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116 Gdsrlausttzer HelmaLzettung Ar. 8 Frau und Wehmutter in dieser schweren Familienstunde heischten, abwechselnd aus's Kammerfenster gestellt und dann wieder mit fortgenommen, dann wieder hingestellt und aber mals anderweit gebraucht und zuletzt am Fenster stehen ge lassen, daß sie eben auch weit in die Nacht hinausgeleuchtet hatte. Eben war der kleine Erdenbürger in diese schlimme Welt eingetretcn und hatte seinen ersten Schrei getan, als unten an der Haustür laute Kolbenschläge ertönten. „Was gibt's? Wer will noch so spät herein? Hier hat niemand Zeit für fremde Besuche!" Der Bahnwärter öffnet das Fenster und lugt in die dunkle Nacht hinaus. Herrgott, was ist das? Das ganze Haus ist von Soldaten umstellt. Im Lichtschein der Lampe blinken Helme und Gewehrläuse. „Ausgemacht! Kreuzbataillon, wird's bald? Wir schlagen Euch die Türe ein!" Zitternd, zu Tode erschrocken, eilt der Mann die Treppe hinab und öffnet die Haustüre. „Was soll das heißen? — Warum öffnen Sie nicht sofort? Sie sind verhaftet!" Herrgott —verhaftet? Jetzt? In dieserNacht, wo seine arme Frau der Hilfe erst recht bedarf? „Sind Österreicher in Ihrem Hause?" „Gewiß nicht." „Dann stehen sie nicht weit von hier! — Sie haben ihnen Lichtsignale hinausgegeben — verdammter Spion!" „Mein Gott, ich versteh' nicht, was Sie sagen! Ich bin kein Spion, weiß auch nichts von den Österreichern — hab' auch kein Signal gegeben, es fährt ja, seit die Preußen da sind, auch kein Zug mehr!" „Doch! Sie haben Blinkfeuer von Ihrem Fenster aus gegeben! Wir haben's gesehen! — Gesteh', Du Hund, oder wir schießen Dich aus der Stelle nieder!" Starke Fäuste packten ihn am Halse, würgten ihn und schüttelten ihn, daß ihm Hören und Sehen verging. Da brach der Mann vor Todesschreck fast zusammen und beschwor bei Seele und Seligkeit, daß er unschuldig sei. Himmelhoch beteuerte er, daß er sein Licht nur gebraucht, weil er die Hebamme geholt und seine Frau im Wochenbett liege... So redeten sie lange gegeneinander, ohne sich zu ver stehen, bis endlich der Anführer an Irrtum und Mißver ständnis zu glauben begann und sich schließlich durch scharfe Haussuchung überzeugte, daß der verdächtige Lichtschein tat sächlich nur einem kleinen Kindchen zum Eintritt in dieses Erdental geleuchtet hatte und nicht den Österreichern zum Einbruch durch das „Höllental" gegen die Preußen. — Heimatglaubs Don Erich Guertler eigen trautes Gefühl überkommt doch den Menjchen, wenn er jo recht innig fprschen kann: „Ich Habs eins Heimat, ich Weitz, wo treue Herzen mir entgegen schlagen". Etwas Heiliges wird in ihm aufstsigen, ungefähr so, als wenn der Mensch seiner Mutter gedenkt. And die Heimat, ist sie nicht auch eine Mutter? Was wir sind, danken wir ihr. Anssre Geels ist ihr Eigentum. Wir fühlen es jo recht, wenn wir ihr fern weilen. Flammende Sehnsucht nach dec Heimat steigt in uns auf und wäre unsere Heimat sine öde Insel mit kalten Felsen und wohnte Mühe und Armut dort, unser Her; wird sie lieben, denn sie hat uns gehen und stammeln gelehrt, uns von ihrem Blut in unser Blut, von ihrem Mark in unser Mark gegeben; darum müssen wir an die Heimat glauben und ihr danken, indem wir sie schätzen und ehren. Wir müssen unsere Heimat auch kennen. E» mutz ja ein trauriger Mensch sein, der eine Heimat hat und nichts von ihr zu erzählen weitz. Wanders durch deins Heimat und siehe, wie schön sie istl Zeder Saum, jeder Strauch wird dir etwa» Herzliches zuflüstsrn. Zeder Hou», jedes Gärtchen davor vermag dir etwa» zu erzählen von deiner Heimat. Blumige Täler und waldige Höhen ziehen sich in buntem Wechsel durch deine deutsche Heimat, wie mutzt du sie lieb haben! Ihrs ruhmvolle Vergangenheit grüpt dich von den Häuptern der Alpen bis zu den Wogen des Meeres, von den Herrlichkeiten der Rhsingaus bis ins östliche Flachland mit seiner träumenden Tiefebene. Doms und Münster reden sine gewaltige Sprache zu dir. Alte Schlösser, die im Dornröschenschlaf träumen, herrliche Denkmäler und Bauten der Neuzeit sagen dir von immer streben dem Menschsngeist, der aus der Heimat wächst, in ihr lebt, sie ver schönt und ihren Reichtum mehren will. — Glaube an deins deutsche Heimat — wenn auch Stürme des Leids über sie nisdsrbraustsn und ihr Herz betrübten, ihrs Seele stirbt nicht — solange wir sie mit Liebe umfangen. Im Glauben an die Heimat, datz sie uns alles ist — liegt dis Kraft, dis Wunder für sie schaffen kann. — Wald. 1. o Waid, in dessen Märckentieken der reine Quell der Kunst entsprang, in dessen Sckotz die Kratts scklieken, Lurck dis der Mensck zur Sonne drang. O Wald, wie Kat man dick gesckändet, befleckt dein rittsrlickes kleid, wie Kat man dick, von Lier geblendet, zur Sckackerware kreck entvveikt! Du sckweigst, du trauerst und du sckvvindest, — Kock ragt des deutscken Volkes Saus, — dock stirbt, — o datz du ewig stündest! — mit dir dis deutscke Seele aus. Icings um die Köken deiner Slieder nock kampfversckonte Sckar sick drängt, wie wacke kältend sckaut sie nieder, Vorposten sind durcks Lal versprengt . , . 2. Zuweilen kommen nock gekakren aut Summirädern Kind, Weib, Mann, und stekn mit seltsamem Sebaren und staunen deine Wunder an. vekutsam streiken sie dis Üste — So zart die kaut — so kein da» kleid I Papier und §rükstücksüberreste bezeicknen ikre Tätigkeit. Oie Llugen sckärkend mit dem Slase, ein Skizzenbücklein in der Sand, liegt ein ttstketikus im Srase und kombiniert mit viel Verstand. Und abends — ab, welck seltne Speise! — ven koken Saal durckklutet Lickt - wenn er vor exklusivem kreise vom „sckönen deutscken Walde" sprickt . . . 3. Vock einmal steigst du nock kernieder und übsrsckreitest Lal um Lal, und füllst die weiten ebnen wieder mit I^iesenstämmen okne Zakl. vann magst du wieder Srütze tauscken mit vrüdern bis zum fernsten Strand, ein wipkel. und ein wellsnrauscken von Meer zu Meer, von Land zu Land. wenn dann nock einmal aus dem Staube sick neubelebte mein Lebein, möckt ick wokl eme wilde Haube in deiner Urwalddämmrung sein. Und wo die letzten seiner sseste verstreut ein Denkmal unsrer Zeit, lausckt ick in meinem Wipfelneste den Liedern der Vergangenkeit. H. A«riich.