Volltext Seite (XML)
8 Gberlaufltzer HelmatzeiLung ild Zwei alte Lausitzer Sründonnerstagsbräucbe Von 1. prescker, SckirgisvvnILs ß I US alter Zeit Koben sich in einigen Ortschaften der südlicken Oberlausitz, besonders in den I G katkolischen Dörfern um das Kloster Marien- tkal, zwei Lründonnerstagsbräucks erkalten, die ausschließlich von Kindern geübt werden: das Lründonnerstagwünscken und das klapperngeken. Spätestens an den ersten Dagen der Karwoche durch stöbern die Kinder Kommoden und Schränke, Laden und Drüben, um zu seken, wo dis Mutter das größte Meklsäckchen aukdewakrt. lst es gefunden, so wird ein Sand darangenäkt, damit man den Deutel um den Sals kängen kann. — Dm (Zründonnerstagmorgen sind die Kinder im Du aus den §edern. Wokl alle Koben am Dbsnde vorker die Mutter inständig ge beten, ja reckt krük zu wecken, denn zuviel stekt auf dem Spiele! Dnzieken und Waschen ist schnell erledigt, kaum, daß sie ein paar Löffel Meklsuppe oder einen Sckluck Kaffee genossen, stürmen dis Kinder, das Säck chen in der Sand oder um den Sals, zur Dür kinaus. Und nun eilen sie von Saus zu Saus, keines wird ausgelassen, es sei denn, daß ein )unge aus gewissen Lründen (Keilerei, zerschlagene Fensterscheiben usw.) keinen Wert darauf legt, den oder jenen Dewokner auf sick aufmerksam zu macken. In der Sausklur er schallt der LZruß: „Lunn Morgn, gunn Moign zon Lriendornscktck!" Die Leute wissen, daß die Kinder auk ein Sesckenk Kokken. Dlle, auch die Drmjten, kaben kür mancherlei Laben gesorgt. Die Däcker kaben be sonderes „Lriendornscktckzeug" kergestellt. Das sind Sackwaren von allerlei Lestalt und §orm und Lröße: Semmeln und Srezeln, Küchelchen und Sörncken, §röscke und Säkne, Sasen und krebse, Pfefferkuchen und Meklweitzel, Männer und §rauen mit Rosinen augen. Duck Sckieker- und Sleistikte, Staklkedern und Pfennige werden ausgeteilt. Die Leute verschenken ikre Sacken aber nickt blind lings, sondern sie seken sich die Sittenden genau an. Ein Kind aus der Dackbarsckatt oder Verwandtschaft bekommt etwas Sesseres als ein stockfremdes. Dller- dings kommen manchmal auch Däusckungen vor. je doch sucht man diese mit der immer und immer wieder gestellten Irage zu verkindern: „War böst denn du?" Stauben die Kinder auk (Zrund irgendwelcher Sezie- kungen eine bessere (Zabe erwarten zu dürfen, dann macken sie sich schon bemerkbar. „Ikr sätt doack mein Pool!" — „Mein Motter öß mit Duck verwandt!" — »Mei Sruder woar amol knackt be Luck!" — „Mein Lrußmotter kömmt doack ömmer zo Duck Ladern sckleißn!" Mit solchen und äknlicken Sinweisen Kotten die Lründonnerstags-Lratulanten die (Zeber günstig jür sich zu stimmen. Müssen die Kinder in einem Sause ein Weilcken warten, bevor sie abgekertigt werden, so ruken sie: „Lunn Morgn, gunn Morgn zon Lriendornscktck, gatt mer woas änn Sattljaak! Loßt mich nö zo lange scktiekn, ick muß a Säusl wätter giebn!" Wenn das noch nickt kiltt, dann schreien sie wokl auch-. „kömmt ka nö rausj kömmt sie nö raus, do kömmt dar kleene ^ongs raus, dar teelt dis ganzn Srazln aus."? Letzteres trikkt allerdings nur in den seltensten §ällsn zu. Leben dis Lesckenke allmäklick zur Neige, oder ist das bittende Kind gänzlich unbekannt, so steigen be sonders ärmere Leute nickt selten ein paar Stuken die Solztreppe kinauf, bis sie den auf der „Vorbükne" siebenden Sack oder Korb erlangen können, und teilen dann gebackene Sirnen aus. Man kann da manchmal von Kindern, die diese Sewegung nach oben schon kennen, abwekrend dis Worte kören: „Dee, loßts ock, mir koann derkeem falber gnung gbackn Sörn!" Und dabei verschwinden sie zur Dür kinaus. Wer es noch nickt geseken Kat, kann sich das Leben nickt vorstellen, das am (Zründonnerstagmorgen in diesen Dörfern kerrsckt. Fast alle Kinder bis zu den zwölf- und dreizeknjäkrigen sind unterwegs. Sellen siebt man eins langsam geben, kein Wunder, daß sie alle rennen, denn wer zuerst kommt, maklt zuerst. Und so ein Lausitzer Dorf ist lang, und die Säuser sieben nickt so dickt beisammen. Und die Zeit ist knapp! Um y Ukr beginnt der Lottesdienst, und bis dakin muß alles erledigt sein. Ls ist daker begreiflich, daß sick die Kinder kaum Zeit gönnen, etwas von den gebackenen Serrlickkeiten, dis sie bekommen kaben, zu essen. Lrst wenn sie mit ikren prallen Deuteln den elterlichen De- Kausungen zustreben, schlagen sie ein erträgliches Dempo ein. Dun findet sich auch Zeit, einmal zu ver gleichen, ob Dickters Lmil auch soviel Kat wie Diedels Lustav und Drendlers Emma. — Zu Sause wird der ganze Kunterbunts Inkalt des rot und weiß karrierten „Lriendornscktcksäckls" auk den Disch geschüttet. Die Kinder lesen Stifte, Schokolade, Stakltedern, Zucker- stückcken und Apfelsinen keraus. Und die Dackwaren? ^a, die können meist Vater und Mutter essen. Aber das ist nickt immer ein Lenuß, bestimmt nickt, wenn die Sacken altbacken sind! * 0 * Ist am Lründonnerstage der Lottesdienst beendet, dann versammeln sick die größeren Sckulbuben im Sckulkause. )eder Kat seins „klapper" mit. Das ist ein auf einem Stiele befestigtes Drettcken von der Lröße eines Zigarrenkistendeckels. In der Mitte ist ein be- weglicker kölzerner Sammer angebrackt, der beim Sckwingen der klapper auf das Drettcken scklägt und dabei ein klapperndes Leräusck verursacht. Einige der größten Knaben kaben verscklietzbare kölzerne Sparbücksen, andere tragen länglicke, beutelartige ge- flocktene Dekälter, die mit Säcksel knapp gefüllt sind. Der Serr Kantor versckließt die Sparbücksen und be- kält die Scklüssel bei sick. Und nun setzen sick die jun gens in Dewegung. Die im Oberdorfs woknenden Knaben bilden eins Abteilung und zieken ins Ober dorf, die im Diederdorke woknenden macken ikr Devier unsicker. Line Ordnung kerrsckt unter den „klapper jungen", dis geradezu musterkakt ist. Das ganze ^jakr über geben die Kinder ganz gewiß nickt ein einziges Mal so in Deik und Llied aus der Sckule keim, wie die Knaben am Lründonnerstage länger als zwei Stunden im Dorfs kerumzieken. Wie das kommt? Weil jeder, der beim klapperngeken nickt auk Ord-