Smoking nsw.!), bei denen der Regisseur so oft den geistigen Wert der Dichtung unterdrückt, richten unabsehbaren Schaden an. Aber auch die Kritiker, die in anmaßender Selbstüber hebung ihre eigenen Machwerke mit allerlei Geistreicheleien über die zu besprechende Dichtung setzen (siehe Kerr!), sind Toten gräber der Kunst. Die bescheidenen Ansätze einer Besserung, z. B. die Richtung Haas-Berckow und die Rückkehr zum ge schichtlichen Drama scheinen leider in den Anfängen stecken bleiben zu wollen. Der Redner, ebenso wie Georg Schwarz, der den Dank der Hörer zum Ausdruck brachte und in sehr bemerkenswerter Weise einzelne Punkte des Vortrags kräftig unterstrich, fanden stürmischen Beifall. Aus dem Schlußwort sei die Mahnung festgehalten: wir wollen die Kinderkrankheit der Amerikanisierung nicht mitmachen! Wir wollen auch dem hemmungslosen Pessi mismus nicht folgen, sondern zu deutschem Wesen und deutscher Gesinnung zurückkehren! Den würdigen Abschluß der inhaltreichen Tagung bildete ein gemeinsamer Besuch im Hause der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, wo Herr Professor Dr. Iecht in liebens würdigster Weise die Führung übernahm und uns unter prächtigen Randglossen einen liefen Einblick in die unwägbaren und un übersehbaren Kostbarkeiten des Archivs und der unbeschreiblich reichhaltigen Bücherei, zugleich aber auch in die Riesensumme seiner rastlosen und erfolgreichen Lebensarbeit tun ließ. Daß dabei einige kernige Bemerkungen über literarische Freibeuterei und bestimmte gelehrte Oberflächlichkeit fielen, erhöhte für uns den besonderen Reiz der köstlichen Stunde. Bruno Reichard. Rudolf-Gärtner-Abend in Ebersbach m Sonnabend, dem 26. März, wurde die Geschichte des Ebersbacher Humboldtvereins und der Humboldt- baude um einen Fest- und Ehrentag bereichert. In den anheimelnden Räumen der Humboldtbaude trug der Lausitzer Heimatdichter Rudolf Gärtner-Hellerau aus eigenen Werken vor. Eine stattliche Hörerschar hatte sich ver sammelt, um den Schöpfer der kleinen Geschichten und Novellen in der „Aberlaufitzer Loft" und in dem „Aberlausitzer Ardreich" zu hören. Nach der freundlichen Begrüßung des Vorsitzenden des Ver eins, Herrn Lehrer Küchler, führte sich der Vortragende durch zwei ernste Ardreichgeschichten ein. Die ergreifenden Skizzen „Uffm Hantschkegutte" und „Dr Sekundnweisr" zeigten ihn als den ausgereisten Erzähler, der die tiefsten Regungen der Volksseele darzustellen versteht. Doch auch im Leid kommt sein herziger Frohsinn zum Durchbruch. Die überaus starke Lebensbejahung läßt ihn nicht den tiefsinnigen aber goldigen Humor verlieren, der ganz besonders in den Geschichten von „Bumbhutt", dem Oberlausitzer Hexenmeister, zum Ausdruck kam. Die Lausitzer Sagengestalt des Bumbhutt, die vor 150 Jahren wirklich gelebt haben soll, fand in den noch unveröffentlichten Legenden und Geschichten ein neues Aufleben und stellt den Lausitzer Hexenmeister würdig neben die Eulenspiegelgestalten anderer Gegenden. Mit gesundem, herzerquickendem Humor formte Gärtner in einzelnen Geschichten diesen Vertreter unseres heimatlichen Sagenkreises zu einer geschlossenen Einheit. Seine ausgeprägte persönliche Vortragsweise ist ebenso schlicht und natürlich wie seine künstlerische Gestaltungsart. Die Erzäh lungen fesselten die Hörer sofort, nichts war übertrieben oder erkünstelt, und der reich- Beifall war wohlverdient. Noch viel mehr wuchs die Freude und Begeisterung im zweiten Teile. In den vielen Geschichten aus den schon bekannten Werken zeigte sich der Dichter hier als ein Meister bodenständigen gol digen Humors, der sich tief in den Lausitzer Menschenschlag einzufühlen vermag und mit glänzender Beobachtungsgabe seine Landsleute schildert. Immer wieder konnten wir die vielfache Gestaltungskraft und das Ausdrucksvermögen des Dichters bewundern. Der Vortragende hatte sich bald die Herzen aller Hörer er obert. Durch seine natürliche, frische Vortragsweise wirkte er echt und überzeugend. Nicht aber der Vortrag allein, sondern der Geist und die Idee, die aus Rudolf Gärtner sprach, seine Hingabe und Begeisterung, mit der er seine Aufgabe meisterte, der Erhaltung und Erweckung alten Volksgutes zu dienen, schuf eine gehobene Stimmung. Hoffen wir, daß das starke Heimatgefühl Rudolf Gärtners bei allen Hörern einen dauernden tiefen Eindruck hinterlassen hat. Werner Ändert, Ebersbach. Osterreiter Ole IZsitsr traben durck Las klostsrtor, Oie iZannsr flattern im Winds. Vom Lurms jubelt der tZlockenckor, ffrommsr kirckensang webt im Winde: „Lrstandsn ist lösrr sjesu Lkrist, löalleluja! Oer aller Welt Lrlössr ist, löalleluja!" Sesckmückt der weiter, gesckmückt das Notz Mit Sündern und Kellen Scbleiken, So reitst Lurcbs vork der bunte Lroh Sinter Les Kreuzes goldenem Zeicben Hinaus zu den Vckern, wo junges Srün Vas Land zündet in neuen §arben. Langsamen Schrittes dis Netter ziekn, Laut betend um goldene Sarden: heilige Mutter Sattes, bitte kür uns Und schütze unsre Saaten. Schick' Sonne und Segen zu rechter Zeit, Silk! Latz die Srnts geraten!" Martin Wsijs, Dresden. Aus den Heimatvereinen gekicht über Sie Aanaerirartenauttchuzr-Zitrung Ser vervanaes „Luratia" am 2. April 1927 in der Bahnhofswirtschaft zu Ebersbach Nach Begrüßung der Erschienenen wurde festgestellt, daß die Sitzung ordnungsgemäß einberufen sei und zwar wegen Zeitmangel nicht durch die Verbandszeitschrist, sondern durch besondere Ein ladungen. Die Garantiezahl der abzunehmenden Karten, welche durch diese Einladung bereits den Einzeloereinen vorgeschlagen wurde, bleibt in ihrer Gcsamthöhe bestehen, da die Minder-Zahl, welche durch dar Zurllcktreten eines Vereines entstand, durch den Mehrbedarf anderer Vereine wieder wettgemacht wurde. Bon den eingegangenen Angeboten der Verleger wurde die Form des Kartenhestes einstimmig gewählt, da dieses weder durch Falten noch Wiiterungseinfliisse leidet. Die Versammlung beschloß, den Verleger nach bestem Können zu unterstützen, sowohl durch Ver kauf beziehungsweise Empfehlung der Kartenheste als auch durch Inseratenwerbung. Eine äußerst rege Aussprache über verschiedene Wünsche der Ausgestaltung der Kartcnheste und den damit zusammenhängenden Fragen brachte eine Anzahl weiterer Forderungen an den Verleger, beziehungsweise Fragen, mit deren Durchdrückung der Derbands- wegmeister beauftragt wurde. Es sei bereits an dieser Stelle er wähnt, daß der Verlag alle aufgeworfenen Fragen und Forde rungen, nach mittlerweile stattqefundener Aussprache, angenommen hat.